«Volksinitiative für ein Genderverbot in Hamburg»
Was das sog. #Gendern angeht, bin ich hübsch hin und her gerissen. Das Sternchen werde ich mein Lebtag nicht benutzen, als gelegentlicher Verfasser von Texten zu kulturellen Themen brauche ich das unbedingt für Fußnoten (und hochgestellte Ziffern kommen mir nicht in den Text). Aber die weibliche Form in einem Text einzubauen, immer dann, wenn man das Gefühl hat, vor dem inneren Auge entsteht das Bild einer „Männerrunde“, von „Männern unter sich“ (wovor mir graut), das halte ich für sehr sinnvoll, und auch gelegentlich mal nur die weibliche Form zu verwenden, ist effektvoll. Wenn junge Leute das Sternchen verwenden, nur zu, ich würde mir aber wünschen, dass das auf spielerische, fantasievolle Weise geschieht – zum Beispiel um Puristen (und Puristinnen) zu ärgern, die (wie ich) sagen, ein Sternchen ist kein Buchstabe und stört das Schriftbild (von der Aussprache mal zu schweigen, die die gedachten „jungen Leute“ in der Regel ja ziemlich locker bewältigen). Das Sternchen sollte frech sein und vor allem die „Männerbünde“ (und ihre weiblichen Sympathisanten) ärgern. Wenn aber dieses Aufmüpfige verlorengeht und die Schreibweise zum Standard wird, bin ich nicht mehr dabei.
Als Lektor weiß ich darüber hinaus: Einen literarischen Text, im Gegensatz zum „Gebrauchstext“, einem Amtsschreiben, einer Einladung u.ä., kann man nicht schematisch „durchgendern“. Das generische Maskulinum als geschlechtsunabhängige, verallgemeinernde Form funktioniert nach wie vor gut und wird uns wohl noch eine ganze Weile erhalten bleiben.
In Hamburg wurde jetzt eine Volksinitiative ins Leben gerufen, die Gendersprache in Behörden sowie an Schulen und Hochschulen verbieten lassen will. Die Initiatorin, Sabine Mertens, ist eine kluge Frau, offensichtlich aus der (zweiten) Frauenbewegung kommend, die sich klar und deutlich von Sympathisanten aus dem rechten Lager abgrenzt (aber natürlich nichts dagegen unternehmen kann, dass die CDU sofort auf den Zug aufspringt und für sie Stimmen sammeln will). Braucht es so eine Initiative wirklich? Ist der Leidensdruck durch genderisierte Sprache wirklich so groß? Ich kann das nicht nachempfinden. Sobald jemand anfängt, sich über das Sternchen aufzuregen, werde ich zum Gender-Sympathisanten. Ich glaube einfach nicht, dass eine genderisierte Behördensprache die deutschen Sprache „verhunzen“ kann. Die Sprache wird ständig verhunzt, und es steht jedem und jeder frei, unverhunzt zu sprechen und zu schreiben. (Und „exkludiert“ fühle ich mich von der Behördensprache auch so. Der Übeltäter bzw. die Übeltäterin ist nicht der Stern, sondern das, was man „Nominalstil“ nennt.)
In diesem Fall hier bin ich (wenn auch immer nur „bis auf weiteres“) ganz auf der Seite der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Jennyfer Jasberg, die sagt: „Wir haben keine verbindlichen Regeln oder Gebote, die sagen, man muss gendern, sondern wir haben lediglich Leitfäden, die denjenigen, die das anwenden möchten, Hilfestellungen bieten.“
Und so geht es mir immer: Ich halte zu dem/der, der/die gerade angegriffen wird.
ndr.de/nachrichten/hamburg/Ham…
#Gendern #Hamburg #Volksinitiative
Hamburger Volksinitiative gegen Gendersprache startet
Die Hamburger Volksinitiative "Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung" hat ihre Unterschriftensammlung am Dienstagnachmittag offiziell angemeldet.NDR
Amina mag das.
morri
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