Großbrand zerstört Kirche südlich von Leipzig – Millionenschaden in Tellschütz bei Zwenkau
Leipzig. Ein ganzes Dorf steht unter Schock: Die Kirche im Zwenkauer Ortsteil Tellschütz (Kreis Leipzig) ist in der Nacht zum Sonnabend bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Das mehr als 400 Jahre alte Gotteshaus ging aus bislang noch unbekannter Ursache in Flammen auf. „Kirchturm und Kirchenschiff wurden völlig zerstört", sagte Thorsten Dressler aus dem Lagezentrum der Polizei gegenüber LVZ-Online. Es entstand ein Millionenschaden.
Kurz nach 3 Uhr rasten mehrere Löschzüge aus Zwenkau, Groitzsch, Pegau, Markranstädt und Böhlen in den 125-Seelen-Ort. „Das Feuer war im Turm ausgebrochen, aber es breitete sich rasend schnell auf das gesamte Gebäude aus", berichtete ein Feuerwehrmann gegenüber LVZ-Online. Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen des starken Windes durch Sturmtief "Elon" schwierig. Aufgrund von Problemen mit der Wasserversorgung musste zudem aus dem rund 300 Meter entfernten Mühlgraben Löschwasser zum Brandstelle gepumpt werden.
Bislang keine Hinweise auf Brandstiftung
Verletzt wurde durch das Feuer niemand. Hinweise auf Brandstiftung gibt es laut Polizei bislang nicht. „Die Ermittlungen zur Ursache laufen", so Dressler. Durch den starken Funkenflug mussten in der Nacht umliegende Gebäude von der Feuerwehr gekühlt werden, eine Evakuierung war aber nicht notwendig. Akute Gefahr für Anwohner bestand laut Polizei nicht. Insgesamt war mehr als ein dutzend Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz. Die Löscharbeiten dauerten auch am Samstagvormittag noch an. „Es werden weiter Glutnester kontrolliert", so der Polizeisprecher.
Die genaue Höhe des entstandenen Schadens ist bislang noch unklar. Sie dürfte sich aber im siebenstelligen Bereich bewegen, so der Polizeisprecher. Pfarrerin Barbara Hüneburg war ebenso wie viele Einwohner des Dorfes am Morgen geschockt und zeitweise den Tränen nahe. Am Sonntag hätte der nächste Gottesdienst in der kleinen Dorfkirche stattfinden sollen. Rund 50 Tellschützer sind Mitglied in der Geemeinde. Das Gotteshaus ist das Schuckstück und Wahrzeichen des Ortes.
Alte Glocken und seltene Rokoko-Ausmalungen Opfer der Flammen
Der Turm der heute evangelisch-lutherischen Kirche stammt aus dem Jahr 1520, die älteste Glocke bereits aus dem Jahr 1400. Das Gotteshaus selbst war zuletzt von 1993 bis 1997 komplett saniert worden. Wie es auf der Homepage der Kirchgemeinde heißt, wurden unter anderem der Turm und das Dach des Kirchenschiffes denkmalgerecht erneuert und auch der Innenbereich mit Altar, Emporen, Bänken und Orgel restauriert.
Wie es nun weitergeht mit der Gemeinde, steht völlig in den Sternen. Die Einwohner hoffen auf Spendenbereitschaft, um die Kirche wieder aufbauen zu können. Die drei Bronze-Glocken der Kirche waren einige der wenigen in der Region, die nicht im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurden. Durch die Flammen gingen nach Hüneburgs Angaben auch seltene Original-Rokoko-Ausmalungen verloren. Der entstandene Schaden sei daher beinahe unschätzbar.