Breitbandausbau: Groitzsch setzt bei Glasfaser jetzt auf Envia-Tochter
Eine neue Chance für einen flächendeckenden Breitbandausbau will die Stadt Groitzsch wahrnehmen. Für ein flächendeckendes Glasfasernetz, das schnelles Internet gewährleisten soll, setzt sie auf eine Envia-Tochter.
Einen neuen Weg bei der Breitbandversorgung schlägt jetzt die Stadt Groitzsch ein. Zwar gelten große Teile der Kommune derzeit nicht als unterversorgt. Der Maßstab dafür ist allerdings „nur“ eine Datenübertragungsrate von 30 Megabit (MBit). „Das ist eben nicht zukunftsfähig“, sagt Bürgermeister Maik Kunze (CDU). Deshalb gehe es um den flächendeckenden Glasfaserausbau. Nachdem diesen nun ein weiteres Unternehmen auf eigene Kosten erledigen will, hat der Stadtrat am Donnerstagabend grünes Licht gegeben. Zusage für Glasfaser bis in die Wohnung: „Wobei wir nur die Befürwortung von Groitzsch für die Firma Envia-Tel zugesagt haben“, stellt Kunze klar. Keine Beauftragung und keinen Vertrag. Der Telekommunikationsdienstleister habe angeboten, für das gesamte Gebiet einschließlich aller Ortsteile ein Glasfasernetz aufzubauen. „Das soll alle Haushalte und Firmen erreichen.“ Sie erhalten einen sogenannten FTTH-Anschluss. Gemeint ist: Fibre to the home – Glasfaser bis in die Wohnung (ohne Vertrag bis zum Grundstück). Damit sind Datenraten von mindestens 300 MBit zu erreichen. Tarife soll es auch für 600 und 1000 MBit geben. 2018 hatte Groitzsch dem Anbieter Deutsche Glasfaser (DG) eine Absage erteilt, weil der sich laut Bürgermeister „nur die Rosinen rauspicken wollte. Etliche Dörfer hätten in die Röhre geschaut“. Gerade den „weißen Flecken“ will sich hingegen die Landkreis-Firma Breitband GmbH widmen, bei der die Schusterstadt Mitgesellschafter ist. Jedoch gibt es nur für die Bereiche unter 30 MBit die zugesagte 100-Prozent-Förderung. Und es dauert noch. Bedingung: 35 Prozent Verträge im Vorfeld: Deshalb soll nun Envia-Tel zum Zuge kommen. „Das ist eine Tochtergesellschaft von Stromversorger Envia-M, wo wir auch Mitgesellschafter sind“, vergibt Kunze einen Seriositätsbonus. Allerdings knüpft das Unternehmen, ebenso wie der Konkurrent, eine Bedingung an sein Engagement. Es muss eine Vermarktungsquote von 35 Prozent (bei DG 40 Prozent) erfüllt sein. Das heißt laut Bürgermeister: Von den 4935 Anschlusspunkten (Haushalte, Firmen, Schulen, Einrichtungen) überhaupt müssten 1727 im Vorfeld einen Vertrag abschließen – damit die Refinanzierung gesichert ist. Envia-Tel bisher in Gewerbegebieten stark: Was bedeutet, dass sich künftige Kunden von ihren bisherigen Anbietern verabschieden müssten. Die Preise sollen Telekom-Niveau haben. Auf der Homepage nachzulesen, sind sie (noch) nicht. Envia-Tel startet erst ins Privatkunden-Segment, nennt aktuell nur drei angeschlossene Wohngebiete. Kunze weiß aber von Aktivitäten in Zwenkau, Pegau und Böhlen. Bekannt ist der Dienstleister im Wirtschaftssektor. Rund 350 Gewerbegebiete mit über 40 000 Firmen in vier Bundesländern gehören zum Netz. Sportlicher Ablauf – zweistelliger Millionen-Betrag: Für Groitzsch soll die sogenannte Nachfragebündelung von November bis Januar 2021 laufen, sagt der Bürgermeister. Wird die Quote erreicht, ist die Realisierungsphase mit konkreten Planungen und Einholung der Genehmigungen bis Juli vorgesehen. Und zwischen August 2021 und August 2022 könnte in der Bauphase die Umsetzung erfolgen. „Das ist wohl sportlich, aber zu realisieren“, so Maik Kunze. Es wird mit 72 Kilometer Länge und Projektkosten von circa 17 Millionen Euro kalkuliert; beim Kreis sind es 4,7 Millionen Euro. Breitband-Firma vom Landkreis fängt Risiko auf: Bei der vorherigen Vorstellung des Vorhabens vorm Technischen Ausschuss war Matthias Peter, Koordinator der Breitband-Firma vom Landkreis, dabei. „Er hat die Möglichkeit für uns begrüßt“, sagt der Bürgermeister. „Auch ich denke, es ist eine gute Chance. Klar, es ist immer ein Restrisiko dabei.“ Das sei bei Problemen anderer Kommunen mit Anbietern zu sehen. „Doch falls es ganz schiefgehen sollte, könnten wir zur Kreisfirma zurück.“ Nun komme es auf die hiesigen Bürger und Unternehmen an. Lesen Sie auch: Neukieritzsch und Groitzsch diskutieren Glasfaser Kreis Leipzig erhält Geld für schnelles Internet: Doch nicht alle profitieren Von Olaf Krenz