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Pflegenotstand: Sana-Klinikum und Landkreis Leipzig entwickeln Strategie


Im Landkreis fehlen in Zukunft 700 Pflegekräfte sowie Hilfskräfte, die sich um ältere Menschen kümmern. Landrat Henry Graichen (CDU) begrüßt deshalb Initiativen der Sana Kliniken Leipziger Land, Berufsnachwuchs selbst auszubilden.

Der Landkreis steuert in den kommenden Jahren auf einen akuten Mangel an Pflegekräfte zu. Laut einer Erhebung, die beim jüngsten Überlandgespräch von Landrat Henry Graichen (CDU) vorgestellt wurde, werden im Jahr 2035 bereits 400 Pflegekräfte sowie weitere 300 Hilfskräfte fehlen. Das ist das Ergebnis einer Befragung bei Einrichtungen der ambulanten sowie teil- und vollstationären Pflege. Das Sozialamt hatte dazu 78 Pflegedienste, 23 Sozialstationen, 22 Tagespflegen, 47 Pflegeheime und 16 Wohnheime für Menschen mit Behinderungen um ihre Einschätzung gebeten. Auch die fünf Krankenhäuser in Grimma, Wurzen, Borna, Zwenkau und Zschadraß sowie das Geriatrie-Zentrum Zwenkau wurden einbezogen. Diese befinden sich teilweise in einem Teufelskreis: Akute Personalnot führt dazu, dass die Belastung der Mitarbeiter immer weiter zunimmt. Mit dem Ergebnis einer erhöhten Fluktuation. Sana will klinikeigenes Bildungszentrum weiter profilieren: „Vieles hängt davon ab, ob es uns gelingt, mehr Menschen für den Bereich der Pflege zu gewinnen“, meinte Graichen vor Vertretern aus Politik und Gesundheitswirtschaft. Als verlässlichen Partner habe der Landkreis dabei die Sana Kliniken an seiner Seite. Statt auf Wunder zu hoffen, schmiedet das Unternehmen Pläne, sein Bildungszentrum am Standort Borna weiter auszubauen. „Damit wollen wir unseren eigenen Bedarf, aber auch den von ambulanten Pflegediensten und weiteren medizinischen Einrichtungen im Landkreis decken“, erklärte Martin Jonas, Regionalgeschäftsführer der Sana Kliniken AG für die Region Sachsen. Die Schule für Pflegeberufe in Borna verfüge derzeit über 90 Plätze, die perspektivisch auf 120 aufgestockt werden sollen. Sana lässt sich von Bürokratie nicht entmutigen: Längst hat sich Sana aufgemacht, auch ausländische Mitarbeiter zu gewinnen. Abstimmungen mit Arbeitsamt und Ausländerbehörde, Kampf um Einreisegenehmigungen und Gleichwertigkeits-Bescheide für die Anerkennung als Fachkraft – die Bürokratie hält dabei zahlreiche Fallstricke bereit. Von denen lassen sich die Verantwortlichen allerdings nicht entmutigen. Cornelia Reichardt, Leiterin des Sana-Bildungszentrums, und Praxisanleiterin Jacqueline Lindner berichteten anschaulich, wie der erste Kurs mit Bewerbern aus Ägypten, Algerien, Syrien und Tunesien bisher verlaufen ist. Ihr Zwischenfazit lässt hoffen. „Die Teilnehmer haben in ihren Heimatländern bereits eine medizinische Ausbildung durchlaufen, sind also sehr gut ausgebildet. Was fehlt, sind Deutschkenntnisse, um sich mit Patienten und Kollegen zu verständigen. Aber auch hier helfen wir, organisieren zum Beispiel gemeinsame Ausflüge oder kochen zusammen“, berichtete Jacqueline Lindner. Was die Praxisanleiterin besonders freut: Zwei der zehn Teilnehmer können bereits vorzeitig ihre Prüfung ablegen. „Und wenn sie ihren Abschluss als Krankenpfleger in der Tasche haben, möchten sie gern ihre Familien nachholen.“ Netzwerk soll Integration von ausländischen Pflegekräften erleichtern: Schon jetzt wurde gemeinsam mit weiteren Akteuren ein Netzwerk geknüpft, um die Neuankömmlinge möglichst gut zu integrieren. Denn eins soll nicht passieren: Dass die Klinik viel Kraft und Zeit investiert, die frisch ausgebildeten Pfleger dann aber das nahe Leipzig als Arbeitsort vorziehen. Auch Jonas bezeichnete es als Herausforderung, sich auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt für Pflegekräfte zu behaupten. Doch jede Anstrengung lohne sich – auch wenn es ein langer Weg sei von der Rekrutierung eines Bewerbers bis zum ersten Einsatz am Krankenbett. Von Simone Prenzel