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190 Tonnen schwere Brückenteile für A72-Anschluss Zwenkau schweben ein


Autofahrer staunten am Montag nicht schlecht, als an der künftigen Anschlussstelle Zwenkau zwischen B2 und B95 Stahlkolosse in luftigen Höhen schwebten. In dieser Woche entstehen die ersten 60 Meter der neuen Brücke.
Knapp 200 Meter lang, rund 2000 Tonnen schwer: Das sind die Eckdaten der Brücke, die künftig die Anschlussstelle Zwenkau der Autobahn 72 bilden soll. Ein Teil des Bauwerks wird nun seit Montag montiert und soll am Freitag Formen annehmen. Doch bis die gesamte Brücke fertig ist, dauert es noch. Der Bauträger, die Autobahn GmbH, rechnet mit der kompletten Fertigstellung und mit der Inbetriebnahme Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023.

Die ersten 60 Meter der neuen Brücke entstehen dieser Tage auf Höhe der Kreuzung der B95 und überspannen künftig die Staatsstraße 72. Vier riesige Stahltröge werden seit Montag auf Widerlager und Pfeiler gesetzt. Und zwar zwei pro Fahrtrichtung. Um die jeweils 90 und 190 Tonnen schweren Kolosse an die entsprechenden Stellen zu heben, bedarf es zweier Schwerlastkräne, die perfekt aufeinander abgestimmt die bislang auf der Baustelle gelagerten Teile hochwuchten und millimetergenau wieder absetzen müssen.
Sechs Stahlkolosse für die ersten 60 Meter der Brücke

„Hier kommt das sogenannte Tandemverfahren zum Einsatz“, erklärt der Projektleiter. Anders sei diese Last gar nicht zu stemmen. Während die vier Tröge künftig den Bereich der S72 überspannen und vom Widerlager zu den Pfeilern vor der Pleiße reichen, werden zudem noch zwei weitere Tröge in Richtung Fluss montiert, die aber erst in diesen Tagen per Schwerlasttransport zur Baustelle geliefert werden. „An sich brauchen wir für diesen ersten Brückenabschnitt sechs Teile, aber wir können hier nicht zeitgleich alle lagern, dafür reicht der Platz nicht aus“, begründet der Projektleiter die zeitlichen Abläufe.

„Die gesamte Brücke, wenn sie denn fertig ist, überspannt später von der B2 kommend die Bahnschienen, die Pleiße und die Staatsstraße 72 bis hin zur alten B95, die ja dann schon A72 sein wird“, erklärt Tino Möhring, Sprecher der Autobahn GmbH. Während nun die ersten 60 Meter des Bauwerks per Kranmontage entstehen, kommt für den Bau der restlichen 140 Meter – nämlich von der Pleiße über die Schienen bis hin zum Widerlager an der B2 – das Taktschiebeverfahren zum Einsatz. Heißt: Im bereits aufgebauten Zelt an der B2 werden derzeit weitere Brückenteile zusammengeschweißt und dann sozusagen im Gesamtpaket in Richtung B95 geschoben, so dass der Zusammenschluss beider Seiten über der Pleiße erfolgt.
Brücke wird ab Juni über der Pleiße zusammengeschoben

Während die Arbeiten im Zelt hinter verschlossenen Türen ablaufen, haben Zaungäste an der Kreuzung zur B95 genug Gelegenheit, beeindruckendes zu sehen. Bis Donnerstag soll täglich ein weiterer Stahltrog per Kran angehoben und an Ort und Stelle gesetzt werden. Das Taktschiebeverfahren hingegen beginne laut Möhring dann im Juni oder Juli. Mit dem Zusammenschluss beider Seiten sei dann im Sommer zu rechnen.

Fertig ist das Bauwerk selbst dann nicht, wenn die 200 Meter montiert wurden. „Wir gehen davon aus, dass das gesamte Bauwerk Ende 2022 stehen wird“, sagt Möhring. Und sobald die neue Brücke steht, werde die bisherige, die jetzt über Fluss und Bahnlinie führt, abgerissen. „Die jetzige Brücke ist in den 1970er-Jahren gebaut worden und entspricht längst nicht mehr den Standards. Darüber hinaus ist sie langsam, aber sicher marode.“
Abschnitt zwischen Rötha und A38 bekommt zehn Brücken

Die künftige Anschlussstelle Zwenkau von A72 und B2 bekomme laut des Projektleiters sogenannte Holländerrampen, wie sie auch an der Anschlussstelle Espenhain/Kitzscher entstanden sind. Das sei der Tatsache geschuldet, dass schlicht nicht genug Platz für Schleifen und Tangenten sei. „Und mit der Brücke werden alle nur denkbaren Fahrbeziehungen hergestellt“, macht der Projektleiter deutlich.

Der 200-Meter-Stahlkoloss ist bei weitem nicht das einzige Brückenbauwerk im Bauabschnitt 5.2 zwischen Rötha und der Autobahn 38. „Insgesamt bekommt dieser Abschnitt der A72 zehn Brücken“, betont Möhring. Sieben seien derzeit im Bau.
Von Julia Tonne