So geht es auf der A 72 bei Leipzig weiter: Anschlussstelle Zwenkau bald befahrbar
Die A 72 ist zwar schon durchgängig befahrbar, aber immer noch eine Baustelle. In diesem Jahr können Autofahrer an einer wichtigen Anschlussstelle mit Erleichterungen rechnen.
Rötha/Böhlen. Pendler, die regelmäßig an Rötha vorbei auf der A 72 fahren, haben es bemerkt. Ein riesiger Berg aus Erdmassen, der dort erst als Zwischenlager aufgeschüttet und dann wieder abgetragen wurde, ist nahezu verschwunden. Man könnte das als sichtbares Zeichen für anhaltende Bewegung auf der größten Straßenbaustelle im Landkreis Leipzig nehmen.
Wobei Kritiker an dieser Stelle einwenden können, dass in den zurückliegenden Wochen auf der Baustelle eher Ruhe geherrscht habe. Häufig sah man auch am Tage viele Baumaschinen und Dumper ordentlich aufgereiht nebeneinanderstehen.
Baugrund wird stabilisiert
Projektleiter Eric Winter und Sprecher Tino Möhring von der Autobahn GmbH können das erklären. Über weite Strecken befinde sich der Autobahnbau tatsächlich gerade in einer Ruhephase. Die künftigen Fahrbahnen sind mit Erdreich überschüttet – aufgelastet – worden und bleiben so rund ein halbes Jahr weitgehend unberührt liegen. In dieser Zeit soll sich das darunter befindliche Erdreich setzen.
Das Verfahren, welches auch bei den schon genutzten Fahrspuren zwischen Rötha und der Autobahn 38 südlich von Leipzig angewendet wurde, soll den komplizierten Baugrund für den Autobahnverkehr nutzbar machen. In diesem letzten Abschnitt der A 72 zwischen Chemnitz und Leipzig verläuft die Trasse fast komplett durch ehemaliges Tagebaugelände. Das wurde seinerzeit verkippt, aber nicht zusätzlich verdichtet.
Die Verdichtung wurde jetzt unter den Fahrbahnen und Brückenpfeilern mit verschiedenen Technologien nachgeholt. Die aufgeschütteten Erdwälle sollen eine durch den späteren Verkehr dennoch erwartete Setzung des Bodens vorwegnehmen. Spätestens nach sechs Monaten wird die Überschüttung entfernt, dann können die Fahrbahnen gebaut werden.
Brücken wurden mit Damm verbunden
Rund 38 Millionen Euro wird die bundeseigene Autobahngesellschaft in diesem Jahr in dem Abschnitt verbauen. Die größte Veränderung und zugleich Erleichterung für Autofahrer vollzieht sich in den kommenden Monaten an der Anschlussstelle Zwenkau, wo die Bundesstraße 2 in die A 72 mündet. Derzeit wird der Verkehr noch über Umwege abseits der dafür vorgesehenen Überführung geschickt.
Für die meisten Nutzer des Kreuzes wird sich das voraussichtlich Mitte des Jahres ändern. Zwei schon länger stehende Brücken sind in den zurückliegenden Wochen bereits durch einen Damm für die Fahrbahnen verbunden worden. Über die kann in ein paar Monaten von der B 2 direkt auf die Autobahn gefahren werden.
Ausnahme: Wer aus Richtung Leipzig kommt und auf die B 2 will, muss auch dann vorläufig weiter den Umweg über die Behelfsabfahrt Böhlen nehmen. Die Abbiegespur, also der direkte Weg zum neuen B-2-Anschluss, kann in dieser Richtung nämlich erst gebaut werden, wenn die alte Brücke über die Pleiße und die Bahnstrecke abgerissen ist. Das geschieht voraussichtlich bis Ende dieses Jahres.
Bau des zweiten Parkplatzes beginnt
Nicht nur an der Anschlussstelle auf halbem Weg zwischen Rötha und der A 38 wird gebaut, sondern auf der gesamten Strecke. Parallel zur Ortslage Großdeuben entstehen Lärmschutzwälle und Wände. An einer Stelle sogar beides übereinander bis zu zehn Meter hoch.
Zwischen Rötha und dem B-2-Anschluss müssen im Zuge der Richtungsfahrbahn Leipzig noch mehrere Brücken gebaut werden, und bei Rötha wird in diesem Jahr der Erdbau für einen Parkplatz mit Toiletten (PWC-Anlage) für die Fahrbahn in Richtung Chemnitz beginnen. Der wird voraussichtlich den Namen „Röthaer Holz“ bekommen. In der Gegenrichtung gibt es in rund vier Kilometer Entfernung bei Espenhain schon den PWC-Platz „Hainer See“.
Am anderen, nördlichen Ende dieses letzten Abschnitts der A 72 wird am Anschluss an die A 38 gebaut. Das spüren vor allem Autofahrer, die aus Richtung Westen kommen und nach Süden weiterwollen. Anstatt von Göttingen in Richtung Chemnitz einfach rechts abzufahren, werden sie über alle Auf- und Abfahrten eine komplette Runde um das Kleeblatt-Kreuz geführt.
2006 war krasse Fehleinschätzung
Daran wird sich so schnell nichts ändern. Im Gegenteil: In der Gegenrichtung können an der Abfahrt in Richtung Dresden demnächst Behinderungen, möglicherweise auch kurzzeitige Sperrungen hinzukommen. Der Anschluss an die A 38 muss hier verbreitert werden, denn die A 72 wird auf den letzten zwei Kilometern sechs Fahrspuren haben. 2026 soll sie fertig werden.
Die A 72 verbindet den Ballungsraum um die fränkische Stadt Hof im Nordosten von Bayern mit Leipzig. Der Weiterbau von Chemnitz bis zur A 38 im Süden von Leipzig begann im November 2003. Ursprüngliche Ankündigungen, wonach die wichtige Nord-Süd-Verbindung schon zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006 fertig sein sollte, hatten sich bald als krasse Fehleinschätzung erwiesen.
Vor allem im derzeit im Bau befindlichen letzten Abschnitt sind die Arbeiten extrem aufwendig. Das liegt nicht nur am komplizierten Baugrund, sondern auch daran, dass der Bau bei fließendem Verkehr erfolgt. Denn die Autobahn liegt hier weitgehend auf der verbreiterten Trasse einer vorherigen Bundesstraße. Seit Sommer vorigen Jahres ist die A 72 durchgängig befahrbar, im letzten Abschnitt nur mit reduzierter Geschwindigkeit auf einer Richtungsfahrbahn.