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Neukieritzsch: Vorab-Kritik an Mibrag-Plänen für Windpark Breunsdorf


Das Bergbauunternehmen Mibrag plant einen großen Windenergiepark nahe Neukieritzsch auf dem Gelände des Tagebaus Schleenhain. Darüber will es zuerst die Stadt- und Gemeinderäte informieren. Ein Neukieritzscher Abgeordneter befürchtet Beeinträchtigungen für Anwohner.

Unweit von Neukieritzsch könnte demnächst der größte Windpark in Westsachsen entstehen. Jedenfalls sieht der aktuelle Entwurf des Regionalplanes auf einem ausgekohlten und wieder verfüllten Areal des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain, südlich der von Neukieritzsch in Richtung Groitzsch führenden Bundesstraße 176, ein Gelände für die Erzeugung von Windenergie vor. Das Areal ist 250 Hektar groß – wie sonst keine andere Vorhaltefläche für diese Zwecke im Plangebiet des Großraums Leipzig.

Die Pläne des Bergbauunternehmens Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag), das den Tagebau betreibt, sind dabei möglicherweise schon konkreter, als bisher angenommen. Auf bisherige Anfragen reagierte die Firma allerdings reserviert. Es gibt noch nichts Konkretes, hieß es noch Anfang März. Dabei ist der „Windpark Breunsdorf“ bei dem Bergbauunternehmen offenbar längst ein gängiger Begriff. Um den jedenfalls soll es unter anderem am 19. April auf einer Informationsveranstaltung der Mibrag in Neukieritzsch gehen.
Platz für zehn Windräder neben der Bundesstraße

Allerdings ist die nicht für die Öffentlichkeit gedacht. „Wir informieren an diesem Tag ausschließlich die geladenen Gemeinde- und Stadträte von Neukieritzsch und Groitzsch“, sagt Mibrag-Sprecher Maik Simon auf die LVZ-Anfrage. Erst danach werde man auch öffentlich informieren. Einer der Teilnehmer, Gemeinderatsmitglied Horst Tilke (CDU-Fraktion) aus Neukieritzsch, kritisiert die noch geheimen Pläne allerdings schon vorab.

Bekannt ist bislang nur die Lage des im Regionalplan festgelegten Gebietes, das bis auf 1000 Meter an die ersten Bebauungen von Neukieritzsch heranreicht und sich auf rund zwei Kilometer entlang der Bundesstraße erstreckt. Und, dass dort Platz für zehn Windräder sein soll. Deren neueste Generation kann Höhen von bis zu 270 Meter erreichen, hatte Andreas Berkner, als Chef der Planungsstelle Westsachsen federführend am Regionalplan beteiligt, vor wenigen Tagen in einem Interview mit der LVZ gesagt.
Bedenken der Gemeinde nicht aufgegriffen

Aufgrund dessen, was bisher bekannt ist, leitet Tilke eine „Beeinträchtigung der Lebensbedingungen“ mindestens für die Bewohner der aus Sicht des künftigen Windenergieparkes ersten Häuser in Neukieritzsch ab. In der Nähe des Sportplatzes und an der Parkarena, befürchtet er, werden die Geräusche wahrzunehmen sein, die wegen der Hauptwindrichtung direkt in den Ort getragen würden.

Darüber hinaus würde die im Westen tief stehende Sonne für störende Schattenwürfe von den Windrädern sorgen. Bewohner von Ramsdorf, in deren Nähe sich ein Windpark befindet, bestätigten ihm solche Wahrnehmungen, sagt er.

Deshalb fordert Tilke eine Verschiebung der gesamten Anlage weiter nach Westen, um den Abstand zu bewohntem Gebiet in Neukieritzsch zu vergrößern. Diese Forderung hatte der Abgeordnete schon 2018 in einer Ratssitzung geäußert, als es um die Haltung der Gemeinde zum Entwurf des Regionalplans gegangen war. Die Kommune stimmte damals zu, machte auf Druck mehrerer Abgeordneter aber hinsichtlich der Lage des Windparkes in einer Protokollnotiz Verhandlungsbedarf geltend.
Ratsmitglied will Antworten von der Mibrag

Der freilich keinen Eingang in den überarbeiteten Plan gefunden hat. Würde man den 1000-Meter-Mindestabstand nicht ausreizen, hatte der Planungsverband in der Debatte sinngemäß deutlich gemacht, würde man der Windenergie insgesamt nicht mehr genügend Raum zur Verfügung stellen.
Gemeinderatsmitglied Horst Tilke fürchtet Beeinträchtigungen für Neukieritzscher vom möglichen Windpark Breunsdorf.
Gemeinderatsmitglied Horst Tilke fürchtet Beeinträchtigungen für Neukieritzscher vom möglichen Windpark Breunsdorf. Quelle: André Neumann

Tilke ist damit nicht einverstanden. Er möchte am Montag von der Mibrag hören, welche sachlichen Gründe dagegen sprechen, die ersten Windräder auf dem Areal weiter von Neukieritzsch entfernt zu platzieren. Er rät dem Unternehmen, nach der Abbaggerung von Heuersdorf und den Problemen mit Pödelwitz jetzt nicht den nächsten Zwist mit Anwohnern aufkommen zu lassen, sondern für Akzeptanz seiner Pläne zu sorgen.

Das Mitglied des Gemeinderates geht dabei sogar noch einen Schritt weiter. „Warum“, fragt er, „müssen es unbedingt Windräder auf dem Areal sein?“. Eine weitere große Fotovoltaikanlage, wie schon bei Kahnsdorf eine geplant wird, erscheint ihm sinnvoller. Die würde auf dem Tagebaugelände niemanden stören und hier niemandem landwirtschaftlich genutzten Boden wegnehmen.

Von André Neumann