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Lebendige Geschichte mit Zwenkauer Zutaten


Jugendlichen das Leben von Anne Frank näherzubringen, schaffen am ehesten die Jugendlichen selbst. Diesen Ansatz verfolgt die Wanderausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ bereits seit einigen Jahren und hat jetzt auch in Zwenkau Erfolg damit.
Obwohl die Wanderausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ schon seit fast zehn Jahren durch Deutschland tourt, ist das Interesse der Besucher ungebrochen. Das ist auch in Zwenkau nicht anders, wo die Ausstellung über das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank seit Mittwoch im Kulturkino Station macht. Über 970 Besucher, meist Schulklassen, hätten sich zu Führungen oder einer der Veranstaltungen bereits angemeldet. Das teilte Mit-Organisatorin Ulrike Läbe vom Kinder- und Jugendring Landkreis Leipzig am Rande der mit rund 50 Gästen gut besuchten Eröffnungsveranstaltung im Saal des Kulturkinos mit. „Die Besonderheit dieser Ausstellungsform liegt im pädagogischen Ansatz, den wir ‚Peer Education’ nennen“, erklärt die Sozialpädagogin. „Das heißt, Jugendliche werden von Jugendlichen aus der jeweiligen Region durch die Ausstellung begleitet.“ Weil diese jetzt in Zwenkau stattfindet, setzt sich das 15-köpfige Team diesmal vorwiegend aus Zwenkauer Gymnasiastinnen und Pegauer sowie Böhlener Oberschülern zusammen. „Sie machen das ehrenamtlich“, erläutert Läbe anerkennend. Jugendliche erklären für Jugendliche: Zwar würden die jungen Frauen für diese Aufgabe teilweise von der Schule freigestellt, aber sie müssten den versäumten Stoff nachholen. „Sie nehmen damit viel auf sich“, lobt Läbe und meint damit nicht nur den zweitägigen Vorbereitungskurs, den die Begleiterinnen im Anne-Frank-Zentrum Berlin absolvieren mussten. Noch bis zum 19. Juli führen die jungen Frauen ihre Gäste durch die Ausstellung, jeweils donnerstags von 16 bis 19 Uhr sowie an den drei ersten Samstagen im Juli von 14 bis 18 Uhr. Mit 15 Jahren ist die Zwenkauer Gymnasiastin Nele die jüngste unter den Begleiterinnen. „Frau Läbe hat in unserer Klasse gefragt, wer Lust hätte, dabei mitzumachen. Ich finde das sehr interessant und habe mich gleich gemeldet“, erzählt die sympathische Neuntklässlerin. Auch sie hat in den zwei Tagen zuvor jeweils von 8 bis 16 Uhr den speziellen Vorbereitungslehrgang für Ausstellungsbegleiter im Anne-Frank-Zentrum absolviert. Jetzt kann Nele die Besucher selbstbewusst durch die Ausstellung führen, die auch mit multimedialen Exponaten ausgestattet und vorrangig auf die Erwartungshaltung jüngerer Menschen zugeschnitten ist. Während im Kinosaal die Stationen des kurzen, tragischen Lebens von Anne Frank dargestellt werden, widmet sich ein zweiter Ausstellungsbereich auf der Empore aktuellen Zeitbezügen. Hier geht es um Fragen der Identität, der Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung. Informatives Rahmenprogramm: Abgerundet wird die vierwöchige Ausstellung von einem informativen Rahmenprogramm. So findet am 1. Juli zwischen 10 und 14 Uhr ein Workshop der Amadeo Antonio Stiftung statt, in dem das Thema „Antisemitismus und Verschwörungsideologien“ behandelt wird. Am 8. Juli folgt ab 19.30 Uhr eine multimediale Lesung des autobiografischen Werkes „Drei Steine“ von Nils Oskamp und den Schlusspunkt der Programmreihe bildet am 15. Juli ab 19.30 Uhr der Film „Das Tagebuch der Anne Frank“. Von Rainer Küster