Kohle-Aus: Was die Mibrag-Pläne für Groitzscher Dreieck und Pereser See bedeuten
Bergbauförderer Mibrag hat seine neuen Pläne für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain präsentiert. Diese bedeuten nicht nur einen Verzicht auf die Abbaggerung der bisher bedrohten Dörfer Pödelwitz und Obertitz, sondern auch weitreichende Veränderungen für die Bergbaufolgelandschaft zwischen Groitzsch, Neukieritzsch und Lucka.
Das per Gesetz verfügte Kohle-Aus bedeutet nicht nur, dass im Kraftwerk Lippendorf spätestens 2035 das Licht ausgeht. Das Ende der Kohleverstromung im Mitteldeutschen Revier hat auch gravierende Auswirkungen auf das künftige Landschaftsbild im Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Bergbauunternehmen Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) stellte auf der jüngsten Sitzung des Regionalen Planungsverbandes Leipzig-Westsachsen seine abgespeckten Revierpläne vor. Der Konzern hatte sich Zeit gelassen, die Karten auf den Tisch zu legen. Erst im Januar hatte man sich dem Unausweichlichen gebeugt und den Verzicht auf die Devastierung weiterer Ortschaften erklärt. Mit dem Kohleausstieg verkürze sich die Laufzeit des Kraftwerks Lippendorf, das von der Mibrag mit Kohle beliefert wird, von 2041 auf Ende 2035. Demzufolge mache sich auch eine Anpassung der Abbauplanung erforderlich, teilte der Konzern damals mit. Mibrag stellt abgespeckte Planung für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain vor: Wie aber stellt sich die Mibrag die letzten Jahre der Abbautätigkeit in den Tagebauen Vereinigtes Schleenhain (Sachsen) und Profen (Sachsen-Anhalt) vor? Erste Antworten darauf gab Bastian Zimmer, Planungsdirektor des Kohleförderers, am Donnerstag im Braunkohlenausschusses. Vor Vertretern der besonders vom Kohleausstieg betroffenen Kommunen – unter anderem Groitzsch, Neukieritzsch, Böhlen und Regis-Breitingen – vermittelte der Chef-Planer eine Ahnung davon, wohin die Reise geht. Im Fokus stand insbesondere die Entwicklung des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain. Dieser war im Zuge der Privatisierung der ostdeutschen Braunkohleindustrie aus den bis dahin separaten Tagebauen Peres, Groitzscher Dreieck und Schleenhain hervorgegangen. „Die Laufzeit für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain als direkter Kohlelieferant für Lippendorf reduziert sich auf Grund der politischen Entscheidungen ebenfalls auf das Jahr 2035“, so Zimmer. Auch in der Regionalplanung werden deshalb die Karten neu gemischt. „Der bisherige Braunkohlenplan bildet die Realität nicht mehr ab“, erklärte Andreas Berkner, Leiter der Planungsstelle. Ein erster Beschluss zur Fortschreibung des Planwerks soll im Juni gefasst werden. Groitzsch bleibt riesiger Tagebau erspart: Dass die abgespeckten Pläne nicht nur den Erhalt der Ortsteile Pödelwitz und Obertitz bedeuten, machte der Groitzscher Bürgermeister Maik Kunze (CDU) deutlich. „Die mediale Aufmerksamkeit liegt vor allem auf Pödelwitz.“ Das ehemalige 130-Seelen-Dorf ist dem Abbaufeld Peres gerade noch von der Schippe gesprungen - ebenso Obertitz, das gleichfalls als Vorbehaltsgebiet für die Rohstoffgewinnung galt. Doch der Kohleausstieg, so Kunze, bedeute für die 9000-Einwohner-Stadt weitaus mehr als die Rettung zweier Dörfer. Auf dem Gebiet der Kommune wäre nach bisherigen Plänen ab 2028 ein neuer Tagebau entstanden. Die Mibrag wollte dann in das Abbaufeld Groitzscher Dreieck wechseln, um den nach der Wende stillgelegten gleichnamigen Tagebau wiederzubeleben. Ausgehend von der Hohlform des derzeit schon existierenden Groitzscher Sees hätte dann ein riesiges Loch in der Erde geklafft – die Bagger hätten sich bis an die B 176 und damit unmittelbar an Großpriesligk und Groitzsch herangefressen, führte Kunze noch einmal vor Augen. Ursprünglich sollten im Groitzscher Dreieck noch rund 70 Millionen Tonnen Kohle gefördert werden. Zwischen Neukieritzsch, Groitzsch und dem thüringischen Lucka hätte sich damit ein gigantisches Abbaufeld aufgetan. Nicht nur Obertitz hätte vermutlich noch den Begehrlichkeiten der Kohle weichen müssen, zusätzlich wären zehn weitere Groitzscher Ortsteile massiv vom Bergbau betroffen gewesen. „Dort hätten wir genau das selbe Problem bekommen, das wir in Pödelwitz hatten: Lärm- und Staubemissionen.“ Und damit verbunden durchaus die Erwartungshaltung mancher Einwohner, doch lieber umzusiedeln statt sich jahrzehntelangem Tagebaubetrieb auszusetzen. „Erste Ansätze dazu hat es in der Ortschaft Langenhain schon gegeben“, berichtete der Groitzscher Stadtchef. Aber auch das sei nun glücklicherweise Geschichte. Die schwere Hypothek eines aktiven Bergbaus mitten im Gemeindegebiet bleibt Groitzsch nun erspart. Auch das Landschaftsschutzgebiet Schnauderaue muss nun nicht mehr für eine riesige Bandanlage zerschnitten werden. Ansturm auf Grundstücke in Pödelwitz: Kunze gab auch einen Einblick in Gespräche, die Kommune, Mibrag und Pödelwitzer Einwohner inzwischen unter ganz neuen Vorzeichen führen. Verlassene Gehöfte würden zahlreiche Kaufwillige anziehen. Seit die Mibrag im Januar ihren Verzicht auf Pödelwitz erklärte, klingeln sich die Telefone heiß. „Es gibt Anfragen nach Grundstücken in Größenordnungen“, verriet der Stadtchef. Die Zahl der Kaufinteressenten, die sich ihren Wohntraum am künftigen Pereser See erfüllen wollen, übersteige bereits jetzt die Zahl der vorhandenen Anwesen. „Wir konzentrieren uns erst einmal darauf, Fragen der öffentlichen Infrastruktur zu klären.“ Denn die liege nach jahrelanger Zitterpartie um die Zukunft des Dorfes am Boden. Idee eines Orgelzentrums in Pödelwitz: Auch Ideen der Dorfgemeinschaft gebe es reichlich. „Unter anderem wird an ein Orgelzentrum in der Pödelwitzer Kirche gedacht. Die Orgel ähnelt wohl der in der Leipziger Thomas- und der Nikolaikirche, an die Orgelschüler nur ungern gelassen werden.“ In Pödelwitz aber könnten sie sich in einer Organisten-Schule ausprobieren. Kunze warnte allerdings vor dem Trugschluss, der Ort ließe sich quasi mit der Brechstange revitalisieren. Dieser Prozess werde noch lange dauern und viel Geduld erfordern. „Wer sich ein Haus in Pödelwitz kaufen will, dem sollte klar sein: Der Tagebau wird dem Ort noch für viele Jahre sehr nahe kommen.“ Auch das, so Kunze, gehöre zur Wahrheit dazu. Graichen: Region muss sich auf Kohle-Kompromiss verlassen können: Mit Blick auf die anspruchsvolle Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft und die nötige Schaffung neuer Jobs betonten die Akteure, man müsse sich auf den Kohle-Kompromiss verlassen können. „Es wäre fatal, das Datum des Kohleausstiegs in Frage zu stellen und noch weiter vorzuziehen“, erklärte Landrat Henry Graichen (CDU), zugleich Vorsitzender des Planungsverbandes. „Der Bergbau braucht schließlich auch die Chance, Rückstellungen für die Rekultivierung zu bilden. Und das kann er nur bei laufendem Betrieb.“ Ein Kohle-Ausstieg schon deutlich vor 2035 würde deshalb auch das Antlitz der künftigen Restseen gefährden. Der Tagebau Vereinigtes Schleenhain ging aus den vormals getrennt betriebenen Tagebauen Peres, Schleenhain und Groitzscher Dreieck hervor. Schleenhain belieferte bis 1991 vor allem die Veredlungsstandorte Deutzen und Regis-Breitingen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mitteldeutschen und Lausitzer Tagebauen blieb Schleenhain von einer Stilllegung nach der Wende verschont. Intensive Bemühungen von Politik und Wirtschaft hatten 1993 zum Abschluss eines Vertrages für die Belieferung des Kraftwerks Lippendorf geführt, die eigentlich bis 2040/41 geplant war. Im Abbaufeld Peres wurde die Förderung 2015 wieder aufgenommen. Das Abbaufeld Groitzscher Dreieck sollte ab 2030 als drittes und letztes Abbaufeld des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain folgen, was nun nicht mehr erfolgt. Insgesamt vier Orte wurden durch den Tagebau Schleenhain in der Vergangenheit abgebaggert. Die Dörfer Schleenhain, Droßdorf, Breunsdorf und Heuersdorf mussten der Kohle weichen. Schleenhain wurde 1964/65 aufgelöst und 1965 nach Hohendorf eingemeindet. 1967 wurde die Gemeinde vollständig weggebaggert und das Gebiet der Stad Groitzsch zugeordnet. Der Ort Droßdorf war zunächst aufgrund seiner Randlage an der Bundesstraße 176 nicht zur Abbaggerung vorgesehen. Doch auch ihn ereilte das gleiche Schicksal wie Schleenhain. Das nördlich von Heuersdorf gelegene Breunsdorf war ein typisches Straßendorf, das zwischen 1987 und 1994 den Baggern zum Opfer fiel. Von 2006 bis 2009 erfolge schließlich die Umsiedlung von Heuersdorf. Einziges Überbleibsel des letzten Ortes, der in Mitteldeutschland der Kohle weichen musste, ist die Emmauskirche. Die Bilder vom spektakulären Umzug des Gotteshauses vor fast 15 Jahren gingen um die Welt. Damals fand die Emmauskirche am Martin-Luther-Platz in Borna einen neuen Standort. Von Simone Prenzel
Das per Gesetz verfügte Kohle-Aus bedeutet nicht nur, dass im Kraftwerk Lippendorf spätestens 2035 das Licht ausgeht. Das Ende der Kohleverstromung im Mitteldeutschen Revier hat auch gravierende Auswirkungen auf das künftige Landschaftsbild im Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Bergbauunternehmen Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) stellte auf der jüngsten Sitzung des Regionalen Planungsverbandes Leipzig-Westsachsen seine abgespeckten Revierpläne vor. Der Konzern hatte sich Zeit gelassen, die Karten auf den Tisch zu legen. Erst im Januar hatte man sich dem Unausweichlichen gebeugt und den Verzicht auf die Devastierung weiterer Ortschaften erklärt. Mit dem Kohleausstieg verkürze sich die Laufzeit des Kraftwerks Lippendorf, das von der Mibrag mit Kohle beliefert wird, von 2041 auf Ende 2035. Demzufolge mache sich auch eine Anpassung der Abbauplanung erforderlich, teilte der Konzern damals mit. Mibrag stellt abgespeckte Planung für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain vor: Wie aber stellt sich die Mibrag die letzten Jahre der Abbautätigkeit in den Tagebauen Vereinigtes Schleenhain (Sachsen) und Profen (Sachsen-Anhalt) vor? Erste Antworten darauf gab Bastian Zimmer, Planungsdirektor des Kohleförderers, am Donnerstag im Braunkohlenausschusses. Vor Vertretern der besonders vom Kohleausstieg betroffenen Kommunen – unter anderem Groitzsch, Neukieritzsch, Böhlen und Regis-Breitingen – vermittelte der Chef-Planer eine Ahnung davon, wohin die Reise geht. Im Fokus stand insbesondere die Entwicklung des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain. Dieser war im Zuge der Privatisierung der ostdeutschen Braunkohleindustrie aus den bis dahin separaten Tagebauen Peres, Groitzscher Dreieck und Schleenhain hervorgegangen. „Die Laufzeit für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain als direkter Kohlelieferant für Lippendorf reduziert sich auf Grund der politischen Entscheidungen ebenfalls auf das Jahr 2035“, so Zimmer. Auch in der Regionalplanung werden deshalb die Karten neu gemischt. „Der bisherige Braunkohlenplan bildet die Realität nicht mehr ab“, erklärte Andreas Berkner, Leiter der Planungsstelle. Ein erster Beschluss zur Fortschreibung des Planwerks soll im Juni gefasst werden. Groitzsch bleibt riesiger Tagebau erspart: Dass die abgespeckten Pläne nicht nur den Erhalt der Ortsteile Pödelwitz und Obertitz bedeuten, machte der Groitzscher Bürgermeister Maik Kunze (CDU) deutlich. „Die mediale Aufmerksamkeit liegt vor allem auf Pödelwitz.“ Das ehemalige 130-Seelen-Dorf ist dem Abbaufeld Peres gerade noch von der Schippe gesprungen - ebenso Obertitz, das gleichfalls als Vorbehaltsgebiet für die Rohstoffgewinnung galt. Doch der Kohleausstieg, so Kunze, bedeute für die 9000-Einwohner-Stadt weitaus mehr als die Rettung zweier Dörfer. Auf dem Gebiet der Kommune wäre nach bisherigen Plänen ab 2028 ein neuer Tagebau entstanden. Die Mibrag wollte dann in das Abbaufeld Groitzscher Dreieck wechseln, um den nach der Wende stillgelegten gleichnamigen Tagebau wiederzubeleben. Ausgehend von der Hohlform des derzeit schon existierenden Groitzscher Sees hätte dann ein riesiges Loch in der Erde geklafft – die Bagger hätten sich bis an die B 176 und damit unmittelbar an Großpriesligk und Groitzsch herangefressen, führte Kunze noch einmal vor Augen. Ursprünglich sollten im Groitzscher Dreieck noch rund 70 Millionen Tonnen Kohle gefördert werden. Zwischen Neukieritzsch, Groitzsch und dem thüringischen Lucka hätte sich damit ein gigantisches Abbaufeld aufgetan. Nicht nur Obertitz hätte vermutlich noch den Begehrlichkeiten der Kohle weichen müssen, zusätzlich wären zehn weitere Groitzscher Ortsteile massiv vom Bergbau betroffen gewesen. „Dort hätten wir genau das selbe Problem bekommen, das wir in Pödelwitz hatten: Lärm- und Staubemissionen.“ Und damit verbunden durchaus die Erwartungshaltung mancher Einwohner, doch lieber umzusiedeln statt sich jahrzehntelangem Tagebaubetrieb auszusetzen. „Erste Ansätze dazu hat es in der Ortschaft Langenhain schon gegeben“, berichtete der Groitzscher Stadtchef. Aber auch das sei nun glücklicherweise Geschichte. Die schwere Hypothek eines aktiven Bergbaus mitten im Gemeindegebiet bleibt Groitzsch nun erspart. Auch das Landschaftsschutzgebiet Schnauderaue muss nun nicht mehr für eine riesige Bandanlage zerschnitten werden. Ansturm auf Grundstücke in Pödelwitz: Kunze gab auch einen Einblick in Gespräche, die Kommune, Mibrag und Pödelwitzer Einwohner inzwischen unter ganz neuen Vorzeichen führen. Verlassene Gehöfte würden zahlreiche Kaufwillige anziehen. Seit die Mibrag im Januar ihren Verzicht auf Pödelwitz erklärte, klingeln sich die Telefone heiß. „Es gibt Anfragen nach Grundstücken in Größenordnungen“, verriet der Stadtchef. Die Zahl der Kaufinteressenten, die sich ihren Wohntraum am künftigen Pereser See erfüllen wollen, übersteige bereits jetzt die Zahl der vorhandenen Anwesen. „Wir konzentrieren uns erst einmal darauf, Fragen der öffentlichen Infrastruktur zu klären.“ Denn die liege nach jahrelanger Zitterpartie um die Zukunft des Dorfes am Boden. Idee eines Orgelzentrums in Pödelwitz: Auch Ideen der Dorfgemeinschaft gebe es reichlich. „Unter anderem wird an ein Orgelzentrum in der Pödelwitzer Kirche gedacht. Die Orgel ähnelt wohl der in der Leipziger Thomas- und der Nikolaikirche, an die Orgelschüler nur ungern gelassen werden.“ In Pödelwitz aber könnten sie sich in einer Organisten-Schule ausprobieren. Kunze warnte allerdings vor dem Trugschluss, der Ort ließe sich quasi mit der Brechstange revitalisieren. Dieser Prozess werde noch lange dauern und viel Geduld erfordern. „Wer sich ein Haus in Pödelwitz kaufen will, dem sollte klar sein: Der Tagebau wird dem Ort noch für viele Jahre sehr nahe kommen.“ Auch das, so Kunze, gehöre zur Wahrheit dazu. Graichen: Region muss sich auf Kohle-Kompromiss verlassen können: Mit Blick auf die anspruchsvolle Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft und die nötige Schaffung neuer Jobs betonten die Akteure, man müsse sich auf den Kohle-Kompromiss verlassen können. „Es wäre fatal, das Datum des Kohleausstiegs in Frage zu stellen und noch weiter vorzuziehen“, erklärte Landrat Henry Graichen (CDU), zugleich Vorsitzender des Planungsverbandes. „Der Bergbau braucht schließlich auch die Chance, Rückstellungen für die Rekultivierung zu bilden. Und das kann er nur bei laufendem Betrieb.“ Ein Kohle-Ausstieg schon deutlich vor 2035 würde deshalb auch das Antlitz der künftigen Restseen gefährden. Der Tagebau Vereinigtes Schleenhain ging aus den vormals getrennt betriebenen Tagebauen Peres, Schleenhain und Groitzscher Dreieck hervor. Schleenhain belieferte bis 1991 vor allem die Veredlungsstandorte Deutzen und Regis-Breitingen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mitteldeutschen und Lausitzer Tagebauen blieb Schleenhain von einer Stilllegung nach der Wende verschont. Intensive Bemühungen von Politik und Wirtschaft hatten 1993 zum Abschluss eines Vertrages für die Belieferung des Kraftwerks Lippendorf geführt, die eigentlich bis 2040/41 geplant war. Im Abbaufeld Peres wurde die Förderung 2015 wieder aufgenommen. Das Abbaufeld Groitzscher Dreieck sollte ab 2030 als drittes und letztes Abbaufeld des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain folgen, was nun nicht mehr erfolgt. Insgesamt vier Orte wurden durch den Tagebau Schleenhain in der Vergangenheit abgebaggert. Die Dörfer Schleenhain, Droßdorf, Breunsdorf und Heuersdorf mussten der Kohle weichen. Schleenhain wurde 1964/65 aufgelöst und 1965 nach Hohendorf eingemeindet. 1967 wurde die Gemeinde vollständig weggebaggert und das Gebiet der Stad Groitzsch zugeordnet. Der Ort Droßdorf war zunächst aufgrund seiner Randlage an der Bundesstraße 176 nicht zur Abbaggerung vorgesehen. Doch auch ihn ereilte das gleiche Schicksal wie Schleenhain. Das nördlich von Heuersdorf gelegene Breunsdorf war ein typisches Straßendorf, das zwischen 1987 und 1994 den Baggern zum Opfer fiel. Von 2006 bis 2009 erfolge schließlich die Umsiedlung von Heuersdorf. Einziges Überbleibsel des letzten Ortes, der in Mitteldeutschland der Kohle weichen musste, ist die Emmauskirche. Die Bilder vom spektakulären Umzug des Gotteshauses vor fast 15 Jahren gingen um die Welt. Damals fand die Emmauskirche am Martin-Luther-Platz in Borna einen neuen Standort. Von Simone Prenzel