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Herbstaufforstung ist ein Wettlauf gegen den Frost


Mit Aufforstungen versuchen die Mitarbeiter des Sachsenforsts, dem Baumsterben im Eichholz entgegenzuwirken. Doch die Schäden und die von ihnen ausgehenden Gefahren sind groß. Sogar die Drückjagd im Januar ist in Gefahr.

Es gibt gerade viel zu tun für die Mitarbeiter des Sachsenforsts im Eichholz. Weil Spaziergänger aufgrund der vielen Baumschäden zunehmend riskanter leben, wird nicht nur entlang der stark frequentierten Pfade jeder einzelne betroffene Baum begutachtet – zusätzlich wird mit Hochdruck an der Herbstaufforstung gearbeitet. Aufforstung auf zwei vorbereiteten Flächen: Bereits im Frühjahr wurde kräftig gefällt und aufgeforstet. Ahorn und Esche sind besonders stark geschädigt, die Esche vor allem durch den Bastkäfer. Der knabbert sich unter der Rinde durch und verhindert die Wasserversorgung. In trockenen Jahren hat er ein besonders leichtes Spiel, dann kann sich der Baum nicht wehren und stirbt irgendwann ab. Derzeit geht es auf zwei Flächen entlang des alten Eythraer Weges und im Bereich des Sportplatzes auf insgesamt 2,5 Hektar weiter mit der Aufforstung. 8000 junge Eichen und 2 500 Vogelkirschen sind vor kurzem angeliefert worden und warten darauf, eingepflanzt zu werden. Eichen, weil sie robust sind, sie können sehr nasse Perioden ebenso überstehen wie trockene. Letztere kann auch die Vogelkirsche gut ab. Sie hat noch einen anderen Vorteil: Wenn sie in schmalen Streifen zwischen den Eichen wächst, hat das einen ästhetischen Aspekt für die Waldbesucher, denn sie sprießt in frischem Grün und blüht früher – ein Blickfang im Frühjahr. Fräßstreifen geben Pflanzen bessere Startbedingungen: Fräßstreifen zur Auflockerung des Bodens für bessere Startbedingen sind im Vorfeld maschinell angelegt worden. Im Abstand von zwei Metern, damit man im Sommer dazwischen mit dem Mäher durchkommt. Der Rest ist Handarbeit und „ein Rennen gegen die Zeit und den Frost“, erklärt Revierförster Carsten Pitsch. Zwei FÖJler, die beim Sachsenforst ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren, helfen tatkräftig mit. Luisa Kunert (18) und Vasily Drahonovsky (19) öffnen mit dem sogenannten „Göttinger Fahrradlenker“ einen Pflanzspalt, setzen die jungen Bäumchen gerade ein und treten zu guter Letzt den Boden gefühlvoll an, denn an die Wurzelballen darf keine Luft kommen. „Das hier ist unser erster Versuch ohne Schutzzaun, der Ausgang ist offen“, sagt Pitsch. „Wir hoffen, dass die Rehe nicht unsere jungen Eichen wegfressen, wir werden das sehr genau beobachten.“ Es dauere rund drei Jahre, bis die Jungpflanzen aus dem schädlichen Verbiss herausgewachsen sind. Vor allem der oberste, für das Höhenwachstum verantwortliche Terminaltrieb dürfe nicht abgeknabbert werden. Auch die Jäger hätten ein Auge aufs Rehwild. Wenn das überhand nimmt, wird nachträglich doch noch ein Zaun gesetzt. Jeder einzelne Baum wird begutachtet: Noch in diesem Winter, außerhalb der Brutzeiten von Vögeln, wird mit Abstimmung der Unteren Naturschutzbehörde über Bäume entschieden, die bereits krank sind und abzusterben drohen. Wegen der Verkehrssicherungspflicht besteht Handlungsbedarf. Mehr als 200 Bäume entlang der Wege sind angegriffen, Spaziergänger erkennen sie an den leuchtend rot aufgesprühten Zahlen. Jeder einzelne Baum kommt auf den Prüfstand, nicht immer wird gleich gefällt. Vor allem dann nicht, wenn sich Spechte oder deren Nachmieter in den Höhlen eingenistet haben. In manchen Fällen reicht es, die Krone herunterzunehmen. Der Blick nach oben zeigt: Äste an abgestorbenen oder kranken Bäumen sind schon vielfach angebrochen und damit eine Bedrohung für Spaziergänger. Gesellschaftsjagden mit 50 bis 60 Personen, Treibern und Jägern, sind unter diesen Voraussetzungen zu gefährlich. „Wir sind sehr daran interessiert, die für Ende Januar geplante Drückjagd durchzuführen, wir wissen nur noch nicht wie“, erklärt Pitsch. „Wir arbeiten an der Umsetzung.“ Von Gislinde Redepenning