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Dow legt in Böhlen/Lippendorf ganze Anlage vorübergehend still


Aus wirtschaftlichen Gründen wird beim Chemie-Unternehmen Dow in Böhlen/Lippendorf eine komplette Anlage vorläufig stillgelegt. Bei der Außerbetriebnahme kann es in der Umgebung zu Geruchsbelästigungen kommen.
Das Chemieunternehmen Dow verabschiedet sich im Industriegebiet Böhlen/Lippendorf vorübergehend von einem kompletten Produktionszweig. Wie Unternehmenssprecherin Sandra Brückner der LVZ mitteilt, wird die Acrylsäureanlage für einen längeren und noch unbestimmten Zeitraum außer Betrieb genommen. In der Anlage werden Acrylate hergestellt, die wiederum Grundstoff unter anderem für die Produktion von Farben, Lacken und Beschichtungen sind. Die jetzt eingeleitete Stilllegung ist offenbar eine wirtschaftliche Entscheidung des Konzerns. Brückner dazu: „Die Entscheidung erfolgte aufgrund der Marktbedingungen und -aussichten. Dow wird die Situation und die Marktbedingungen kontinuierlich beobachten.“ Stilllegung der Anlage dauert Monate: Mit der jetzt begonnenen Abschaltung soll die Anlage in einen sicheren Zustand überführt werden. Das Herunterfahren dauert allein mehrere Monate. Sämtliche Bestandteile der Anlage, alle Rohrleitungen, Ver- und Entsorgungsleitungen und Tanks, werden entleert und gereinigt. Bei diesen Vorgängen können zeitweise Geruchsbelästigungen auftreten, die in den umliegenden Orten wahrgenommen werden können. „Wir unternehmen alle technischen und organisatorischen Schritte, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten, und bitten die Anwohner um Verständnis“, sagt Sandra Brückner. Die zuständigen Behörden seien über die laufenden Aktivitäten informiert. Rund 70 Mitarbeiter von Abstellung betroffen: Die Anlage bleibe bis auf Weiteres außer Betrieb. Ob und wann sie wieder die Produktion aufnehmen wird, könne derzeit nicht gesagt werden. Betroffen von der Abstellung seien rund 70 Mitarbeiter, die an der Acrylsäureanlage beschäftigt sind. Insgesamt sind bei der Dow in Böhlen/Lippendorf rund 600 Frauen und Männer angestellt. „Die damit verbundenen organisatorischen Veränderungen werden in sehr vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Betriebsräten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erörtert“, versichert die Unternehmenssprecherin. Die meisten Betroffenen würden bei der Dow in anderen Bereichen und Anlagen weiterbeschäftigt. „In wenigen Einzelfällen werden wir sozialverträgliche Lösungen suchen“, fügt Sandra Brückner hinzu. Auf das Ausbildungsprogramm des Chemieunternehmens habe das Abstellen der Acrylsäureanlage keine Auswirkungen. Auch in diesem Jahr will die Dow rund 20 Auszubildende aufnehmen, speziell als Chemikanten. Bewerbungen für das Ausbildungsjahr 2021 sind jederzeit möglich. Lesen Sie auch: Im Februar gab es einen Zwischenfall an der Anlage Sind mit dem Kohleausstieg auch Arbeitsplätze bei der Dow gefährdet? Herzstück von Dow wurde 2019 generalüberholt Das amerikanische Unternehmen Dow hat 106 Produktionsstandorte in 31 Ländern mit rund 35 700 Beschäftigten. In Deutschland engagiert es sich seit sechs Jahrzehnten, die Zentrale ist jetzt in Wiesbaden (Hessen). Zu den 13 Standorten mit circa 3600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehören Produktionsanlagen, Vertriebsniederlassungen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Die größten Produktionsstandorte liegen in Stade (Niedersachsen), Böhlen (Sachsen) und Schkopau (Sachsen-Anhalt). Die beiden Letztgenannten gehören, mit anderen, zur Tochter Dow Olefinverbund, die 1995 aus dem Buna Sow Leuna Olefinverbund entstand. Im Werk Böhlen befindet sich das „Herzstück“ – der Cracker: Auf Basis von Rohbenzin werden chemische Grundstoffe wie Ethylen und Propylen hergestellt, die dann hier und andernorts zu Kunststoffen und Spezialchemikalien für intelligente Verpackungen, Hygieneprodukte und Materialien für die Bauindustrie weiterverarbeitet werden. Für den Austausch der Stoffe gibt es ein Pipelinenetz, das auch Leitungen nach Stade und in den Seehafen Rostock hat. Zudem betreibt Dow in Schkopau und Böhlen den Value-Park, einen Gewerbebereich mit 27 Firmen, vor allem Kunden und Zulieferunternehmen. Quellen: Dow/Wikipedia Von André Neumann