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A-72-Baustelle: 14.000 tonnenschwere Lego-Steine zwischen Rötha und A 38


Fünf Jahre wird der Bau der Autobahn 72 mindestens noch dauern. Im letzten Abschnitt spielen aktuell große Lasten aus Beton-Lego-Steinen und Erdreich eine Rolle. So sieht die Mega-Baustelle von oben aus.
Sie gehören zum alltäglichen Bild beim Bau der Autobahn 72 zwischen Rötha, der Bundesstraße 2 bei Böhlen und der A 38: weiße Lego-Steine. Nicht winzig klein aus Plastik sind die, sondern über einen Meter lang und pro Stück mindestens eine Tonne schwer sind die Brocken. Rund 14 000 Stück davon sind hier bislang verbaut worden. Neuerdings sieht der Autofahrer auf der B 95 entlang der Autobahnbaustelle nicht nur Türme aus solchen Bausteinen, sondern auch eine recht markante weiße Stützmauer. Was es damit auf sich hat, erfuhr LVZ.de jetzt vom Sprecher der Autobahn GmbH Tino Möhring. Auch diese Stützmauer ist demnach – wie vieles auf diesem äußerst komplizierten letzten Abschnitt der A 72 – kein Bauwerk für die Ewigkeit, sondern wird irgendwann wieder abgebaut. Der deutlich sichtbare hohe Damm, der hier den künftigen Verlauf der Autobahn anzeigt, bleibt nämlich nicht so. Er ist eine sogenannte Auflastschüttung über dem künftigen Verlauf der Fahrbahn. Setzungen nicht ausgeschlossen: „Außer im Bereich des Röthaer Holzes kann man überall im Bauabschnitt Auflastschüttungen und Stapel aus Betonquadern sehen“, sagt Möhring. Wobei die meisten Schüttungen sich hinter den Spundwänden aus Metall befinden und für den vorüberfahrenden Autofahrer unsichtbar bleiben. „Die Schüttungen und die Stapel dienen der Konsolidierung des Baugrundes, der Vorwegnahme der zu erwartenden Setzungen“, erklärt der Sprecher. Der Hintergrund: Der Autobahnabschnitt verläuft überwiegend auf locker verfülltem Tagebauland. Der gesamte Baugrund wurde bereits aufwendig verdichtet mit sogenannten Rüttelstopfsäulen, die aneinandergereiht rund 400 Kilometer ergeben würden. Setzungen schließen die Autobahnbauer trotzdem nicht aus. Interessant ist in dem Zusammenhang eine weitere Zahl: Für die künftigen Fahrbahnen und die Lastschüttungen wurden bisher im letzten Bauabschnitt rund 1,8 Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt. Um die Setzungen vorwegzunehmen, wird vor dem eigentlichen Autobahnbau nochmals schwere Last auf die Flächen der künftigen Fahrbahnen sowie der Widerlager und Pfeiler der Brücken gebracht. Die Bewegungen des Bodens werden überwacht. Sie haben schon bis zu 25 Zentimeter betragen. Zehn Brücken im letzten Bauabschnitt: Zurückgebaut werden die Überschüttungen und die Baustein-Stapel erst, wenn der Bau im betreffenden Bereich weitergeht. „Das wird Mitte 2022 sein, wenn die Brückenbauwerke kurz vor ihrer Fertigstellung sind“, so Möhring. Die Stützmauer direkt neben der B 95 wurde errichtet, weil der Damm für die künftige Autobahn hier besonders dicht an die noch in Betrieb befindliche Bundesstraße herangebaut wurde. Dadurch soll später bei der Umverlegung des Verkehrs der Weg kurz sein. Die in der Stützmauer und der Lastschüttung zu sehende Lücke hat laut Möhring mit einer hier verlaufenden Gasleitung zu tun. Die soll vor den Setzungen des Dammes geschützt werden. Die weißen Türmchen weiter hinten sind die Auflastungen für die beiden Widerlager und den Pfeiler des Bauwerkes 65. Hinter der Zahl verbirgt sich eine Brücke im Zuge der Autobahn. Zehn Brücken entstehen im letzten Autobahnabschnitt. Die meisten sind im Bau, für die letzte wurde der Auftrag gerade vergeben. Erste Fahrbahnplatte für B-2-Brücke noch in diesem Jahr: Zwei Brücken bei Rötha sind bereits fertig und in Betrieb, eine für die hier verlaufende Bahnlinie, eine für einen Wirtschaftsweg durchs Röthaer Holz. Für die Brücke für einen weiteren Wirtschaftsweg werden gerade die Widerlager gebaut. Weit fort geschritten sind die Arbeiten an der großen Brücke im Zuge der B 2 über die Bahn an der künftigen A-72-Anschlussstelle Zwenkau/Böhlen. „Beide Fahrbahnen sind fertig eingeschoben, der Stahlbau ist fast abgeschlossen“, so Möhring über die Unterkonstruktion. Für die nördliche der beiden Fahrbahnen soll noch in diesem Jahr die Fahrbahnplatte fertig werden. An der künftigen Anschlussstelle Zwenkau ist aktuell auch eine Stützwand im Bau. Und hier erwartet die Autofahrer zudem die nächste größere Umverlegung des fließenden Verkehrs neben der Baustelle. Bis dahin ist allerdings noch ein wenig Zeit, voraussichtlich Mitte 2023 wird es so weit sein. Straßenbau im Röthaer Holz ab Mitte 2022: Dann, sagt Möhring, wird dort die erste Richtungsfahrbahn fertig sein und für den Verkehr genutzt werden. Das jetzige Provisorium, welches teilweise auf der Staatsstraße 72 an der Baustelle vorbeiführt, könne dann zurückgebaut werden. Schon zuvor werden die Autobahnbauer aber auf dem Einschnitt im Röthaer Holz mit dem Straßenbau beginnen. Das soll schon Mitte des kommenden Jahres beginnen und rund drei Monate dauern. Viel mehr Zeit wird ins Land gehen, bis der Bau des Parkplatzes mit WC für die Richtungsfahrbahn Chemnitz errichtet wird. Das ist erst für 2026 vorgesehen. Das Pendant auf der anderen Seite ist im vorherigen Autobahnabschnitt auf Höhe des Hainer Sees schon in Betrieb. Die Mega-Baustelle steuert jetzt auf den Winter zu. Eine Pause für die kalte Jahreszeit ist im Ablaufplan vorgesehen, sagt Sprecher Tino Möhring. „Schließlich kann bei Winterwetter nicht qualitativ hochwertig im Freien gearbeitet werden, im Erdbau schon gar nicht.“ Bei sogenannter „bauoffener Witterung“ würde allerdings trotz der geplanten Pause gearbeitet, kündigt er an. Lesen Sie auch: Die größte Brücke entsteht an der künftigen A-72-Anschlussstelle Zwenkau So geht es beim Autobahnbau in den nächsten Jahren weiter So wird zwischen Rötha und der A 38 aufwendig der Boden verdichtet Von André Neumann