Das ist die neue Revierleiterin der Polizei in Borna
Sandra Kiebler ist die neue Frau an der Spitze des Bornaer Polizeireviers. Sie kommt in Zeiten sinkender Kriminalität. Doch das ist für sie allenfalls Ansporn.
Nach zwei Leipziger Großstadt-Revieren und einem halben Jahrzehnt im Stab der Polizeidirektion Leipzig zieht es sie aufs Land: Sandra Kiebler leitet seit Mitte November das Polizeirevier Borna. Die Polizeirätin folgt auf Ev Kunz. In den vergangenen zwei Jahren dazwischen leitete Michael Kabutke das Revier kommissarisch. Verantwortung für 150 Polizisten: „Ich übernehme ein Revier, das läuft. Personell sind wir gut aufgestellt und in der Lage, unsere Aufgaben zu erledigen. Und das Klima stimmt“, schildert die 43-Jährige ihre Eindrücke der ersten Tage. „Ich bin dabei, viele Gespräche zu führen, die Leute kennenzulernen.“ Die Mutter eines Sohnes, mit ihrem Partner, ebenfalls Polizist, zu Hause in Nordsachsen, trägt Verantwortung für rund 150 Mitarbeiter in Borna und in der Außenstelle Geithain, in der aufgrund der räumlichen Enge in der Kreisstadt zwei Kommissariate und ein Teil des Streifendienstes beheimatet sind. Zudem gehören zum Revier Bürgerpolizisten, die in zehn Kommunen verortet sind: in Geithain und Frohburg, Böhlen und Neukieritzsch, Kitzscher und Regis-Breitingen, Groitzsch und Zwenkau, Borna und Großpösna. Bauplatz für neues Revier schon besichtigt: Getroffen hat sich Sandra Kiebler bereits am Ende von Woche eins mit Landrat Henry Graichen (CDU) und Bornas Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Linke). Die Vorstellungsrunde setzt sich in den nächsten Wochen in den anderen Kommunen in Verwaltungen fort, denn: „Netzwerkpflege ist wichtig, unter Pandemiebedingungen aber nicht so einfach.“ Beim Besuch im Landratsamt hat sie einen Blick geworfen auf jenes Grundstück hinter der Stauffenbergstraße, auf dem das neue Polizeirevier gebaut werden soll: „Die Zeichen stehen gut, dass es bald kommt.“ Weniger Straftaten, höhere Aufklärung: Kiebler, seit einem Vierteljahrhundert Polizistin, übernimmt das Revier in Zeiten einer abnehmenden Kriminalitäts-Belastung. Wurden hier 2015 noch 5817 Straftaten zur Anzeige gebracht, waren es im vergangenen Jahr nur 4875, Tendenz im Corona-Jahr 2020 weiter sinkend. Die Aufklärungsquote stieg im zurück liegenden halben Jahrzehnt von 47,8 auf 54,6 Prozent. Mit Blick auf die Zahl der Straftaten, gerechnet auf 100 000 Einwohner, ist die Situation im Revier Borna komfortabler als im Landkreis-Durchschnitt und als in Nordsachsen. Liegt sie landkreisweit bei 5420 Delikten, kommt das Revier auf 5038. Diebstähle und Betrug sind große Themen: Umreißen diese Zahlen für die neue Revierleiterin eine gute Ausgangslage, sind sie dennoch Grund, hart zu arbeiten. Mit Diebstählen aus Kellern und Garagen, von Fahrrädern und Autokennzeichen, aber auch mit Einbrüchen habe man zu tun, „ohne dass es da besondere Schwerpunkte gibt“. Ein Teil sei sicher der Beschaffungskriminalität zuzurechnen – die Zahl der festgestellten Drogen-Delikte steige –; bandenmäßige Raubzüge aber gebe es im Südraum und im Kohrener Land, zurzeit jedenfalls, nicht. „Was zunimmt, sind der Enkeltrick und Schock-Anrufe, bei denen wegen eines vermeintlichen Unfalls oder einer schweren Erkrankung eine große Summe gefordert wird.“ Oft bleibe es zum Glück beim Versuch, weil die Angerufenen sich prompt bei der Polizei meldeten. Aktuell häufiger auch: Betrug via Internet und betrügerische Haustür-Dienstleistungen. Sandra Kiebler: Präsenz ist wichtig: „Wenn wir Hinweise auf Straftaten bekommen, gehen wir ihnen nach und beziehen sie in unsere Streifentätigkeit ein“, sagt Kiebler. Ein gutes Miteinander sei wichtig, um erfolgreich zu sein. Und: „Ich möchte, dass wir präsent, dass wir sichtbar sind. Diese Zeit müssen wir uns nehmen.“ Nicht nur die Bürgerpolizisten, sondern auch Streifen und Funkwagen-Besatzungen: „Möglicherweise funktioniert das auf dem Land besser als in der Großstadt.“ Von Ekkehard Schulreich