Zwenkau bekommt Solar-Fabrik: Module für Hunderttausende Fahrzeuge jährlich
Südlich von Leipzig siedelt sich ein neues Technologieunternehmen an: Opes Solar Mobility stellt in Zwenkau künftig Solartechnik unter anderem für Lkws, Reisemobile und Busse her. Neue Jobs entstehen.
Zwenkau. Die wirtschaftliche Transformation im Leipziger Südraum nimmt mit der Ansiedlung eines neuen Akteurs weiter an Fahrt auf. Das Unternehmen Opes Solar Mobility, ein Hersteller für spezielle Solartechnik, wird ab Ende 2024 in einem Werk in Zwenkau produzieren. Das gab das Unternehmen am Montag am neuen Standort bekannt.
Der Plan sieht vor, auf einer Fläche von über 12 000 Quadratmetern spezielle Solartechnik für Fahrzeuge wie Lkws, Busse und Reisemobile zu produzieren. Passieren soll das in einer bestehenden und seit Jahren leer stehenden Halle, die Opes gerade übernommen hat. Einst hatte dort der Fotovoltaik-Hersteller Solarion produziert.
Unternehmen will Hunderttausende Fahrzeuge mit Modulen ausstatten
Wie es nun seitens der Opes Solar Mobility hieß, soll die Errichtung der Produktion direkt mit der Übergabe des Gebäudes beginnen. Wenn im Anschluss der Betrieb beginnt, plant das Unternehmen, „mehrere Hunderttausend Fahrzeuge“ mit Modulen auszustatten.
Auf die Ansiedlung lohnt sich aus mehreren Gründen ein genauerer Blick. Zum einen, weil die Ansiedlung die wirtschaftliche Entwicklung im Süden der Messestadt vorantreiben dürfte. Auch neue Arbeitsplätze sind geplant: In den kommenden zwei Jahren sollen am Standort in Zwenkau rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutiert werden, so Opes.
Module finden im Automobil- und Nutzfahrzeugbereich Anwendung
Zum anderen ist die Technologie in Kooperation mit dem Fraunhofer-Center für Silizium Photovoltaik CSP und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE entwickelt worden, wie Geschäftsführer Robert Händel erklärte.
Opes Solar Mobility ist ein Joint Venture zwischen der Opes Solutions und einem strategischen Investor aus Deutschland, zu dem zunächst keine genauen Angaben gemacht wurden. Opes Solutions versteht sich als führender Hersteller kundenspezifischer Solarmodule.
Als ein Anwendungsfeld für die Solartechnik, die in Zwenkau hergestellt werden soll, nennt das Unternehmen etwa leichte E-Fahrzeuge. Hier ermöglichten die Module bis zu 50 Kilometer mehr Reichweite am Tag. Oder Transporter und Lkws: Mithilfe der Module sei es möglich, bis zu 100 Prozent des Energiebedarfs des Kühlungssystems zu decken; für Elektrofahrzeuge gebe es zusätzliche Reichweite. Reise- und Stadtbusse wiederum profitierten von einer Stromversorgung ohne laufenden Motor.
Warum sich der Solarhersteller für Zwenkau entschieden hat
Holger Schulz, Bürgermeister der Stadt Zwenkau, lobt die Unternehmensentscheidung. „Ich finde es unheimlich toll, dass hier, in diese Immobilie, wieder Leben kommt.“ Die Opes Solar Mobility begründete die Standortentscheidung zum einen mit der Nähe zu den Oberzentren Leipzig und Halle. „Solarmodule für Fahrzeuge sind besonders leichte und robuste Spezialentwicklungen, an deren Optimierung wir permanent forschen und entwickeln“, erklärte Geschäftsführer Händel. Vor diesem Hintergrund seien die Nähe zum Fraunhofer CSP in Halle und zur Universität Leipzig „Gold wert“. Zum anderen punkte Zwenkau mit einer guten Verkehrsanbindung.
Laut Michael Körner, Geschäftsführer der Ansiedlungsagentur Invest Region Leipzig, seien im Raum Leipzig mehrere potenzielle Standorte mit dem Interessenten aus der Solarbranche besucht worden. „Wir haben Opes als verlässlichen Partner kennengelernt“, so Körner. Er sei überzeugt, dass sich Fachkräfte für die neue Fertigung finden ließen.
Dem Unternehmen zufolge werden zunächst unter anderem Ingenieure, Logistik- und Softwareexperten, Produktionsleiter und Einkäufer eingestellt, später dann auch Facharbeiter unterschiedlicher Qualifikationen.
Die Solarbranche ist im Krisenmodus – Opes investiert dennoch
Interessant ist die Ansiedlung aber auch mit Blick auf die aktuelle Situation in der Branche, ist die Solar-Industrie in Deutschland nach Einschätzung von Beobachtern doch im Krisenmodus. Wie ernst die Situation ist, machten zuletzt mehrere Entwicklungen deutlich: So drohte etwa das schweizerische Solarunternehmen Meyer Burger mit dem Produktionsende in der Fabrik im sächsischen Freiberg, wenn sich an den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nichts ändere.
Ein Grund für die Existenzsorgen ist die Konkurrenz aus China. Firmen aus der Volksrepublik fluten den Markt mit billigen Photovoltaikmodulen. Experten sprechen inzwischen von einer Überversorgung der globalen Märkte.
Opes-Geschäftsführer Händel betonte auf LVZ-Nachfrage, ein unternehmerisches Risiko gehöre stets dazu. Er wies aber darauf hin: „Wir sind nicht vergleichbar, weil wir ein Produkt für eine neue Industrie und in einen neuen Markt entwickelt haben.“ Sein Unternehmen sehe es „nicht schwarz und weiß mit China. Wir verbinden beides.“
Standort unweit vom geplanten „Grünen Gewerbegebiet“
Im Reich der Mitte betreibt das Mutterunternehmen Opes Solutions bereits seit 2015 ein erstes Werk, kann also auf Produktionserfahrung zurückgreifen. Seitdem seien dort bereits über 10 Millionen kompakte Solarmodule produziert worden, die beispielsweise für mobile Anwendungen eingesetzt würden.
Mit der Ansiedlung im Raum Leipzig wolle das Unternehmen nun gezielt von der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen profitieren. „Eine Zusammenarbeit zwischen Firmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen gibt es so in China nicht. Das ist eine große Stärke, die wir in Deutschland haben“, sagte Geschäftsführer Händel.
Die Standortwahl passt auch in die Bemühungen, grüne Technologien und Zukunftsbranchen im Leipziger Südraum zu etablieren. Gleich neben dem Solarwerk plant Zwenkau die Errichtung eines „Grünen Gewerbegebiets“. Dort könnten bis zu 1500 Arbeitsplätze entstehen – auf einem gut 40 Hektar großen Areal.