Vom Flugplatz Böhlen aus das Neuseenland erkunden
Das Leipziger Neuseenland von oben betrachten, selbst den Pilotenschein machen oder auch heiraten: Der Flugplatz Böhlen, wo der Fliegerclub beheimatet ist, bietet etliche Möglichkeiten für alle, die keine Höhenangst haben.
Böhlen. Nichts entwickelt sich derzeit so rasant wie das Leipziger Neuseenland. Vor allem eine Großbaustelle sticht dabei heraus: die der künftigen Autobahn A 72. Doch auch die neu entstandenen Seen mit ihren Wohngebieten sind herausragend. Der Fliegerclub Böhlen erlebt das Neuseenland in komprimierter Form, verfolgt die Veränderungen aus luftigen Höhen. Mehrmals am Tag starten die vereinseigenen Ultraleichtflugzeuge, wenn das Wetter mitspielt. Und oft genug sitzen neben dem Piloten flugbegeisterte Neugierige, die das Neuseenland mal von oben kennenlernen möchten. Rundflüge, Drachenfeste, Fliegertage: Der Flugplatz in Böhlen ist erste Anlaufstelle für alle die, die hoch hinaus wollen. Direkt an der Bundesstraße 2 in Richtung Zwenkau gelegen, ist der Fliegerclub dort beheimatet – ein Verein mit mittlerweile rund 70 Flugbegeisterten. Drei Flugzeuge nennt der Verein sein Eigen, zwei Hallen und zwei Start- und Landebahnen gehören zum Flugplatz. Sechs Anwärter auf die Fluglizenz – in diesem Jahr: Seit 30 Jahren bereits heben die Mitglieder ab ; mit einem Drachenfest hat der Club am 10. Oktober seinen runden Geburtstag gefeiert. „Der Verein hat sich über die Zeit sehr gut entwickelt, immer mehr Menschen entdecken die Faszination am Fliegen und wollen selbst Pilot werden“, sagt Vereinsvorsitzender Andreas Möbius. Allein in diesem Jahr gibt es sechs Anwärter auf die Fluglizenz. Darüber hinaus steigen die Mitgliederzahlen, und der Platz in den Flugzeughallen wird rar. Außerdem steht die Anschaffung eines weiteren Ultraleichtflugzeuges zur Debatte. Der Flugplatz selbst ist mittlerweile weit über Sachsen hinaus bekannt, zahlreiche Piloten aus anderen Regionen sind während der Flugsaison von Frühjahr bis Herbst mehrmals pro Woche im Landeanflug, erkunden von hier aus dann das Leipziger Neuseenland. „Viele Hobbypiloten chartern Flugzeuge und kommen dann hierher, um den Leipziger Südraum zu erkunden“, sagt Möbius. Sozusagen mit dem Flugzeug an den Strand. Fliegerclub musste herbe Rückschläge verkraften: Dass sich der Verein so gut entwickelt, war vor einigen Jahren noch ein Wunsch. Denn der Fliegerclub musste herbe Rückschläge verkraften. Zu den traurigsten Ereignissen gehörten zwei Brände auf dem Vereinsgelände. 2008 brannte die Halle, in der auch das Vereinshaus untergebracht war, komplett nieder, ein Jahr später dann noch die zweite Halle. In beiden Fällen war es Brandstiftung, doch die Täter wurden nie gefasst. In kompletter Eigenleistung bauten die Mitglieder die beiden Hallen und das Vereinshaus wieder auf. „Wir haben alles mit eigener Kraft gestemmt und stehen wirtschaftlich stabil da“, betont Möbius. In den vergangenen fünf Jahren habe der Fokus darauf gelegen, „das Geschaffene erst einmal zu genießen“. Nun aber solle die Entwicklung mit großen Schritten weitergehen. Und zwar mithilfe eines weiteren Flugzeugs und mithilfe einer dritten Halle. „Wir platzen aus allen Nähten.“ Flugplatz kann auch als Trauzimmer genutzt werden: Der Fliegerclub Böhlen kann derzeit mit einigen Besonderheiten aufwarten. Eine davon: der jüngste Flugschüler ist gerade mal 15 Jahre alt, eine zweite: der jüngste Fluglehrer ist gerade 20 Jahre alt geworden. Und noch eine Besonderheit gibt es auf dem Flugplatz: Er dient sozusagen als Trauzimmer, heiratswillige Paare können sich hier das Ja-Wort geben. Von Julia Tonne