friendica (DFRN) - Link zum Originalbeitrag

Großdalziger sammeln Ideen für ihre Zukunftsplanung


Die Großdalziger und Großdalzigerinnen haben bei der Entwicklung ihres Dorfes ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Im Gemeindezentrum haben sie kürzlich mit Stadtplanern an ihrer Zukunft gearbeitet.
Zur Auftaktveranstaltung für ein Dorfentwicklungskonzept hatten am Montag die Stadt Zwenkau und die Stadtplaner Hanna Strahl und Jens Gerhardt die Einwohnerinnen und Einwohner von Großdalzig und Tellschütz ins Großdalziger Gemeindezentrum eingeladen, um gemeinsam die Zukunftsplänen zu besprechen. Das Interesse war groß, im gut gefüllten Saal entwickelten sich lebhafte Diskussionen. Quo vadis Großdalzig? Quo vadis Großdalzig und Tellschütz? Die beiden Zwenkauer Ortsteile sind beliebte Zuzugsgebiete, Investoren für größere Bauvorhaben klopfen an die Rathaustür. Um die künftige Gestaltung des Dorfbildes in geregelte Bahnen zu lenken, verträglich und in Einklang mit den Bedürfnissen der Bewohnerschaft, haben die Stadtstrategen der Leipziger Firma Urban Management Systems (UMS) bereits bei einem Frühjahrsspaziergang im April erste Ideen gesammelt und in ihre Präsentation eingearbeitet. An vier Stationen mit den Themenkomplexen Demographie, Siedlungsstrukturen, Mobilität und Soziales sowie Landschaft und Freiraum haben die UMS-Mitarbeiter Hanna Strahl und Jens Gerhardt ihre Recherchen vorgestellt. Zu den bisher geäußerten Wünschen kam ein Sammelsurium weiterer Vorschläge hinzu. Dorfcharakter soll bleiben: Vor der Flächenplanung wolle man die Weichen für die Entwicklung stellen, gemeinsam entscheiden, wo die sehr unterschiedlichen Reisen hingehen könnten und damit Akzeptanz schaffen, erklärte Bauamtsleiter Christian Haendel. „Der Dorfcharakter soll erhalten bleiben, beispielsweise die Hoftypologie entlang der Hauptstraße“, versprach er. Im Verlauf der Diskussionen zeigte sich, dass die Spannbreite zwischen Wünschen und Wirklichkeit groß ist. Ganz oben auf der Liste der Begehrlichkeiten steht eine Einkaufsmöglichkeit. Zweimal die Woche kommen eine fahrende Bäckerei und eine mobile Fleischertheke – da treffe man sich, erzählen die einen, die anderen beklagen die ungünstigen Zeiten, weil sie da noch arbeiten müssen. Auch CDU-Stadtrat Ralf Herrmannsdorf, selbst Großdalziger, kennt das Dilemma. Ein Geschäft müsse rentabel sein, mit nicht einmal 500 Einwohnern ginge das nicht. Als letzter Laden hatte der Konsum 2016 dichtgemacht. „Wer ein Auto hatte, ist damals schon zum Einkaufen nach Zwenkau oder Pegau gefahren“, erinnert Herrmannsdorf. Stadtplaner Jens Gerhardt brachte als Alternative das Modell eines genossenschaftlich getragenen Dorfladens für Waren des täglichen Bedarfs auf den Tisch, wie es sie in Bayern und der Oberpfalz gibt. Aus den Reihen der Großdalziger lebte eine Vision auf, die im Zusammenhang mit den vielfach geforderten Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten für Senioren Realität werden könnte. Ob man nun Dreiseit-Höfe in Apartments für alle Generationen aufteile oder in großzügigen Baustrukturen mit viel Grün und Platz zum Parken die Möglichkeiten des betreuten Wohnens schaffe, dort könnte doch ein „Tante Emma Laden“ einziehen, der von Senioren und Seniorinnen betrieben wird. Die hätten dann, wenn sie wollten, eine Beschäftigung. Pro und Contra Jugendclub: Auch zum Thema Jugend gibt es zwei Seiten – die einen fordern massiv einen Jugendclub als Ersatz für den geschlossenen Treff, die anderen mahnen aufgrund der Erfahrungen mit Lärm und Vandalismus vor den negativen Auswirkungen für die Anwohner. Wie beim Frühjahrsspaziergang wurden die Nachbarn aus Zitzschen mit dem Heimatverein als positives Beispiel für eine funktionierende Gemeinschaft von Jung und Alt hervorgehoben – das hätte man in Großdalzig ebenfalls gerne. Auch schneller umsetzbare Tipps wurden aufgenommen, das Schaffen eines Fest- oder Bolzplatzes auf der ehemaligen Schulwiese östlich des Amselweges, oder eine Hundewiese mit Beutelspendern fürs Geschäft der Vierbeiner. Bürgerbeteiligung schafft Akzeptanz: Stadtrat Marco Herrmuth (Linke) lobte das Format und dass die Einwohner und Einwohnerinnen mitgenommen werden, „wenn es auch schwer ist, alle Ideen unter einen Hut zu bringen“. Jens Gerhardt bemerkte, es hätten sich schöne und spannende Gespräche entwickelt. Das sei allemal wertvoller, als die übliche „Frontal-Show“ der Stadtplaner. Er bittet um Beantwortung eines Online- Fragebogens, zu erreichen über einen QR-Code im Flyer zum Projekt. Der steht auf der Webseite der Stadt unter zwenkau.de/rathaus-verwaltung/… Wann es denn nun losgehe, wurde Bürgermeister Holger Schulz (CDU) gefragt. Der verwies wie Christian Haendel auf das Sammeln und Herausarbeiten der Schwerpunkte. „Wir reden von einem Zeitraum von mindestens zehn bis 15 Jahren“, macht er klar. Noch sei nichts in Stein gemeißelt. Von Gislinde Redepenning