A 72 bei Leipzig: Anschlussstelle Zwenkau wird geöffnet
Pendler auf der A 72 können ab der nächsten Woche aufatmen: Mit der Freigabe der Anschlussstelle Zwenkau wird es im Bereich Böhlen/Großdeuben eine deutliche Entlastung geben. Auch für einen Parkplatz bei Rötha haben die Vorarbeiten begonnen.
Nur noch wenige Tage, dann können Autofahrer ein weiteres wichtiges Teilstück der neuen A 72 nutzen. Am 15. Juli wird die neue Anschlussstelle Zwenkau für den Verkehr freigegeben. Das Datum ist für die Autobahn GmbH als Bauherr des Mammutprojektes ganz offensichtlich ein gutes Omen. Denn der 15. Juli war auch im Vorjahr exakt der Tag, an dem das letzte Teilstück der A 72 zwischen Rötha und der A 38 erstmals durchgängig befahrbar war - wenn auch nur auf einem Fahrstreifen und mit reduzierter Geschwindigkeit.
Im Baucontainer in der Röthaer Straße des Aufbaus hat Projektleiter Eric Winter die letzten Arbeiten für diesen weiteren Teilschritt fest im Blick. Die Wände des Besprechungszimmers reichen gerade so aus, um die riesigen Baupläne anzupinnen. Ist der 15. Juli unverrückbar? „Für den Termin ist alles so weit veranlasst“, verkündet der oberste Verantwortliche für die Großbaustelle.
A 72: Markierungen und Beschilderung müssen noch erfolgen
„Es wird an diesem Tag Bauabnahmen und sicher noch einige Absprachen geben. Die Freigabe könnte sich in bis in den Nachmittag oder die Abendstunden hinziehen. Möglich, dass die Verkehrsteilnehmer die neue Auf- und Abfahrt auch erst am Dienstagmorgen nutzen können.“ Zuvor müssen noch Markierungen, Beschilderung und Ampel-Programmierung erfolgen.
An der Verlängerung der A 72 zwischen Chemnitz und der A 38 wird seit 2003 gebaut. Stück für Stück näherte sich seitdem die wichtige Fernverkehrsader dem Leipziger Süden. Das letzte Teilstück zwischen Rötha und dem Kreuz Leipzig der A 38 ist zwar nur acht Kilometer lang. Der Abschnitt hat es allerdings in sich.
Leistungsstarke A 72 braucht festen Untergrund
„Wir bauen nicht nur bei rollendem Verkehr“, erläutert Winter. Die Strecke verläuft außerdem fast ausschließlich über ehemaliges Tagebaugelände. Früher vorhandene bis zu 60 Meter tiefe Gruben wurden hier zur Zeit des Braunkohlenabbaus mit Abraum zugeschüttet und dann sich selbst überlassen. Was zu DDR-Zeiten kein Problem darstellte, hier die alte F 95 vierspurig nach Leipzig zu bauen, wird spätestens mit der Anforderung an eine leistungsstarke Autobahn der Neuzeit zum Problem. Verdichten, verdichten und nochmals verdichten ist deshalb die Devise.
Deshalb bekommen Pendler entlang der Baustrecke immer wieder Betonblöcke oder riesige Erdhaufen zu sehen. Diese sollen die künftige Belastung durch Tausende Fahrzeuge täglich vorwegnehmen.
Bei Rötha sind Aufschüttungen für A 72 besonders anspruchsvoll
„Ein Großteil des Baufeldes befindet sich derzeit in der Liegezeit“, ergänzt Tino Möhring, Sprecher der Autobahn GmbH. „Das dauert in der Göselaue besonders lange, weil wir es hier mit einem besonders hohen Grundwasserstand zu tun haben“, heißt es zum Abschnitt bei Rötha. Herausfordernd gestalten sich die Aufschüttungen auch am nördlichen Bauende. „Hier wechseln sich früheres Kippengelände und gewachsener Boden ab, weil in diesem Bereich die Tagebaugrenze verlief“, so Winter. Das mache die Sache anspruchsvoll.
Vorbereitungen laufen ebenfalls für den Parkplatz, der unter dem Namen „Röthaer Holz“ in Fahrtrichtung Chemnitz entstehen wird. „Weil wir uns auch hier in der Göselaue bewegen, wurde bereits jetzt mit Aufschüttungen begonnen.“ Bevor es an die Errichtung der neuen Stellflächen gehen kann, muss sich das Erdreich setzen. Der Parkplatz wird sich nördlich des Röthaer Holzes befinden - und zwar dort, wo der Verkehr aus dem Süden kommend derzeit einen provisorischen Schwenk nach links macht.
Parkplatz „Hainer See“ ging bereits 2022 in Betrieb
In der Gegenrichtung war bei Espenhain bereits mit Freigabe des Abschnitts zwischen Borna und Rötha im Jahr 2019 der Parkplatz „Hainer See“ mit WC eröffnet worden. An der Anlage „Röthaer Holz“ werden sich ebenfalls eine Toilettenanlage, außerdem 30 Stellplätze für Pkw, rund 20 für Lkw und zwei für Busse befinden.
Zurück zur Anschlussstelle Zwenkau: Hier liegen die Bauarbeiter der Firma Josef Rädlinger in den letzten Zügen. Der Verkehrsknoten hat es in sich, weil die aus Richtung Zeitz/Pegau kommende B 2 an dieser Stelle nicht nur auf die A 72 einbiegt, sondern auch noch Bahnstrecke, Pleiße und eine Staatsstraße überwinden muss. Die bereits in den Vorjahren errichteten zwei großen Brücken über die A 72 wurden zuletzt mit einem Damm verbunden. Über diesen rollen in wenigen Tagen die ersten Fahrzeuge.
Verbesserungen für Pendler und Schwerverkehr
Nicht nur für Pendler, sondern auch den Wirtschaftsverkehr bringt die Freigabe eine deutliche Entlastung mit sich. Der Schwerverkehr über 30 Tonnen musste seit zwei Jahren weite Umwege in Kauf nehmen, weil dessen Last der maroden Brücke der B 2 aus den 1970er-Jahren nicht mehr zugemutet werden sollte. „Diese Tonnagebegrenzung“, informiert Möhring, „fällt mit Freigabe der Anschlussstelle natürlich weg.“
Auf eine Ausnahme macht Bauleiter Eric Winter dennoch aufmerksam: Autofahrer, die aus Richtung Leipzig auf die B 2 auffahren wollen, müssen vorerst weiterhin eine Behelfsroute nutzen. Die neue Abbiegespur kann in dieser Richtung erst gebaut werden, wenn die alte Brücke über Pleiße und Bahngleise abgebrochen worden ist. „Diesen Abriss wiederum können wir erst in Angriff nehmen, wenn die alte Überfahrt nicht mehr gebraucht wird.“ Voraussichtlich im Oktober/November soll der Abbruch der alten B2-Brücke erfolgen. „Das wird dann sicher der nächste spektakuläre Meilenstein.“
Für täglich tausende Pendler sichtbar ist auch der Fortgang der Lärmschutzarbeiten. In Höhe des Böhlener Ortsteils Großdeuben entsteht ein riesiger Wall sowie auf einem Abschnitt eine zehn Meter hohe Lärmschutzwand. „Die Wand befindet sich dort, wo Pleiße und Wohnhäuser so nahe an der Autobahn liegen, dass für die Aufschüttung eines Walls kein Platz mehr war.“ erläutert Winter. Insgesamt werden auf der Großdeubener Seite auf zwei Kilometern Lärmschutzmaßnahmen ergriffen, die zehn Meter hohe Wand misst davon rund 450 Meter. „Die Fertigstellung der Lärmschutzwände erfolgt Zug um Zug. Wir gehen davon aus, dass der Großteil bis Ende 2025 fertiggestellt ist.“
Eine Ziellinie, die auch für die Richtungsfahrbahn Chemnitz im Bereich zwischen A 38 und Anschlussstelle Zwenkau genannt wird. „Hier erfolgt derzeit der Erdbau, im nächsten Jahr ist der Straßenbau geplant.“ Baumaschinen sind ebenfalls an der künftigen Auffahrrampe von der A 72 auf die A 38 Richtung Dresden in Aktion, was seit einigen Tagen Folgen für die Verkehrsführung hat. „Diesen Bereich werden wir Ende 2025 asphaltieren.“ Die A 72 wird auf ihren letzten zwei Kilometern auf sechs Fahrspuren verbreitert.
Als endgültiger Fertigstellungstermin wird nach wie vor das Jahr 2026 genannt. Dann soll die A 72 komplett befahrbar und Chemnitz und Leipzig auf schnellstem Weg miteinander verbunden sein.