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300 Windräder im Raum Leipzig: An diesen Orten sollen die meisten Anlagen entstehen


In Sachsen müssen zwei Prozent der Fläche für Windkraft reserviert werden. Allein für die Region Leipzig bedeutet das Hunderte neue Windräder.

Beim Thema Windkraft sind derzeit alle Augen auf den Regionalen Planungsverband (RPV) Leipzig-Westsachsen gerichtet. Dieser legt am 28. März seine Karten auf den Tisch, wo in der Region neue Flächen für Windräder reserviert werden sollen.

An diesem Tag werden die Verbandsräte in Markkleeberg über den Beteiligungsentwurf zum Thema Erneuerbare Energien beschließen. Dass der Regionalplan in diesem Bereich fortgeschrieben wird, hatte die Verbandsversammlung bereits im Dezember 2021 beschlossen.

Zwei-Prozent-Flächenziel bis 2027 umsetzen

Prof. Andreas Berkner, Leiter der Regionalen Planungsstelle, äußert sich zur Ausgangslage. „Sachsen hat sich vorgenommen, das Zwei-Prozent-Flächenziel des Bundes schon 2027, also fünf Jahre eher als vom Bund vorgesehen, zu erreichen. An diese gesetzliche Vorgabe sind wir als Planungsverband gebunden.“

Für das Verbandsgebiet mit den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen sowie der Stadt Leipzig heißt das konkret: In den kommenden Jahren sollen sich spürbar mehr Windräder drehen. Aktuell wird von etwa 300 Anlagen ausgegangen, die entstehen müssen – zusätzlich zu den mehr als 200, die bereits existieren. Derzeit beträgt der Flächenanteil für die Windkraft in Leipzig-Westsachsen rund 0,3 Prozent. „Er ist also etwa auf das Siebenfache zu erhöhen.“

Mindestabstand von 1000 Metern soll möglichst gelten

„Neben festen Ausschlusskriterien wie Siedlungsbebauung, Infrastruktur wie Schiene und Straße, ziviler Luftfahrt oder Militär, soll ein 1000-Meter-Mindestabstand zur nächsten Wohnbebauung gelten“, nennt Berkner als wichtige Prämisse. „Wo immer es geht, wollen wir diesen Mindestabstand einhalten.“

„Außerdem bleiben weitere Kategorien wie Natura-2000-Gebiete, Naturschutzgebiete oder Vorbehaltsflächen für Rohstoffabbau von vornherein ausgespart.“ Wald oder Landschaftsschutzgebiete seien hingegen nicht mehr von vornherein tabu. „Allerdings gehen wir hier mit Augenmaß vor. Es gibt Kernbereiche von Landschaftsschutzgebieten, die unangetastet bleiben.“

Zu dem bereits im Frühjahr 2024 vorgestellten Rohentwurf konnten sich alle 61 Verbandskommunen äußern. „Flächen mit kommunalen Planungsabsichten sind deshalb ebenfalls in die Ermittlung eingegangen.“

Erst auf der Zielgeraden musste der RPV noch Abstriche an seinen Vorstellungen machen. Nach Gesprächen mit dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr seien mit Blick auf den Bundeswehrstandort in der Annaburger Heide vier eigentlich geplante Vorranggebiete wieder gestrichen worden. „Das Militär hatte hier Höhenbegrenzungen vorgegeben, die keinen Sinn für eine Ausweisung ergeben hätten.“ Das habe den Verband allein 420 Hektar sicher geglaubte Vorrangfläche in Ostelbien gekostet.
80 Quadratkilometer werden für Windkraft reserviert

Der Entwurf kommt nunmehr unterm Strich auf 2,1 Prozent Fläche für die Windenergie. „Das“ macht Berkner klar, „ist lediglich ein sehr kleiner Puffer.“ Von dem rund 4000 Quadratkilometer großen Verbandsgebiet würden damit rund 80 Quadratkilometer für Windkraft reserviert.

Die beanspruchten Flächen unterscheiden sich von Kommune zu Kommune. Insgesamt gibt es acht Gemeinden, in denen mehr als fünf Prozent des Gemeindegebietes zur Windfläche werden. Dies betrifft Kommunen mit großen Anteilen an Kippenflächen des aktiven Braunkohlenbergbaus, die teilweise noch wieder nutzbar zu machen sind.

Die kleinste Kommune im Landkreis Leipzig – Elstertrebnitz – führt die Liste mit einem Flächenanteil von 26,5 Prozent an, gefolgt von Regis-Breitingen (10,2 Prozent), Groitzsch (9,4 Prozent), Markranstädt (7,2 Prozent), Pegau (6,1 Prozent), Neukieritzsch (5,8 Prozent), Thallwitz (5,3 Prozent) und Mockrehna (5,1).
In acht Kommunen gibt es keine Vorranggebiete

Es gibt aber auch Orte, in denen sich keine Vorranggebiete befinden. Laut Chefplaner Berkner sind das im Landkreis Leipzig die Orte Bennewitz, Colditz und Parthenstein. In Nordsachsen bleiben Beilrode, Dommitzsch, Schkeuditz, Taucha und Trossin außen vor. Dafür seien Aspekte des Naturschutzes, der Landesverteidigung und der Flugsicherung sowie die Freiraumverfügbarkeit maßgeblich verantwortlich.

Nur marginal betroffen sind Laußig und Löbnitz mit weniger als 0,1 Prozent der Gemeindefläche. In 25 Kommunen werden mehr als zwei Prozent des Gemeindegebietes zur Vorrangfläche. Davon befinden sich zwölf im Landkreis Leipzig und 13 in Nordsachsen.

Bereits in den vergangenen Wochen seien zahlreiche Unterschriftensammlungen und Briefe beim Planungsverband eingegangen, berichtet Berkner. „Wichtig ist, diese als Stellungnahmen zu gegebener Zeit in das Verfahren einzubringen.“

Der Verband betont zudem, dass am 28. März keine finale Entscheidung fällt. „Wenn die Verbandsräte der Freigabe des Beteiligungsentwurfs zur Teilfortschreibung des Regionalplanes an diesem Tag zustimmen, ist das im Gegenteil erst der Auftakt für einen umfangreichen Beteiligungsprozess.“
Unterlagen zu Windkraft-Gebieten sind zwei Monate einsehbar

Geplant ist, sämtliche Unterlagen einschließlich der konkret vorgesehenen Gebiete und des Umweltberichtes von Anfang Mai bis Anfang Juli öffentlich auszulegen. „Den genauen Zeitraum werden wir noch vor Ostern kommunizieren“, erklärt Berkner. Jedermann könne sich dann äußern.

Auch 350 sogenannte Träger öffentlicher Belange werden gehört. Ausgelegt werden die Papiere beim Planungsverband selbst, darüber hinaus bei den beiden Landratsämtern, der Stadt Leipzig sowie der Leipziger Dienststelle der Landesdirektion Sachsen.

„Alle Dokumente werden auch digital einsehbar sein. Stellungnahmen können ebenfalls online abgegeben werden.“ Beschlossen werden sollen die neuen Windvorranggebiete Ende 2026. Wobei der Verband bis dahin von einer weiteren öffentlichen Auslegung ausgeht. Rechtssicher sind die Standorte erst, wenn der aktualisierte Plan genehmigt wird – das werde voraussichtlich Ende 2027 der Fall sein.

„Wenn uns in der Region eine Einigung auf diese Gebiete gelingt, können Windräder nur dort konzentriert werden. Eine Überlastung bestimmter Regionen oder eine Verspargelung der Landschaft ist dann ausgeschlossen.“ Andernfalls könnten Investoren ab 2027 nahezu überall Windräder errichten.