Nach der Wahl eines Landrats in Sonneberg und der Wahl eines Bürgermeisters bei Bitterfeld fragen sich viele Leute, besonders aus dem Westen Deutschlands, warum wird im Osten so viel AfD gewählt.
Nun Leute, vielleicht geben euch diese beiden Artikel eine Idee davon, was hier so los ist :

lvz.de/politik/lohnunterschied…


focus.de/finanzen/news/protest…

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Als Antwort auf Andreas vom Zwenkauer See

@Andreas vom Zwenkauer See hab die beiden Artikel auch schon gesehen gehabt und ein paar mehr aus dem Umfeld.

Glaubst du im "Westen" wird weniger über die Köpfe der Kommunen und Gemeinden regiert? Ich sehe da keine großen Unterschiede - der Unterschied ist vielleicht, dass sich hier gezielter Bürgerinitiativen bilden und man dann versucht auf der juristischen Schiene Projekte auszubremsen die man nicht haben will (um beim Beispiel des LNG Terminals zu bleiben).

Es gibt einen andere Sache, die IMHO für diesen wirtschaftlichen Unterschied mit verantwortlich ist - Ich bin ja selbst auch mit eigener Firma tätig: Eigentlich wäre der Osten ein Schlaraffenland für Unternehmer - Lohnniveau ist niedrig, die Immobilienpreise auch; in die Infrastruktur haben wir mit dem Solidaritätszuschlag Milliarden reingeballert (und das merkt man - die ist oft besser als im Westen). Im Mitteldeutschland viele kleinere Städte, die eine ganz ordentliche Lebensqualität bieten. Und wenn ich mit der Idee einer Unternehmsansiedlung komme, renne ich wahrscheinlich in den meisten Rathäusern in Osten offene Türen ein.

Aber es gibt ein - aus meiner Sicht - gewaltiges Problem: Die Ausländerfeindlichkeit (zumindest eines erklecklichen Teils der Bevölkerung). Wenn ich mir vorstelle, ich mache im Osten eine Filiale auf - und habe dann 30% rechtsradikales, ausländerfeindliches Personal? Dann gute Nacht, da habe ich echt keinen Bock drauf! Unsere Kundschaft ist von klein bis groß mehr oder weniger international (je größer desto mehr) und im Rahmen unserer Aufträge haben wir mit der halben Welt zu tun (außer Russland :-) ). Da brauch ich Leute, die sich international bewegen können und wollen und weltoffen sind (interkulturelle Unterschiede sind bei internationaler Arbeit manchmal nicht so ganz ohne). Ich habe nicht wirklich eine Idee, wie das zur Zeit im Osten jenseits der großen Metropolen funktionieren könnte.

In meiner Stadt haben fast 30% der Einwohner keinen deutschen Paß und wenn man die Leute mit Migrationshintergrund dazuzählt sind wir bei fast 40% - Und die Wirtschaft brummt und brummt. Und wir haben ne Menge Ossis hier denen diese Ausländerfeindlichkeit auch so auf den Senkel gegangen ist, dass sie jetzt hier sind und bleiben. Nur ist dieser Braindrain halt auch nicht gut für den Osten.

Und wie utzer schon anmerkte: Betriebsräte und Gewerkschaften die gegenüber den Arbeitgebern auch mal die Daumenschrauben anziehen können, sind sicher von Vorteil.

Als Antwort auf Andreas vom Zwenkauer See

@Andreas vom Zwenkauer See @Malte Ich halte das ebenfalls für eine zu einfache Erklärung. Es gibt auch ein Süd-Nord-Gefälle, was Wohlstand und Einkommen angeht. Dennoch haben wir in Schleswig-Holstein keine AfD im Landtag, nach aktuellen Umfragen kämen die Nazis auf 8% (wahlrecht.de/umfragen/landtage…).

Das Thema ist komplex. In Schleswig-Holstein haben wir zumindest eine CDU, die nicht versucht sich populistisch mit Rechte-Rand-Themen anzubiedern sondern eher konstruktiv und lösungsorientiert unterwegs ist.

Als Antwort auf Andreas vom Zwenkauer See

kein Grund, Rechtsextreme zu wählen. Und wenn gewählte Personen Dinge entscheiden, die lokal nicht dem Mehrheitswillen entsprechen, heißt das noch lange nicht, dass dies nicht demokratisch wäre. Es ist gerade nicht Aufgabe der Politik, immer der Mehrheitsmeinung zu folgen. Ich hätte übrigens lieber ein Terminal zu viel als im Notfall eins zu wenig.