Wasserschutzpolizei Zwenkau: Sechs Beamte zwischen Mulde und Neuseenland
Mit 52 Beamten ist die Wasserschutzpolizei des Freistaates Sachsen die zweitkleinste in Deutschland. Nur sechs der Polizisten betreuen von Zwenkau (Landkreis Leipzig) aus ein riesiges Revier mit fast 150 Seen und Flüssen bis nach Bad Düben in Nordsachsen. Mit dem, was viele aus Krimiserien kennen, hat das wenig zu tun.
Was die meisten Menschen über die Wasserschutzpolizei wissen oder zu wissen glauben, haben sie aus dem TV. Wapo Bodensee, Wapo Elbe, Berlin oder Duisburg sind gern gesehene Krimireihen. Aber haben die viel mit der Realität zu tun? „Die Serien sind eher am Zuschauer orientiert“, sagt Tino Sachse.
Der Polizeihauptmeister kennt die Wirklichkeit. Schließlich gehört er zur Belegschaft der Dienstgruppe Zwenkau der Wasserschutzpolizei Sachsen. Der Fehler im Film beginnt schon beim Titel. Die offizielle Abkürzung für die Polizeieinheiten, die sich um fast alles auf und am Wasser kümmern, lautet nicht nur in Sachsen, sondern auch in Berlin und Hamburg WSP. Wapo steht hingegen für Wachpolizei.
Revier reicht von Bad Düben bis Zwickau
Auch Sachse und seine Kollegen von der erst im August neu bezogenen Dienststelle in Zwenkau können mit einem ihrer vier Boote natürlich einen Alarmstart hinlegen und nach gut drei Minuten mit Blaulicht übers Wasser jagen. Nur kommt das eben nur äußerst selten vor.
Was unter anderem daran liegt, dass die allermeisten Gewässer, die die kleine Zwenkauer Truppe zu betreuen hat, so weit vom Dienstort entfernt sind, dass die Boote erst auf dem Landweg hingebracht werden müssen. Und daran, dass die Aufgaben der Wasserschutzpolizei eher bodenständiger Natur sind.
Sachsen hat die zweitkleinste Wasserschutzpolizei in Deutschland. Thüringen besitzt gar keine, das Saarland die kleinste. Von den 52 sächsischen Wasserschutzpolizisten verrichten gerade einmal sechs in Zwenkau ihren Dienst. Deren Revier ist riesig. Es reicht im Norden von dort, wo die Vereinigte Mulde bei Bad Düben nach Sachsen-Anhalt fließt, bis ungefähr nach Zwickau im Süden.
Mit E-Bikes werden die Ufer bestreift
Dazwischen liegen nicht nur die Mulde und die Pleiße, sondern auch die Wasserstraßen, die die Stadt Leipzig durchziehen, und dutzende Seen. Vom Schladitzer im Norden über den Hainer See im Süden des Leipziger Neuseenlandes bis zum Haselbacher See, durch den die Grenze nach Thüringen verläuft. Zusammen sind das Tausende Hektar sogenannter schiffbarer Gewässer.
Für die stehen Dienstgruppenführer Torsten Röder und seinen fünf Leuten zwei größere und ein kleineres Aluminiumboot, ein Schlauchboot und ein paar E-Bikes zum Bestreifen der Ufer zur Verfügung. Mit geländegängigen Fahrzeugen und Trailern können sie die Boote von Zwenkau aus zu anderen Einsatzorten bringen.
Schon die Zahlen sagen deutlich: Es ist eher Zufall, wann die Wasserschutzpolizisten aus Zwenkau an einem Ort in ihrem Revier auftauchen und dort kontrollieren, ob die vielfältigen Regeln eingehalten werden. Auf die Mulde oder den Haselbacher See schaffen sie es zwei-, höchstens dreimal im Monat. Man kann es auch so ausdrücken: Auf den Gewässern werden hunderte Ordnungswidrigkeiten begangen, von denen die Beamten nie erfahren.
Die Liste der möglichen Regelverstöße ist lang
Angeln ohne Berechtigung, das heißt: Fischwilderei, Müll am Angelplatz hinterlassen oder Schneisen ins Schilf schlagen, Paddeln unter Alkohol, Fahrgastschiffe behindern, durch überhöhte Geschwindigkeit zu hohen Wellenschlag verursachen, Boot mit Verbrennungsmotor fahren, wo es nicht erlaubt ist, keine vorgeschriebene Beleuchtung oder Kennzeichnung am Boot, Befahren gesperrter Gewässerabschnitte oder unerlaubte Wasserentnahme …
Die Liste möglicher Regelverstöße lässt sich fortsetzen. Haben die Beamten in der Morgenberatung entschieden, zu welchem Gewässer sie heute ausrücken, wird all das kontrolliert. Die meisten Gefahren entstehen dort, wo sehr viele Menschen sich auf den Gewässern tummeln. Deswegen versuchen die Zwenkauer während der Saison wenigstens einmal in der Woche auf den Flüssen und Kanälen in Leipzig zu sein.
Auch auf dem Wasser gilt Rechtsfahrgebot
Was, wie Tino Sachse weiß, aus Sicht der beruflichen Fahrgastschiffer viel zu selten ist. Denn die, sagt der Polizist, müssten Zeiten einhalten. Und das könne schwierig sein bei der Masse an Freizeitkapitänen in geliehenen oder eigenen Paddelbooten, die oft nicht mal wüssten, dass auch auf dem Wasser ein Rechtsfahrgebot gilt. Und dass es für Alkohol auch bei der Fahrt mit einem nichtmotorisierten Boot Grenzen gibt, ähnlich wie für Radfahrer.
Weswegen der Männertag immer ein Großkampftag für die Wasserschutzpolizisten ist, dann patrouillieren sie mit zwei Booten und Verstärkung durch die Bereitschaftspolizei auf den Innenstadtgewässern. Sie halten dann nicht nur nach Alkoholisierten Ausschau, sondern auch nach untauglichen und gefährlichen alten Booten, die für den Herrentagsausflug aus Kellern und Schuppen geholt wurden.
Jetzt schauen die Beamten auch nach Bootstransporten
Auch an gewöhnlichen Tagen in der Saison kommt es auf Leipzigs Wasserstraßen immer wieder zu Zusammenstößen. Und zwar zu weit mehr Fällen, als der Wasserschutzpolizei bekannt werden. Wird die WSP zu einem Unfall oder einem Unglück auf einem Fluss oder See gerufen, etwa wenn ein Badegast vermisst wird oder ein Boot kentert, dann sind örtliche Kräfte der Polizei oder der Feuerwehr meistens schneller vor Ort. Die WSP-Beamten übernehmen dann im Nachgang die Ermittlungen.
Im Winter wird es natürlich ruhiger auf den Gewässern. Dann schaut sich die WSP auch mal Transporte von Booten und Zubehör auf Autobahnen an. So können die Beamten Diebesbanden auf die Spur kommen. Unterwegs hält der Wasserschutzpolizist aber auch einen Radfahrer an, der das Handy am Ohr hat. „Ich bin Polizist“, sagt Sachse, „das hört nicht am Ufer auf.“
Tatsächlich ist in den nächsten Wochen aber auch Gelegenheit für Wartung der Technik und für Lehrgänge und Ausbildungen. Dafür bleibt während der Saison auf 124 stehenden und 21 fließenden Gewässern keine Zeit.
Piratenpartei Leipziger Umland hat dies geteilt.
Thomas Bensler
Als Antwort auf Andreas vom Zwenkauer See • • •How to build a submarine and survive
media.ccc.deAndreas vom Zwenkauer See
Als Antwort auf Thomas Bensler • •Das war aber der "Nachbarsee".