friendica (DFRN) - Link zum Originalbeitrag

Kultur in Markkleeberg und Zwenkau: Zwischen fliegendem Start und Hindernislauf


Die angekündigten Lockerungen der Corona-Beschränkungen haben auf die kulturellen Einrichtungen in der Region unterschiedliche Auswirkungen. Während das Zwenkauer Kulturkino sofort durchstartet, muss man in Markkleeberg noch mit angezogener Handbremse fahren. Der Grund liegt in der Planbarkeit der Angebote.
Hochstimmung in der Zwenkauer Hugo-Haase-Straße. Nach monatelanger Zwangspause kann das Team des Kulturkinos endlich den Beginn der neuen Saison verkünden. Es wäre, unmittelbar nach dem erwarteten Inkrafttreten der Lockerungen, sozusagen ein fliegender Start. „Zum erstmöglichen Spielbeginn läuft am Samstag ab 19 Uhr der Action-Thriller ‚James Bond – Keine Zeit zu sterben‘ und ab Sonntag geht es auch gleich weiter mit einer Familienvorstellung“, freut sich Kino-Chefin Katharina Seifert, schränkt aber vorsichtshalber ein: „Natürlich nur, wenn kulturelle Einrichtungen ab 15. Januar tatsächlich wieder öffnen dürfen.“ Dass der Vorhang so schnell wieder geöffnet werden kann, hat einen guten Grund. „Es ist ja nicht so, dass wir durch die Zwangspause zum Nichtstun verurteilt waren“, erklärt Seifert. Gemeinsam mit den vielen ehrenamtlichen Akteuren der Kulturinitiative Zwenkau habe die fünfköpfige Crew die Zeit genutzt, um die beliebte Zwenkauer Kultureinrichtung für einen reibungslosen Start „in die Zeit danach“ fit zu machen. „Wir haben auch stets die aktuelle Entwicklung beobachtet und uns auf alle Erfordernisse vorbereitet“, blickt die Chefin auf die letzten Wochen zurück. Deshalb sei man jetzt auch gut aufgestellt, um das Programm unter den aktuell geltenden Beschränkungen anbieten zu können. „Die Vorstellungen finden unter Einhaltung der 2G-Plus-Regelung statt. Unsere Gäste werden gebeten, am Einlass die entsprechenden Nachweise sowie den Personalausweis bereit zu halten“, so Katharina Seifert. Passend zur Aufbruchstimmung gestaltet sich auch das Programm. Nach der Saisonpremiere am Samstag mit dem aktuellen James-Bond-Streifen folgt bereits am Sonntag ab 15.30 Uhr das Familienabenteuer „Clifford – der große rote Hund“. Nachdem am 20. Januar ein „Best-of“ der preisgekrönten Streifen des Mitteldeutschen Kurzfilm-Festivals „Kurzsuechtig“ über die Zwenkauer Leinwand geflimmert ist, soll am 22. Januar ein besonderer Höhepunkt folgen. „Was könnte es Schöneres geben, als das neue Jahr mit einem bunten Strauß wundervoller Melodien zu beginnen“, fragt Seifert und macht auf das Neujahrskonzert des Leipziger Symphonieorchesters neugierig. Langfristige Planungen noch immer nicht möglich: Auch in Markkleeberg bereitet man sich auf einen Neustart nach der Zwangspause vor, allerdings unter einer anderen Ausgangslage. Wie Kulturamtsleiter Marcus Reitler mitteilt, werde die Entscheidung über die Wiederaufnahme des Kulturbetriebes im Weißen Haus erst im Laufe des heutigen Donnerstag getroffen. Es müsse erst abgewartet werden, wie genau die Regelungen aussehen, die ab Freitag gelten sollen. „Vorbereitet sind wir, aber unsere Angebote sind so komplex, dass sie langfristig geplant werden müssen“, erläutert Reitler das Kernproblem. Zwar sei man in der Lage, Tagesveranstaltungen wie beispielsweise kleinere Konzerte auch ad hoc realisieren zu können, aber größere Klangkörper oder gar Ausstellungen bedürften einer planerischen Vorlaufzeit. Sofern das Rathaus grünes Licht gibt, könne beispielsweise die am 20. Januar geplante Soiree mit Musikstudenten oder die Herfurth’sche Hausmusik drei Tage später durchaus stattfinden. „Aber spätestens beim geplanten Konzert des Leipziger Symphonieorchesters fangen die Probleme schon an. Das müsste im Großen Lindensaal stattfinden und dort befindet sich das ständige Impfzentrum.“ Auch kurzfristig eine Ausstellung ins Weiße Haus zu holen oder eine solche terminlich vorzuziehen, sei utopisch. „Die müssen erst zusammengestellt und Verträge für Leihgaben aus Privatbesitz geschlossen werden, andere Exponate befinden sich vielleicht gerade in einer aktuellen Ausstellung“, führt er einige der Probleme an. Für das Markkleeberger Kulturamt habe sich mit den neuen Lockerungen, ebenso wie für viele Kulturschaffende selbst, kaum etwas an der Situation geändert, meint Reitler. „Es fehlt an der Grundlage für eine längerfristige Planbarkeit“, bedauert er, ist aber zugleich optimistisch, in den nächsten Wochen wieder Veranstaltungen im Weißen Haus anbieten zu können. Von Rainer Küster