Großprojekt am Zwenkauer See: Stillleben am Harthkanal
Der Harthkanal, eine schiffbare Verbindung zwischen dem Zwenkauer und Cospudener See, wurde einst als Schlüsselprojekt im Leipziger Neuseenland ausgerufen. Inzwischen hat das Vorhaben allein an Baukosten rund 58 Millionen Euro verschlungen und kein Ende ist in Sicht. Eigentlich noch nicht mal ein richtiger Anfang, denn der Bau ruht.
Seit vor einem Jahr Schäden am Kanal zwischen dem Störmthaler und dem Markkleberger See festgestellt wurden, steht die Gewässerverbindung im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Im Schatten dieses Projektes gibt es aber noch ein anderes Kanalbauwerk, um das es nicht nur in der Wahrnehmung ruhig geworden ist, sondern auch ganz konkret auf der Baustelle. Am Harthkanal, der geplanten Verbindung zwischen dem Zwenkauer See und dem Cospudener See, dreht sich seit Monaten kein Rad mehr. Weil sogar das Bauschild inzwischen abmontiert wurde, bietet sich hier aktuell die Fotokulisse für ein Stillleben mit Ufer. Lesen Sie auch Kommentar. Harthkanal nicht gegen die Wand fahren Gesamtkosten auf über 150 Millionen gestiegen: „Ich gehe immer noch davon aus, dass der Kanal gebaut wird“, übt sich Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz (CDU) in Zuversicht. Aber auch Schulz weiß, dass im Gleichschritt mit den bisher abgeschlossenen Bauetappen auch die Probleme gewachsen sind. So lesen sich früher geplanten Kosten von rund 10 Millionen Euro inzwischen wie ein Betrag aus der Portokasse und sogar die später in den Raum gestellten 80 Millionen Euro sind längst überholt. Nach aktueller Lage der Dinge, so die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltung (LMBV), sei davon auszugehen, dass „sich die Gesamtkosten gegenüber der ursprünglichen Planung auf über 150 Millionen Euro erhöhen werden“. Allein die bisherigen Bauetappen, bestehend aus der Verdichtung des Untergrundes, der Herstellung der Dichtwand für das Hochwasserschutztor und das Einbringen von Probebohrpfählen, haben nach LMBV-Angaben rund 58 Millionen Euro gekostet. Viele Köche rühren im Topf: Allerdings hat der Bergbausanierer den Schwarzen Peter nicht allein in der Hand. „Die LMBV ist bergrechtlich verpflichtet, den Harthkanal zu errichten. Darüber hinaus soll die Verbindung auch touristisch genutzt werden können. Die Mehrkosten für die Schiffbarkeit des Kanals und die Errichtung einer Schleuse sollen durch den Freistaat Sachsen getragen werden“, betont LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber. Die besondere Funktion des Zwenkauer Sees erschwert die Planung. Das Gewässer soll nicht nur der Naherholung dienen, sondern als Rückhaltebecken auch ein wichtiger Baustein im Hochwasserschutz sein. Deshalb sei, so Steinhuber, in die Planungen auch die Landestalsperrenverwaltung (LTV) „als zukünftiger Betreiber des Hochwasserspeicherraumes Zwenkauer See“ eingebunden. Vorrangiges Leistungsziel sei nun die Erlangung der Plangenehmigung zum Vorhaben, so der SMBV-Sprecher. Es hätten sich aber neue Erkenntnisse aus dem Artenschutz, dem Hochwasserschutz und dem Klimawandel ergeben. Endwasserstand könnte bis zu 10 Meter Land „fressen“: Mit dem Stand ist Zwenkaus Bürgermeister „hochgradig unzufrieden“. Allerdings bezieht sich sein Ärger weniger auf den fehlenden Kanal, dessen Funktion aktuell von einer Heberleitung ersetzt wird, die überschüssiges Wasser vom Zwenkauer in den Cospudener See leiten kann. Vielmehr treiben Schulz die Folgen der Verzögerungen um. „Bis zum geplanten Endwasserstand von 113,5 Metern über Normalnull fehlt aktuell noch ein Meter“, betont er und fordert die schnellstmögliche Anhebung auf den vorgesehenen Betriebswasserstand. Das sei für die Planungssicherheit weiterer Investitionen wichtig. „Aufgrund der Böschungsneigung muss davon ausgegangen werden, dass sich der See bei einem um einen Meter höheren Wasserspiegel in einzelnen Bereichen auf rund zehn Meter in jetzige Uferbereiche ausdehnt“, erklärt Schulz. Für die Errichtung weiterer Infrastruktur sei der aktuelle Stand ein immenser Unsicherheitsfaktor. „Wir müssen die möglicherweise betroffenen Flächen frei halten, wissen aber noch gar nicht, wie weit sie sich am Ende ausdehnen“, ärgert er sich. Es fehlen noch Unterlagen: In diesem Zusammenhang wundert sich Schulz auch über ein noch immer fehlendes Dokument. Zwar sei der Zwenkauer See beim Hafenfest im Mai 2015 als Erholungsgebiet freigegeben worden, doch eine offizielle Erklärung der Fertigstellung, die eine Schiffbarkeit nach Wassergesetz zulässt, stehe noch aus. „Seit sieben Jahren wird daran gewerkelt“, stellt Schulz fest. Nach seinem Kenntnisstand müsse der Vorgang in der Landesdirektion liegen, doch die überrascht auf Nachfrage mit einem ganz anderen Hintergrund. „Für die Fortführung des Verfahrens fehlt eine Stellungnahme der LMBV“, sagt ein Sprecher. Da nicht bekannt sei, wann die LMBV die Stellungnahme übermittelt, sei auch keine Aussage zum Zeitpunkt des Erlasses der Allgemeinverfügung möglich. Bekannt ist bei der Landesdirektion auch nicht, wann es weitergeht. „ Der Plangenehmigungsantrag muss überarbeitet werden“, heißt es. Die LMBV sei damit beschäftigt, werde einen Antrag auf Planänderung vorlegen. „Für diese Vorlage ist von der LMBV kein Termin benannt“, so die Chemnitzer Behörde. Von Rainer Küster
Seit vor einem Jahr Schäden am Kanal zwischen dem Störmthaler und dem Markkleberger See festgestellt wurden, steht die Gewässerverbindung im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Im Schatten dieses Projektes gibt es aber noch ein anderes Kanalbauwerk, um das es nicht nur in der Wahrnehmung ruhig geworden ist, sondern auch ganz konkret auf der Baustelle. Am Harthkanal, der geplanten Verbindung zwischen dem Zwenkauer See und dem Cospudener See, dreht sich seit Monaten kein Rad mehr. Weil sogar das Bauschild inzwischen abmontiert wurde, bietet sich hier aktuell die Fotokulisse für ein Stillleben mit Ufer. Lesen Sie auch Kommentar. Harthkanal nicht gegen die Wand fahren Gesamtkosten auf über 150 Millionen gestiegen: „Ich gehe immer noch davon aus, dass der Kanal gebaut wird“, übt sich Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz (CDU) in Zuversicht. Aber auch Schulz weiß, dass im Gleichschritt mit den bisher abgeschlossenen Bauetappen auch die Probleme gewachsen sind. So lesen sich früher geplanten Kosten von rund 10 Millionen Euro inzwischen wie ein Betrag aus der Portokasse und sogar die später in den Raum gestellten 80 Millionen Euro sind längst überholt. Nach aktueller Lage der Dinge, so die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltung (LMBV), sei davon auszugehen, dass „sich die Gesamtkosten gegenüber der ursprünglichen Planung auf über 150 Millionen Euro erhöhen werden“. Allein die bisherigen Bauetappen, bestehend aus der Verdichtung des Untergrundes, der Herstellung der Dichtwand für das Hochwasserschutztor und das Einbringen von Probebohrpfählen, haben nach LMBV-Angaben rund 58 Millionen Euro gekostet. Viele Köche rühren im Topf: Allerdings hat der Bergbausanierer den Schwarzen Peter nicht allein in der Hand. „Die LMBV ist bergrechtlich verpflichtet, den Harthkanal zu errichten. Darüber hinaus soll die Verbindung auch touristisch genutzt werden können. Die Mehrkosten für die Schiffbarkeit des Kanals und die Errichtung einer Schleuse sollen durch den Freistaat Sachsen getragen werden“, betont LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber. Die besondere Funktion des Zwenkauer Sees erschwert die Planung. Das Gewässer soll nicht nur der Naherholung dienen, sondern als Rückhaltebecken auch ein wichtiger Baustein im Hochwasserschutz sein. Deshalb sei, so Steinhuber, in die Planungen auch die Landestalsperrenverwaltung (LTV) „als zukünftiger Betreiber des Hochwasserspeicherraumes Zwenkauer See“ eingebunden. Vorrangiges Leistungsziel sei nun die Erlangung der Plangenehmigung zum Vorhaben, so der SMBV-Sprecher. Es hätten sich aber neue Erkenntnisse aus dem Artenschutz, dem Hochwasserschutz und dem Klimawandel ergeben. Endwasserstand könnte bis zu 10 Meter Land „fressen“: Mit dem Stand ist Zwenkaus Bürgermeister „hochgradig unzufrieden“. Allerdings bezieht sich sein Ärger weniger auf den fehlenden Kanal, dessen Funktion aktuell von einer Heberleitung ersetzt wird, die überschüssiges Wasser vom Zwenkauer in den Cospudener See leiten kann. Vielmehr treiben Schulz die Folgen der Verzögerungen um. „Bis zum geplanten Endwasserstand von 113,5 Metern über Normalnull fehlt aktuell noch ein Meter“, betont er und fordert die schnellstmögliche Anhebung auf den vorgesehenen Betriebswasserstand. Das sei für die Planungssicherheit weiterer Investitionen wichtig. „Aufgrund der Böschungsneigung muss davon ausgegangen werden, dass sich der See bei einem um einen Meter höheren Wasserspiegel in einzelnen Bereichen auf rund zehn Meter in jetzige Uferbereiche ausdehnt“, erklärt Schulz. Für die Errichtung weiterer Infrastruktur sei der aktuelle Stand ein immenser Unsicherheitsfaktor. „Wir müssen die möglicherweise betroffenen Flächen frei halten, wissen aber noch gar nicht, wie weit sie sich am Ende ausdehnen“, ärgert er sich. Es fehlen noch Unterlagen: In diesem Zusammenhang wundert sich Schulz auch über ein noch immer fehlendes Dokument. Zwar sei der Zwenkauer See beim Hafenfest im Mai 2015 als Erholungsgebiet freigegeben worden, doch eine offizielle Erklärung der Fertigstellung, die eine Schiffbarkeit nach Wassergesetz zulässt, stehe noch aus. „Seit sieben Jahren wird daran gewerkelt“, stellt Schulz fest. Nach seinem Kenntnisstand müsse der Vorgang in der Landesdirektion liegen, doch die überrascht auf Nachfrage mit einem ganz anderen Hintergrund. „Für die Fortführung des Verfahrens fehlt eine Stellungnahme der LMBV“, sagt ein Sprecher. Da nicht bekannt sei, wann die LMBV die Stellungnahme übermittelt, sei auch keine Aussage zum Zeitpunkt des Erlasses der Allgemeinverfügung möglich. Bekannt ist bei der Landesdirektion auch nicht, wann es weitergeht. „ Der Plangenehmigungsantrag muss überarbeitet werden“, heißt es. Die LMBV sei damit beschäftigt, werde einen Antrag auf Planänderung vorlegen. „Für diese Vorlage ist von der LMBV kein Termin benannt“, so die Chemnitzer Behörde. Von Rainer Küster