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Kunstauktion im Kulturkino: Miezekatze kontra Picasso, Rauch & Co.


Große Namen unterm Hammer: Im Kulturkino Zwenkau fand erstmals eine Kunstauktion statt. Auktionator Michael Ulbricht hatte eine erschwingliche Auswahl von Werken, größtenteils grafische Blätter und Lithographien, bekannter Künstler mitgebracht.

Ob Kabarett, Film oder Musik – Premieren erlebten Besucher im Kulturkino Zwenkau schon öfters. Neu im Programm war eine Kunstauktion, die am Sonntag mit dem Leipziger Buch- und Kunstantiquariat Dr. Michael Ulbricht stattfand. Gemälde, Zeichnungen und Grafiken der Leipziger Schule, von Künstlern des Bauhauses und von anderen kamen unter den Hammer. Kinosaal bot große Bühne für Kunstwerke: Der Macherner Auktionator Michael Ulbricht hatte insgesamt 75 Werke mitgebracht. Dekorativ lehnten sie zur Vorbesichtigung an den Wänden oder auf Staffeleien. „Was für ein große Bühne“, staunte Ulbricht über den Kinosaal im Art-déco-Stil. Ein Kompliment aus berufenem Mund – schließlich lädt er an vielen reizvollen Orten zur Begegnung mit Kunst und zu Versteigerungen ein. Lob gab es auch für die Kulturinitiative Zwenkau. Deren Mitglieder hatten extra Sitzreihen abmontiert, um die coronabedingten Abstandsregeln zu gewährleisten. Bilder jenseits von Höhenflügen: „Unsere angebotenen Exponate sind ,erreichbare’ Kunst. Jenseits der spektakulären Höhenflüge des internationalen Kunstmarktes“, sagte Ulbricht vorab und machte auf die Besonderheiten der angebotenen Grafiken aufmerksam: „Die Vielfalt dessen, was Grafik an ästhetischem Genuss bietet, wird von anderen Formen der bildenden Kunst schwer erreicht.“ „Also Bieterkarte hoch! Damit aus dem Schritt des Wartestandes der platonischen Kunstliebe hin zum unwiderruflichen ,Ja’ das Kunstwerk zu Ihrem Leben gehört“, machte Ulbricht Lust aufs Bieten. Die meisten Werke waren bei Preisen ab 60 Euro durchaus erschwinglich. Sammler freuten sich über Marc Chagalls „Liebespaar über Notre-Dame“ oder Pablo Picassos „Großer Blumenstrauß“, beides Farboffsetdrucke. Die sogenannte „Alte Leipziger Schule“ war mit Wolfgang Mattheuers „Abgestürztem Ikarus“ als Kunstdruck-Plakat oder Werner Tübkes Lithographie „Im Kaukasus“ vertreten. Arbeiten von Neo Rauch als Farbkunstdruck und Farblithographien von Rosa Loy repräsentierten die „Neue Leipziger Schule“. Tiermotive waren der Renner: Und was ging besonders gut? Tiere – Katzen, Koalas, Hunde, Vögel und diverse andere Vierbeiner. Bei Letzteren hatte die jüngste Bieterin der Kunstauktion ein gehöriges Wörtchen mitzureden: Eine kleine Zwenkauerin, gerade zweieinhalb Jahre alt, war mit ihren Eltern bereits zur Vorbesichtigung erschienen, kam nach dem Mittagsschlaf wieder und ersteigerte sich dank elterlicher Unterstützung eine „Miezekatze“. Insgesamt zeigte sich der Auktionator zufrieden. „Die Zwenkauer waren bei der Premiere noch etwas zurückhaltend“, resümierte er. Bei der Nachverhandlung kam es dann noch zu einem kleinen Bieterwettstreit um Armin Mueller-Stahls „Weiblichen Akt vor Cellospieler“. Spaß hat die Veranstaltung, dank der unterhaltsamen Art des Auktionators – inklusive seiner kurzweiligen „Ausflüge“ in die Kunstgeschichte – auch den Premieren-Besuchern gemacht. Ein Teil des Erlöses kommt der Kulturinitiative Zwenkau zugute. Freuen können sich auch die Großpösnaer: Die nächste Kunstauktion in der unmittelbaren Region geht am 6. Dezember im Störmthaler Schloss über die Bühne. Von Ingrid Hildebrandt