Alt-Bürgermeister rettete Zwenkau vorm Tagebau
„Wir machen das“ – so lautete das Motto des am Montag an einem Krebsleiden verstorbenen Zwenkauer Alt-Bürgermeisters Herbert Ehme. Wenn der Christdemokrat ein Ziel hatte, krempelte er die Ärmel hoch; auch gegen Widerstände.
Zwenkau trauert um Herbert Ehme, der am Montag im Alter von 79 Jahren einem Krebsleiden erlag. Sein Nachfolger Holger Schulz (CDU) reagierte – wie viele Wegbegleiter des Alt-Bürgermeisters – am Dienstag mit Bestürzung auf die traurige Nachricht. „Mein Beileid gilt den Hinterbliebenen. Ich verneige mich tief vor den Leistungen meines Vorgängers“, sagte Schulz. Herbert Ehme war Zwenkaus Stadtchef zwischen 1990 und 2008. Bergleute als Gegner: Dass Schulz heute einer aufstrebenden und wachsenden Stadt vorsteht, in der sich junge Familien gern niederlassen, ist letztlich der Verdienst Herbert Ehmes, der in schwierigen Zeiten nach der Wende entschlossen um die Zukunft Zwenkaus kämpfte – gegen den Braunkohletagebau und damit auch gegen aufgebrachte Bergleute, die um ihre Arbeitsplätze fürchteten. Als der Christdemokrat Ende 1992 bei einer Sitzung der Treuhandanstalt in Berlin erfuhr, dass der Tagebau Zwenkau weit über das Jahr 2000 hinaus betrieben und der Abraum, darunter ein Großteil des Eichholzes und der Elsteraue, zur Sanierung des Tagebaus Espenhain über eine Bandtrasse abtransportiert werden solle, mobilisierte er in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein sowie den Kirchgemeinden den Widerstand. Am 17. Februar 1993 markierten rund 3000 Zwenkauer die geplante Abbaukante des Tagebaus entlang der Bundesstraße 186 zwischen den Imnitzer Lachen und dem Ortsteil Zitzschen. „Die Menschen hatten das Leben mit dem Tagebau satt. Eythra, Bösdorf und die Weiße Mark waren weggebaggert, die Stadt seit mehr als einem Jahrzehnt mit einem Baustopp belegt“, erinnerte sich Herbert Ehme anlässlich der Enthüllung eines Gedenksteins am Kap im Jahr 2015. Vision vom Seebad: Dass seine Vision von der Entwicklung einer verfallenden Stadt zum Seebad von so manchem belächelt wurde, störte ihn wenig. Mit dem ersten Spatenstich für den Gewerbepark Zwenkau am 11. Juli 1991 begann die Erfolgsgeschichte der kleinen Kommune. Die Eröffnung des Bergbau-Pavillons am Kap am 2. April 2006 gilt als weiterer Meilenstein, ebenso der Beginn der Flutung des Zwenkauer Sees am 9. März 2007 und der erste Spatenstich für den Stadthafen Kap Zwenkau. Traum von der Schiffstaufe: Als im Juli 2018 das Fahrgastschiff Santa Barbara nach zehn Betriebsjahren zur Jubiläumsfahrt in See stach, begrüßte Benedikt Kahlstadt, Geschäftsführer der Reederei Zwenkau, Wegbegleiter und Wegbereiter an Bord. Bezeichnend, was aus diesem Anlass von vielen über Herbert Ehme gesagt wurde, der schon immer mit Entschlossenheit so manche bürokratische Hürde umschifft hatte. Bevor er abdanke, wolle er noch ein Schiff taufen, hatte er einst als Bürgermeister in geselliger Runde verkündet, als das Seewasser noch einer rotbraunen Brühe glich. Gesagt, getan: Der Kahn wurde besorgt, aufgepeppt und parallel liefen die Genehmigungsverfahren beim Landratsamt, wo die teilweise extravaganten Wünsche des Herbert Ehme durchaus bekannt waren. „Wir machen das“, lautete stets dessen Devise. „Aber wir halten den Mund, bevor nicht alles steht und die Vision zerredet wird.“ Von Gislinde Redepenning