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90 Prozent der Bürgermeister sehen Braunkohlesanierung positiv


Neue Studie befasst sich mit den Auswirkungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg
VON ROLAND HEROLD

Leipzig. Seit Dienstag steht die aktuelle, rund 150 Seiten starke Studie „Sozioökonomische Effekte der Braunkohlesanierung" des Berliner Instituts für Sozialforschung im Netz. In Auftrag gab siedie Bund-Länder-Geschäftsstelle für die Braunkohlesanierung des Steuerungs- und Budgetausschusses. Ihr gehören Vertreter der Bundes- und der Länderministerien sowie die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau- Verwaltungsgesellschaft mbH an. Hier die wichtigsten Ergebnisse.
Wie verteilen sich die Braunkohlesanierungsgebiete?

Die beiden größten Sanierungsgebiete liegen um Leipzig und in der Lausitz. Sie nehmen je 40 Prozent des Gesamtanteils ein. Dahinter folgt Sachsen-Anhalt mit20 Prozent, während man in Thüringen lediglich von einem „homöopathischen Bereich" ausgeht.

Wie teuer ist die Braunkohlesanierung?

Seit rund 25 Jahren sind rund 10,5 Milliarden Euro vom Bund und den Ländern für die Bergbaufolgelandschaften aufgewendet worden.

Welche Auswirkung hatte das auf die Beschäftigung?

Der Anteil der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigen an der erwerbsfähigen Bevölkerung ist in diesen Gebieten in der Regel gestiegen, und zwar stärker als in den jeweiligen Bundesländern. „Positiv fällt auf, dass die Arbeitslosenzahlen sowohl in den Sanierungsgebieten als auch in den zum Vergleich herangezogenen Bundesländern zurückgegangen sind", heißt es wörtlich.

Was bedeutet die Sanierungfür den Tourismus?

Die Zahl der angebotenen Betten, der Übernachtungen und der Beherbergungsbetriebe verzeichnet in den meisten Sanierungsgebieten eine deutliche Zunahme.

Was sagen Bürger und Politiker?

Die überwiegende Mehrheit der Bürger hält die Möglichkeiten der touristischen Nutzung für gut und sehr gut. 90 Prozent der Bürgermeister schätzen den Erfolg der Braunkohlesanierung als sehr positiv oder eher positiv ein.

Was bedeutet das für dieBevölkerungsentwicklung?

Im Südraum Leipzig beispielsweise vermögen die Wanderungsgewinne das Geburtendefizit annähernd auszugleichen. 52,2 Prozent der Bürgermeister sagen in diesem Zusammenhang, die Bedeutung der Braunkohlesanierung für die Entwicklung der Gemeinde sei sehr hoch und weitere 28,3 Prozent, sie sei hoch. Nur eine sehr kleine Minderheit (6,6 Prozent) schätzt die Bedeutung der Sanierung als gering oder sehr gering ein.

Wo liegen die Zukunftschancen?

Eindeutig die besten Chancen räumen Kommunalpolitiker dem Tourismus ein, aber auch Handwerk, Industrie und Baugewerbe bescheinigen sie gute Aussichten. Kaum Chancen werden dagegen erneuerbaren Energien eingeräumt. Bezüglich der ökonomischen Lage der Gemeinden sagen 46,6 Prozent der Bürgermeister, sie habe sich verbessert. 11,1 Prozent meinen, sie habe sich verschlechtert.

Wie geht es weiter?

Das herausragende Ergebnis der Bürgermeisterbefragung ist, dass Zukunftsaussichten vor allem im Tourismus gesehen werden. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Die neu entstandenen Seen und Landschaften bieten gute Voraussetzungen für einen Tourismus, den es in der jetzt entstandenen Form (vor allem Wassertourismus) in dieser Gegend früher nicht gab. Tourismus sei letztendlich die realistischste Chance, die Gemeinden vor einer Verarmung und weiter zunehmendem Wegzug qualifizierter Fachkräfte zu bewahren, schreiben die Autoren.

LVZ v.14.07.2016