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Kulturkino Zwenkau: Wiedereröffnung mit Filmball Ende Oktober geplant


Baustellenführung offenbart ehrgeizigen Zeitplan / Kulturinitiative bittet um Spenden für neue Bestuhlung
VON ULRIKE WITT
Zwenkau. Ein Jahr nach dem Start der energetischen Sanierung konnten sich Neugierige am Samstag beim Tag der Städtebauförderung im Kulturkino Zwenkau umschauen. Noch ist das 1927 errichtete, denkmalgeschützte Haus in der Hugo-Haase-Straße eine Baustelle und die für Oktober angekündigte Wiedereröffnung scheint mehr als sportlich.

„Die Dachsanierung ist abgeschlossen, der Anbau komplett fertig. Ansonsten ist noch viel zu tun. Als nächstes stehen der Akustikbau im Saal sowie Heizungs-, Elektro- und Lüftungsarbeiten im ganzen Haus an", erklärte der Vorsitzende der Kulturinitiative Zwenkau, Steffen Wieser, den etwa 70 Besuchern bei Rundgängen. 553 Schubkarren Bauschutt seien in der aktuellen Sanierungsphase bereits abtransportiert, 1800 Quadratmeter Putz aufgetragen, 48 neue Fenster eingebaut, 2500 Quadratmeter Dämmung verbaut und 1239 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet worden, legte Wieser seine Statistik vor.

Wie berichtet, wird die Modernisierung des Kulturkinos mit Fördermitteln aus dem Stadtumbau Ost finanziert. Wegen Auflagen des Denkmalschutzes waren die Kosten im vergangenen Sommer noch einmal nach oben, auf 783 000 Euro, korrigiert worden. Da es sich beim Kulturkino um eine soziale, nicht gewinnorientierte Einrichtung handelt, werden 85 Prozent, also insgesamt 665 500 Euro gefördert. Ein Drittel übernimmt die Stadt Zwenkau, zwei Drittel Bund und Land. Der Eigenanteil der Kulturinitiative von 15 Prozent wird aus Spenden und mit Arbeitsstunden gedeckt.

„Das Haus hat Potenzial für die verschiedensten Veranstaltungen", betonte Wieser im Saal. Auf dem Rang bewunderten die Besucher die vor gut acht Jahren wiederhergestellte prachtvolle Kassettendecke. Eine Treppe höher wartete mit dem historischen Filmvorführraum das Allerheiligste. „Das ratterte früher immer so schön", erinnerte sich eine Zwenkauerin. Wieser verriet, wie er vor zehn Jahren dank „guter Beziehungen zur Schaubühne Lindenfels" die beiden MEO-Vorführmaschinen, jetzt dick verpackt, besorgt hat. „Die professionellen Vorführer der Kinotechnik Dresden waren anfänglich erschrocken, dass der Vorführraum so hoch liegt", erzählte er. Vier Mal seien die Maschinen bislang gelaufen. Kinoabende werde es auch künftig geben, wenn auch in kleinerem Rahmen, versicherte Wieser. Vielleicht kommt dann auch der Original-Ufa-Gong zum Einsatz, von dem er schwärmte.

„Wir haben hier zu DDR-Zeiten wunderbare Stunden verlebt. Im Kino war immer was los – Filme, Konzerte, Theater, Tanz", erinnerte sich Christel Nowak, 75. Ihr Mann Horst fügte schmunzelnd hinzu: „Der I-Punkt war die Kellerbar." Elfrun Kramer, 65, lobte die Kulturinitiative, die seit 2004 um den Erhalt des Hauses als Kulturstätte kämpft. Mit Unterstützung, unter anderem vom Heimatverein, vom VfB Zwenkau und vom Badmintonverein, wurden seither über 50 000 Arbeitsstunden geleistet und rund 1,2 Millionen Euro vorwiegend aus Spenden ins Kulturkino gesteckt. „Alle Achtung, was sich hier entwickelt, kann sich sehen lassen", betonte Kramer.

Mit dem Filmball „Goldener Zwenk" soll das Kulturkino am 29. Oktober wiedereröffnet werden. „Wir müssen schauen, ob bis dahin wirklich alles fertig ist oder wir danach weiterarbeiten müssen", räumte Wieser ein. Ob die Besucher auf neuen Stühlen sitzen können, hängt jetzt von der Spendenbereitschaft der Zwenkauer ab. Denn die Ausstattung des Kulturkinos wird nicht von der Städtebauförderung getragen. Unter dem Motto „13 Jahre Plastestühle sind genug!" bittet die Kulturinitiative deshalb aktuell per Flyer um Hilfe. Gebraucht werden 20 000 Euro für 200 Stühle. Geld für 50 weitere Stühle sowie Kinotechnik – zusammen 60 000 Euro – hat Wieser bei der Filmförderungsgesellschaft Berlin beantragt. Am Samstag konnten die Besucher im Saal übrigens schon mal Probe sitzen.

LVZ v.24.05.2016