Fahrt nach Leipzig: Zwenkauer stellen sich auf Megastau ein
Umleitungsempfehlungen und Provisorien für Autobahn-Neubau stoßen auf Skepsis
Zwenkau. Der Neubau der Autobahn 72 geht in seine letzte Phase und ist mit den Auswirkungen längst in Zwenkau angekommen. Nicht nur die Verlautbarungen aus Bürgerinformationen in den Nachbarorten wie zuletzt in Böhlen haben die Zwenkauer aufgeschreckt, die kürzlich im gut gefüllten Kulturkino von Mitarbeitern des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) über die bevorstehenden Maßnahmen und Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs aufgeklärt worden sind.
Die Brücke über die B 95, und damit der schnellste Weg nach Leipzig, kommt weg und bis der Ersatzneubau fertig ist und die Bauarbeiten beendet sind, dauert es unendlich lange – bis zum Jahr 2026. „Wir wollen wissen, womit wir in der nächsten Zeit rechnen müssen, speziell was unseren Weg in die Messestadt angeht“, machte Bürgermeister Holger Schulz gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich. „Die Bundesstraße 95 ist mit 28 000 bis 46 000 Fahrzeugen pro Tag stark befahren, der Schwerlastanteil mit acht bis zehn Prozent sehr hoch“, erklärte Projektleiter Klaus-Peter Lechler. Deshalb habe man sich entschlossen, halbseitig zu bauen und den Verkehr weiterhin über die B 95 fließen zu lassen. Eine Ausnahme bilde die künftige Anschlussstelle Zwenkau. In einem Bereich von 950 Metern muss der Verkehr hier für beide Richtungen umgeleitet werden, die vorbereitenden Arbeiten würden noch in diesem Jahr fertig, so Lechler.
„Im Bauabschnitt 5.1 über 9,5 Kilometer zwischen Borna und Rötha wurden drei Anschlussstellen und elf Brückenbauwerke errichtet. Die Erdbauarbeiten sind dort in vollem Gange. Die Fertigstellung ist bis zum Jahr 2019 vorgesehen“, blickte er Richtung Süden, bevor er zum 8,1 Kilometer langen Teil der Autobahn mit zehn Brücken und einer Anschlussstelle kam, der die Zwenkauer besonders interessiert. Zwei ingenieurtechnisch sehr anspruchsvolle Probleme, Ursache für die lange Bauzeit, prägten diesen Teil zwischen Rötha und der Autobahn 38. „Zu 90 Prozent befindet sich die Baustelle auf verstürztem Abraum des ehemaligen Tagebaus Espenhain, der 60 bis 80 Meter mächtig ist. Das Grundwasser steht in einigen Bereich kurz unter der Oberfläche“, so Lechler.
Das inhomogene Gemisch mache es den Statikern schwer. Um die Tragfähigkeit der neuen Trasse zu erhöhen, sei eine Verbesserung des Baugrunds durch eine sogenannte Konsolidierung notwendig. In einem Raster von 2,5 Metern werde über 10 bis 15 Meter lange Rüttelstopfsäulen schotterähnliches Material in den Boden eingebracht, um ihn zu verdichten.
Referatsleiter Steffen Batzke erklärte detailliert, was im Bauabschnitt 5.2 passiert. Die Anwesenden interessierte jedoch ein Fakt am meisten: „Wann kommt die Brücke über die B 95 weg und wo fahren wir dann lang?“ Dass sie voraussichtlich im Oktober zurückgebaut werden muss, um für ein größeres Bauwerk Platz zu schaffen, bereitet den Pendlern die größten Sorgen. Dort, wo die alte Brücke beginnt, werde der Verkehr in einem Kringel wie auf einem absteigenden Ast Richtung B 95 und über eine Ampel in Richtung Leipzig geführt, erläuterte Batzke. Bis die Ampel stünde, müssten die Zwenkauer für drei bis vier Wochen eine Umleitung über Rötha fahren. Ungläubiges Raunen im Saal war die Antwort auf den Hinweis, Verkehrszählungen hätten ergeben, das werde funktionieren. Skeptische Blicke und den einen oder anderen Lacher aus dem Pu-
blikum erntete auch Lechler für seine Vorhersage, lediglich in der Rush-Hour werden man wohl zwei oder drei Minuten warten müssen. Hatten die Zwenkauer doch kürzlich erst kilometerlange Staus erlebt, als auf der Brücke zeitweise eine Ampel den Verkehrsfluss steuerte.
Quintessenz: In der Bauzeit wird es viele Behinderungen geben, damit danach staufrei gefahren werden kann. Eine Forderung wurde positiv beschieden: Der Name Zwenkaus wird künftig auf den Autobahnschildern zu lesen sein.
Von Gislinde Redepenning
LVZ v.28.08.2018