Volle Kraft voraus auf dem Zwenkauer See
Ministerpräsident Stanislaw Tillich eröffnet größtes Gewässer im Südraum / 20000 Besucher beim Hafenfest am Sonntag
Von Ulrike Witt
Das Seen-Kleeblatt im Süden ist komplett: Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat am Samstagnachmittag den Zwenkauer See freigegeben. Landrat Gerhard Gey überreichte Bürgermeister Holger Schulz (beide CDU) zuvor noch die Mastergenehmigung. Damit heißt es auf dem mit 960 Hektar größten See im Leipziger Südraum volle Kraft voraus für alle Bootstypen.
Für die erste Ausfahrt holten sich Kapitän Holger Schulz und Andreas Schmidt, Chef der Sächsischen Seebad Zwenkau (SSZ), eine prominente Crew an Bord. Für die Brücke, keine Frage, Ministerpräsident Tillich. "Ich erinnere mich, als wir mit Bergleuten in den Neunzigern eine Schicht gefeiert haben, und Herbert Ehme seine Pläne für Zwenkau vorstellte. Anders als bei Egon Olsen sind die aufgegangen", so Tillich schmunzelnd zum Alt-Bürgermeister. Aus einer geschundenen Landschaft sei ein wunderschönes Kleinod geworden.
In die Mannschaft wurde auch Klaus Zschiedrich, Chef des Tagebausanierers LMBV, berufen. Er sprach von einem weiteren Meilenstein für sein Unternehmen und dankte allen Partnern, der Stadt Zwenkau, dem Zweckverband Neue Harth, dem privaten Investor SSZ und nicht zuletzt den Financiers, Bund und Land, die bislang 195 Millionen Euro in den See investiert haben. Und mit dem Bau des Harthkanals zum Cospudener See - die Vorbereitungen haben bereits begonnen - steht noch ein millionenschweres Projekt an.
Mit "Glück auf und ahoi", eigentlich Markenzeichen von Schulz, kletterte Gey an Bord. "Danke an alle, die vor 25 Jahren mit dem Kampf gegen den Tagebau diese Entwicklung in Gang gesetzt haben", rief er den Zwenkauern zu. Ausdrücklich lobte er die Rathausbesatzung. "Der Vertrag zwischen Stadt und LMBV war die Basis für den Gemeingebrauch. Mit der Mastergenehmigung ist jetzt alles möglich", betonte der Landrat. Er wünsche sich Zwenkau als lebens- und liebenswerte Hafenstadt.
An Bord holte Schulz auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Der Messestadt gehört ein großes Stück See im Nordwesten. "Wir Menschen vergessen ja so schnell. Vor 20 Jahren war das hier noch eine Mondlandschaft. Es ist ein unglaubliches Glück, dass wir heute diese Freizeitqualität erleben können", so Jung. Er freue sich schon auf den Tag, wenn er vom Zwenkauer Hafen ins Leipziger Zentrum paddeln kann. Und Jung erinnerte mit kernigen Worten an die wichtige Funktion des Zwenkauer Sees als Hochwasserspeicher: "Zwenkau hat Leipzig bei der Flut 2013 den Hintern gerettet. Dafür sollte man auch mal Danke sagen."
SSZ-Chef Schmidt rühmte die Zwenkauer als "geradlinige, offene und zukunftsorientierte Partner", die eigene Ideen hätten und durchsetzen würden. Letzteres bezog sich auf den motorisierten Alleingang im Leipziger Neuseenland. Während alle anderen Städte und der Kreis künftig der Elektromobilität Vorrang einräumen, wollte Zwenkau auf seinem See von Anfang an freie Fahrt auch für Motorboote.
Bestaunt, aber auch kritisch beäugt wurden die gestern beim Hafenfest von zirka 20000 Besuchern. Dank der Premiere der Beach & Boat Live, dem Ableger der Leipziger Wassersportmesse, konnten viele Landratten in Zwenkau Bordluft schnuppern. "Das Interesse ist riesig. Boote verkaufen sich nun mal besser im Wasser als in der Halle", freute sich Aussteller Matthias Heim, der eine französische Beneteau-Yacht mit 115 PS mitgebracht hatte.
Andere Gäste setzten lieber auf ihre Muskelkraft und stiegen am "Goldstrand" ins Paddelboot oder - ganz Gemütliche - im Yachthafen auf die MS "Santa Barbara". Aber auch an Land gab es einiges zu entdecken - per Rad, Minibahn, Kremser oder einfach beim Bummeln über die stürmische Festmeile, wo Spiel, Spaß, Musik und kulinarische Köstlichkeiten lockten.
Getrübt wurde die Stimmung beim Hafenfest nur vom Verkehr: Die (noch) einzige Zufahrt zum Hafen, die Leipziger Straße, war ab Mittag dicht. Trotz Verweis auf Großparkplätze und trotz Shuttlebussen versuchten viele Autofahrer ihr Glück und landeten im Stau.