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Trockene Flüsse: Talsperrenchef will alles zentral steuern


Kurios: Südlich von Leipzig schlummern Millionen Kubikmeter Wasser in den Tagebauseen. Und in Leipzig dümpeln die Flüsse vor Niedrigwasser nur so dahin. Die Talsperrenverwaltung schlägt nun den Aufbau einer Steuerzentrale vor, um alle Wasserströme lenken und die Flüsse besser bewirtschaften zu können.

Kurios: Südlich von Leipzig schlummern Millionen Kubikmeter Wasser in den Tagebauseen. Und in Leipzig dümpeln die Flüsse vor Niedrigwasser nur so dahin. Die Talsperrenverwaltung schlägt nun den Aufbau einer Steuerzen-trale vor, um alle Wasserströme lenken und die Flüsse besser bewirtschaften zu können.

Erst Ende Juli hatten die Tagebausanierer der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) grünes Licht dafür bekommen, vom Störmthaler über den Markkleeberger See 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser an die Pleiße abzugeben. Die hatte nach wochenlanger Trockenheit kaum noch Wasser geführt, alle Reserven in Staubecken waren aufgebraucht, eine Schleuse in Leipzig musste bereits den Betrieb einstellen. Nach LVZ-Informationen war für die Freigabe eine Anordnung aus dem Sächsischen Umweltministerium nötig.

Der Störmthaler Pegel wird durch das Ablassen um 20 Zentimeter gesenkt. Alle anderen Seen der Tagebausanierer sind schon am unteren Level, hatten nicht für die trockene Phase vorgesorgt und Wasser eingestaut. Im Gegenteil: Die Landesdirektion hatte gar vor zwei Jahren im Sommer angewiesen, dass der Cospudener See um 20 Zentimeter abgelassen wird. Das beliebte Badegewässer hatte da längere Zeit am oberen Limit seines geplanten Wasserstandes gelegen.

Axel Bobbe von der in Leipzig zuständigen Talsperrenmeisterei Elbaue, Mulde, Untere Weiße Elster wäre heute froh über jeden Kubikmeter eingestauten Wassers, der Leipzig zugeführt werden kann. Selbst der Zwenkauer See, der für den Hochwasserschutz gigantische 21 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten kann und die Messestadt beim Hochwasser 2013 rettete, steht im Umkehrschluss nicht bereit. Der dortige Pegel sei so niedrig, dass im Hafen schon Klagen aufkämen, erzählt Bobbe.

Für die Wasserstände der Tagebauseen ist die LMBV zuständig. „Die ist einfach kein Bewirtschafter“, sagt Bobbe, ohne einen Vorwurf formulieren zu wollen. Er schlage deshalb eine Bewirtschaftungszentrale aller in Frage kommenden Gewässer vor. Auf einen Blick müsse dort zu sehen sein, wo noch wie viel Wasser steht und wie es verfügbar ist. Vor zehn Jahren habe es bereits Pläne für eine solche Zentrale am Standort der Talsperrenmeisterei in Rötha gegeben. „Selbst eine Vorplanung war schon beauftragt“, erinnert sich Bobbe. In den Wirren der damaligen Kreisreform seien die Pläne wohl untergegangen.

Die Bergbausanierer halten eine solche Steuerung jedoch für unnötig. Kontinuierlich und im Bedarfsfall werde nach Lösungen gesucht wie erst kürzlich, so Sprecher Uwe Steinhuber. Eine Bewirtschaftungszentrale sei zur Bewältigung dieser Aufgaben nicht erforderlich gewesen. Die Landesdirektion Sachsen würde eine solche Zentrale hingegen befürworten, erklärt die Behörde. Auch der Landkreis Leipzig findet, die Idee einer zentrale Stelle für die Wasserbewirtschaftung sollte wieder aufgenommen und geprüft werden. „Über eine koordinierte Anstauung und die geordnete Abgabe an die Flüsse könnte dann z.B. flexibler auf solche Trockenperioden wie aktuell reagiert werden“, so Sprecherin Brigitte Laux.

Von Jörg ter Vehn
LVZ vom 09.08.2018