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Restauriertes Mahnmal in Zitzschen mit militärischem Festakt eingeweiht


Pfarrer Gebhardt: "Kriegsdenkmal ist ein Ort des Erinnerns "
VON ULRIKE WITT

Zwenkau. Mit militärischen Ehren und im Beisein von 150 Einwohnern und Gästen, darunter Bundestagsabgeordnete Katharina Landgraf (CDU), ist am Sonntagnachmittag in Zitzschen das restaurierte Denkmal für die Opfer des Preußisch-Österreichischen Krieges 1866 und des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wieder eingeweiht worden. Zu DDR-Zeiten war das steinerne Mahnmal auf den Friedhof verbannt und dem Verfall preisgegeben worden. Jetzt ist es dank des Heimatvereins und der Unterstützung von Fachleuten und Sponsoren in die Dorfmitte zurückgekehrt.
"Dass wir heute vor dem wunderbar restaurierten Denkmal stehen, macht mich glücklich und stolz", gestand Daniel Kalis. Der 37-Jährige hatte 2013 bei der 800-Jahrfeier des Zwenkauer Ortsteils das Projekt "Wir retten unser Denkmal" ins Leben gerufen. Damals hätten allerdings nur wenige an den Erfolg geglaubt. "Aber es hat sich wieder einmal gezeigt, wenn es drauf ankommt, halten wir Zitzschener zusammen und wachsen über uns hinaus", betonte Kalis. Bei aller Freude gelte es der "Opfer der vergessenen Kriege" zu gedenken. Und zwar jenseits der früher üblichen patriotischen Heldenverklärung. "Man wollte, dass sich die Menschen als Teil einer großen Sache fühlen, dabei haben sie Schrecken, Elend und Tod erfahren müssen, das Grauen eines jeden Krieges", so Kalis.
"Es ist schön in Frieden zu ruhen, besser ist es, in Frieden zu leben", zitierte Haiko Hertes, Vorsitzender der Bundeswehr-Reservistenkameradschaft Leipzig, einen Eintrag ins Gästebuch an einer Kriegsgräberstätte in Italien. Er erinnerte, dass seit der Gründung der Bundeswehr 1955 etwa 3200 Soldaten und Mitarbeiter ihr Leben verloren haben, seit der Beteiligung an Auslandseinsätzen Anfang der Neunzigerjahre mehr als 100. Lange sei der Toten nur innerhalb der Bundeswehr gedacht worden. "Es ist wichtig, Gedenkstätten wieder in den Städten und Dörfern zu verankern, denn sie regen zum Nachdenken an", so Hertes. Schließlich entscheide der Bundestag über Auslandseinsätze. Da es sich um ein demokratisches Parlament handelt, sei es letztlich eine Entscheidung des Volkes.
Oliver Gebhardt, evangelischer Pfarrer von Zitzschen, sagte: "Ein Kriegsdenkmal ist kein Jubelort, sondern ein Nein zum Vergessen. Sich nicht zu erinnern, hieße getrieben und der Zukunft ausgeliefert zu sein." Die toten Soldaten seien Menschen mit ihren ganz eigenen Geschichten gewesen, die geliebt und gelebt haben, die verblendet oder traurig in den Krieg gezogen sind und ihren Hof und ihre Familien zurücklassen mussten. "Ihrer zu gedenken, ist ein Akt der Barmherzigkeit. Wir sollten aber auch nicht die vergessen, die damals auf der anderen Seite standen, ebenso wenig die Menschen, die heute auf der Flucht sind und unsere Hilfe brauchen", schlug Gebhardt einen Bogen zur aktuellen Flüchtlingskrise.
Bürgermeister Holger Schulz (CDU) wünschte, "dass das Denkmal gerade in Zeiten eint, wo der eine oder andere Zweifel hegt, was die Zukunft anbelangt". Er lobte den Heimatverein für seine akribische Arbeit. Kalis dankte allen Mitstreitern, darunter Steinmetzmeister Florian Peschel aus Quesitz, den Denkmalschützern von Land und Kreis, der Gesellschaft Wettina und dem Team um Prof. Hubert Mara von der Uni Heidelberg, das mit einem 3-D-Laserverfahren die Inschriften wieder lesbar gemacht hatte. Aber auch den Altpapiersammlern aus dem Dorf, der Stadt und Stephan Seeger von der Sparkassenstiftung. "Sie haben mit ihrer Spende von 8000 Euro die Initialzündung für die Umsetzung gegeben", sagte er. Insgesamt hat die Restaurierung rund 22 000 Euro gekostet.

LVZ v.13.10.2015