Unruhe wegen potenzieller Windenergieflächen
Teile vom Zwenkauer Seeufer in Vorauswahl
VON JöRG TER VEHN/ULRIKE WITT
Markkleeberg/Zwenkau. Geht es nach dem vorliegenden Rohentwurf des neuen Regionalplanes für Westsachsen, werden künftig deutlich mehr Flächen für die Windenergie in Sachsen bereitgehalten. In einem Rohentwurf hat der Regionale Planungsverband Westsachsen nach einer ersten Prüfung nun alle für die Anlagen möglichen Flächen markiert.
"Wenn ein Motorboot über den Zwenkauer See tuckert, dann stört das. Aber Windkraftanlagen am See nicht?", empörte sich diese Woche Claus Carell aus Zwenkau. Dabei sei die Region mit dem Kraftwerk, den Chemieanlagen und dem geplanten Kiesabbaugebiet schon genug geschunden. Was werde mit Mensch und Natur am See, "wenn er ringsherum mit Windrädern zugestellt wird?", fragt er. Auch Ex-Bürgermeister Herbert Ehme hat Widerspruch zu den Plänen erhoben. Er macht vor allem die Lage der Potenzialflächen teils in Landschaftsschutzgebieten und an Vorbehaltsgebieten für Natur und am FFH-Gebiet Leipziger Auwald geltend. Bis 2. Oktober können Einsprüche erhoben werden.
In den Plänen sind auch große Gebiete zwischen Hartmannsdorf und Seebenisch, westlich von Werben sowie kleinere Areale nördlich von Markranstädt als Potenzialflächen ausgewiesen. Hintergrund der Pläne ist, künftig mehr Strom aus Windkraft in der Region erzeugen zu können. Derzeit würden etwa 350 Gigawattstunden pro Jahr in Westsachsen gewonnen, der Verband habe sich vorgenommen, bis 2022 aber 474 Gigawattstunden produzieren zu können, so Andreas Berkner von der Geschäftsstelle des Planungsverbandes.
Daher seien zunächst alle überhaupt in Frage kommenden Flächen auf der Entwurfskarte vermerkt worden. Lediglich Tabuzonen wie Naturschutzgebiete und Siedlungsabstände seien im Wesentlichen berücksichtigt, so Berkner. Fachgutachten zu Naturschutz oder Denkmalschutz seien noch nicht eingeflossen.
"Eine Einzelfallprüfung hat noch gar nicht stattgefunden", beruhigt Berkner. Er gehe davon aus, dass nur "etwa fünf Prozent" der neu ausgewiesenen Flächen auch tatsächlich zu Vorrangflächen für Windenenergieanlagen werden. Zudem sei man sich im Verband einig, dass nur im Konsens mit den Kommunen die Flächen ausgewiesen würden. Der Rohentwurf sei ein Zwischenschritt auf dem Weg dahin. Voraussichtlich Ende nächsten Jahres folge der reguläre Entwurf, zu dem erneut jedermann seine Einwände vorbringen könne.
Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz (CDU) bleibt daher auch gelassen: "Es handelt sich um Abstandsflächen, die rein theoretisch mit dem Zirkel ermittelt wurden. Scharf geschossen wird am Ende vielleicht ein Prozent", meint er. Und die Ufer des Zwenkauer Sees seien wegen des FFH-Gebietes und der touristischen Entwicklung sowieso ausgeschlossen.
LVZ v.25.9.2015