Volksbank bleibt beim Aus für Geschäftsstelle Großdalzig
Vorstand Woda: „Nähe wird heute anders definiert" / Kunden sehen ländlichen Raum vernachlässigt
VON ULRIKE WITT
Zwenkau. Volksbank-Vorstand Andreas Woda warb am Dienstagabend im Zitzschener Saal fast zwei Stunden um Verständnis für die zum 31. März geplante Schließung der Geschäftsstelle Großdalzig. Erwartungsgemäß ohne Erfolg: Etwa 70 Kunden machten ihrem Unmut Luft.
„Mir ist klar, dass ich nicht mit Lob rechnen kann. Für Sie bedeutet das Aus weniger Service. Es gibt aber keine wirtschaftliche Alternative", sagte Woda. In den letzten Jahren sei das Bankgeschäft durchgeschüttelt worden: Zinsen anhaltend im Rekordtief, Kunden zunehmend online unterwegs. „Wir müssen den Gedanken der Volksbanken ins 21. Jahrhundert übersetzen", so der Banker. Nähe werde heute anders als vor 160 Jahren definiert. „Viele Kunden erwarten, dass wir technisch auf dem neuesten Stand sind. Wir müssen aber auch für die da sein, die Online-Banking ablehnen", erklärte Woda den Spagat.
Die Filiale Großdalzig entspreche nicht modernen Ansprüchen „Wir müssten 100 000 Euro investieren. Das ist bei rückläufigen Kundenzahlen nicht vertretbar. Wir können den Standort nicht weiter subventionieren", so Woda. Aktuell habe die Volksbank 25 Geschäftsstellen in der Stadt und im Landkreis Leipzig sowie in Nordsachsen. Ab 1. April werden es 19 sein. „Vergleichbare Banken haben 14", machte er den Trend deutlich. Nichtsdestotrotz werde sich die Bank nicht aus der Fläche zurückziehen. Die Filiale Zwenkau sei gut aufgestellt und erreichbar.
„Die jungen Leute, die online gehen, gibt es hier nicht. Viele Alte haben kein Auto. Wie sollen die zu ihrer Rente kommen?", fragte Volker Wagner. „In Zwenkau gibt es keine Parkplätze", schimpfte Günter Weßner. Eine Zwenkauerin berichtete, dass die Automaten dort ständig kaputt seien, sie deshalb oft nach Großdalzig ausweiche. Carola Fritzsche prophezeite das Aus für den einzigen Laden, der im gleichen Gebäude ist, andere massiven Kundenverlust.
„Großdalzig hatte immer schwarze Zahlen. Dass investiert werden müsste, ist kein Wunder. 20 Jahre wurde nichts gemacht", sagte ein Ortsansässiger, der bis 2011 Mitglied des Aufsichtsrates der Volksbank Leipzig war. Hans-Uwe Heilmann, Vorstand der Agrargenossenschaft Großdalzig, dem das Haus gehört, erzählte, dass die Miete niedrig und seit 1994 nicht erhöht worden sei. Zudem habe er angeboten, die Räume zu modernisieren. Veit Schäfer argwöhnte, dass der ländliche Raum seit der Fusion der Volksbank Leipzig und der VR Bank Leipziger Land 2013 vernachlässigt werde.
„Lassen Sie wenigstens den Automaten", bat ein Mann. Woda winkte ab: „Wir haben in Großdalzig 35 Abhebungen am Tag. 100 müssten es bei 20 000 Euro Kosten im Jahr sein." Allein 2015 sei die Zahl der Abhebungen zugunsten der EC-Karte um 20 Prozent gesunken.
Woda fuhr mit etlichen „Hausaufgaben" ab. Er versprach zu prüfen, ob die Citybus-Touren an die Öffnungszeiten in Zwenkau angepasst, Parkplätze angemietet werden können. Zudem soll er nach einem Gewerbepartner suchen, der vor Ort einen Geldautomaten aufstellt.
LVZ v.25.02.2016