Zwenkauer See: Das ist die Krux fürs Wohngebiet Harthweide
Ein Gericht hat jetzt den Bebauungsplan für ein neues Wohngebiet am Zwenkauer See gekippt. Den Klägern geht es nicht nur, aber sehr stark um das Verkehrskonzept. Ein schwieriges Thema, denn im Grunde war Zwenkau bisher eine Sackgasse – mit Wendepunkt am Hafen.
Es grummelt seit Langem in Zwenkau beim Thema Autoverkehr. An den Problemen in diesem Bereich hatte sich auch jener Konflikt aufgeschaukelt, der nun einen Baustopp für das neue Wohngebiet Harthweide bewirken könnte ( die LVZ berichtete exklusiv ). Dabei hatte die Verwaltung des 10.000-Einwohner-Städtchens einen hohen Aufwand betrieben, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel wurde erstmals im Landkreis Leipzig ein mehrstufiges Bürger-Beteiligungsverfahren samt drei Workshops zum Verkehrskonzept durchgeführt, erinnert Bürgermeister Holger Schulz (CDU). Das Ergebnis stellte aber nicht alle Bürger zufrieden. Nochmal 140 Wohnungen und Kita am See: Kritiker sagen, das liege daran, weil man die Probleme mit immer mehr neuen Häusern am Ufer des Zwenkauer Sees gar nicht lösen kann. Einer von ihnen ist Falk Illing, jener auch selbst betroffene Rechtsanwalt, der mit einer Klage gegen den Bebauungsplan 35 „Harthweide“ vor wenigen Tagen am sächsischen Oberverwaltungsgericht Recht bekam. Lesen Sie auch Kommentar zum Urteil für das Baugebiet Harthweide am Zwenkauer See Laut diesem Bebauungsplan sollen weitere 140 Wohneinheiten am See hinzukommen. Die Krux ist jedoch, dass der See einst ein Braunkohle-Tagebau war, welcher sich immer mehr um das Städtchen schmiegte und es Stück für Stück in eine riesige Sackgasse verwandelte. Die Leipziger Straße führt deshalb heute nicht mehr nach Leipzig, sondern zum neuen Hafen am Kap Zwenkau. Der Großdeubener Weg führt nicht mehr in diesen Nachbarort, sondern endet ebenfalls am See: konkret an der Harthweide, wo einst die Kohlezüge aus dem Tagebau herausfuhren. Wer zum Hafen will, muss durch die Altstadt: Als vor einem Jahrzehnt die ersten Häuser in der neuen Vorstadt rings um den „Seglerbogen“ fertig wurden, war die Freude noch ungeteilt. Bald war dieses Baugebiet westlich der Leipziger Straße jedoch voll, kam ein Zweites hinzu. Die Bewohner stammten oft aus Leipzig, fuhren weiter täglich zur Arbeit in die Metropole oder chauffierten ihre Kinder zur Ausbildung. Vom Wohnen am See in die Außenwelt blieb nur ein sinnvoller Weg: direkt durch die enge Zwenkauer Altstadt. Tag für Tag wälzten sich immer mehr Autos dort entlang, stiegen zudem die Touristen-Zahlen am Hafen. Wegen der Blechlawine wuchs bei einigen alteingesessenen Zwenkauern der Frust. Das dritte Wohngebiet, das nun ebenfalls am Ufer – auf der Harthweide – entstehen soll, werde die Situation noch verschlimmern, befürchtet nicht nur Illing. Er wohnt am Großdeubener Weg, der im letzten Jahr als Erschließungsstrecke zur Harthweide eine Komplett-Sanierung bekam. Vor zwei Monaten eröffnete der Bürgermeister einen neuen Kreisverkehr auf dieser Trasse (Höhe Goethestraße). Der 2,2 Millionen Euro teure „Mini-Kreisel“ dient einzig dem Zweck, dass Autos künftig nicht durch den Großdeubener Weg rasen und dort Unfälle provozieren. Denn der soll bald einen Teil des zusätzlichen Verkehrs aufnehmen, der vom zweiten und dritten neuen Wohngebiet in Richtung Altstadt oder nach Leipzig pendelt. Dabei sind an der Harthweide auch noch eine Kita mit 141 Plätzen und ein Bootsanleger geplant. Doch Durchgangsverkehr im zweiten Wohngebiet: Illing sagt, er glaube nicht mehr an alte Versprechungen aus dem Rathaus, laut denen der Großdeubener Weg eine Einbahnstraße vom See weg und zugleich Tempo-30-Zone wird. „Solche Schilder kann man auch ganz leicht wieder wegnehmen.“ Den Neubürgern im zweiten Wohngebiet sei auch einst gesagt worden, dass sie keinen Durchgangsverkehr bekommen. Stattdessen sei die Stadt nun gerade dabei, eine Umgehungsstraße von der B2 bis zum Kap Zwenkau zu verlängern – der Lückenschluss gelinge nur durch eine Planstraße im Wohngebiet Harthweide, die der dortige Investor bezahlt. Die sogenannte Osttangente entlaste zwar die Altstadt – insbesondere beim Verkehr Richtung Leipzig. Sie bringe im Gebiet rings um die Großdeubener Straße aber noch mehr Verkehr. Und führe eben auch mitten durch das zweite Wohngebiet. Konzept soll nach Bauende überprüft werden: Völlig aus der Luft gegriffen, sind die Befürchtungen offenbar nicht. Eigentlich war für die Harthweide ein dreistufiges Verkehrskonzept vorgesehen, das sich gemäß dem Bauablauf ändern sollte. Doch schon in Phase 1 musste die Stadt jüngst kurzfristig umsteuern, weil auf einen Schlag so viel gebaut wurde, dass die Bagger und Kräne sonst gar nicht mehr durchgekommen wären. In einigen Jahren – nach Fertigstellung aller Neubauten am See – soll das Verkehrskonzept auf den Prüfstand gestellt werden, bestätigt Bürgermeister Schulz. Dies diene dann aber nur der Feinjustierung. „Wir glauben, ein wirklich gutes Verkehrskonzept zu haben, das die Lasten gleichmäßig verteilt und die Entwicklung von Zwenkau nicht ausbremst“, sagt er. Von Jens Rometsch
Es grummelt seit Langem in Zwenkau beim Thema Autoverkehr. An den Problemen in diesem Bereich hatte sich auch jener Konflikt aufgeschaukelt, der nun einen Baustopp für das neue Wohngebiet Harthweide bewirken könnte ( die LVZ berichtete exklusiv ). Dabei hatte die Verwaltung des 10.000-Einwohner-Städtchens einen hohen Aufwand betrieben, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel wurde erstmals im Landkreis Leipzig ein mehrstufiges Bürger-Beteiligungsverfahren samt drei Workshops zum Verkehrskonzept durchgeführt, erinnert Bürgermeister Holger Schulz (CDU). Das Ergebnis stellte aber nicht alle Bürger zufrieden. Nochmal 140 Wohnungen und Kita am See: Kritiker sagen, das liege daran, weil man die Probleme mit immer mehr neuen Häusern am Ufer des Zwenkauer Sees gar nicht lösen kann. Einer von ihnen ist Falk Illing, jener auch selbst betroffene Rechtsanwalt, der mit einer Klage gegen den Bebauungsplan 35 „Harthweide“ vor wenigen Tagen am sächsischen Oberverwaltungsgericht Recht bekam. Lesen Sie auch Kommentar zum Urteil für das Baugebiet Harthweide am Zwenkauer See Laut diesem Bebauungsplan sollen weitere 140 Wohneinheiten am See hinzukommen. Die Krux ist jedoch, dass der See einst ein Braunkohle-Tagebau war, welcher sich immer mehr um das Städtchen schmiegte und es Stück für Stück in eine riesige Sackgasse verwandelte. Die Leipziger Straße führt deshalb heute nicht mehr nach Leipzig, sondern zum neuen Hafen am Kap Zwenkau. Der Großdeubener Weg führt nicht mehr in diesen Nachbarort, sondern endet ebenfalls am See: konkret an der Harthweide, wo einst die Kohlezüge aus dem Tagebau herausfuhren. Wer zum Hafen will, muss durch die Altstadt: Als vor einem Jahrzehnt die ersten Häuser in der neuen Vorstadt rings um den „Seglerbogen“ fertig wurden, war die Freude noch ungeteilt. Bald war dieses Baugebiet westlich der Leipziger Straße jedoch voll, kam ein Zweites hinzu. Die Bewohner stammten oft aus Leipzig, fuhren weiter täglich zur Arbeit in die Metropole oder chauffierten ihre Kinder zur Ausbildung. Vom Wohnen am See in die Außenwelt blieb nur ein sinnvoller Weg: direkt durch die enge Zwenkauer Altstadt. Tag für Tag wälzten sich immer mehr Autos dort entlang, stiegen zudem die Touristen-Zahlen am Hafen. Wegen der Blechlawine wuchs bei einigen alteingesessenen Zwenkauern der Frust. Das dritte Wohngebiet, das nun ebenfalls am Ufer – auf der Harthweide – entstehen soll, werde die Situation noch verschlimmern, befürchtet nicht nur Illing. Er wohnt am Großdeubener Weg, der im letzten Jahr als Erschließungsstrecke zur Harthweide eine Komplett-Sanierung bekam. Vor zwei Monaten eröffnete der Bürgermeister einen neuen Kreisverkehr auf dieser Trasse (Höhe Goethestraße). Der 2,2 Millionen Euro teure „Mini-Kreisel“ dient einzig dem Zweck, dass Autos künftig nicht durch den Großdeubener Weg rasen und dort Unfälle provozieren. Denn der soll bald einen Teil des zusätzlichen Verkehrs aufnehmen, der vom zweiten und dritten neuen Wohngebiet in Richtung Altstadt oder nach Leipzig pendelt. Dabei sind an der Harthweide auch noch eine Kita mit 141 Plätzen und ein Bootsanleger geplant. Doch Durchgangsverkehr im zweiten Wohngebiet: Illing sagt, er glaube nicht mehr an alte Versprechungen aus dem Rathaus, laut denen der Großdeubener Weg eine Einbahnstraße vom See weg und zugleich Tempo-30-Zone wird. „Solche Schilder kann man auch ganz leicht wieder wegnehmen.“ Den Neubürgern im zweiten Wohngebiet sei auch einst gesagt worden, dass sie keinen Durchgangsverkehr bekommen. Stattdessen sei die Stadt nun gerade dabei, eine Umgehungsstraße von der B2 bis zum Kap Zwenkau zu verlängern – der Lückenschluss gelinge nur durch eine Planstraße im Wohngebiet Harthweide, die der dortige Investor bezahlt. Die sogenannte Osttangente entlaste zwar die Altstadt – insbesondere beim Verkehr Richtung Leipzig. Sie bringe im Gebiet rings um die Großdeubener Straße aber noch mehr Verkehr. Und führe eben auch mitten durch das zweite Wohngebiet. Konzept soll nach Bauende überprüft werden: Völlig aus der Luft gegriffen, sind die Befürchtungen offenbar nicht. Eigentlich war für die Harthweide ein dreistufiges Verkehrskonzept vorgesehen, das sich gemäß dem Bauablauf ändern sollte. Doch schon in Phase 1 musste die Stadt jüngst kurzfristig umsteuern, weil auf einen Schlag so viel gebaut wurde, dass die Bagger und Kräne sonst gar nicht mehr durchgekommen wären. In einigen Jahren – nach Fertigstellung aller Neubauten am See – soll das Verkehrskonzept auf den Prüfstand gestellt werden, bestätigt Bürgermeister Schulz. Dies diene dann aber nur der Feinjustierung. „Wir glauben, ein wirklich gutes Verkehrskonzept zu haben, das die Lasten gleichmäßig verteilt und die Entwicklung von Zwenkau nicht ausbremst“, sagt er. Von Jens Rometsch
Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.