Camping & Co.: Wohin fließt das Kohlegeld in der Region Leipzig?
Tourismus an der Tagebaukante und neue Job-Perspektiven: In der Kohleregion gibt es Geld für weitere Strukturwandel-Vorhaben. In Borna kann das ehemalige Amtsgericht zu einer Pflegefachschule umgebaut werden. Welche Projekte zwischen Zwenkau, Störmthaler See und Oschatz wurden noch befürwortet?
Wohin fließen die nächsten Kohlegelder aus dem Strukturwandel-Topf? Antworten darauf gab es am Mittwoch in Torgau. Auf Schloss Hartenfels tagte der Regionale Begleitausschuss fürs Mitteldeutsche Revier, um einen Haken an sechs weitere Projekte im Umfang von insgesamt 52 Millionen Euro zu machen. Unter Vorsitz von Landrat Henry Graichen (CDU) gab das Gremium folgende Förderungen frei. Pflegefachschule in Borna: In Borna wird der Aufbau einer Pflegefachschule ermöglicht. Kostenpunkt: 11,5 Millionen Euro. Die Wyhrastadt will damit ihren Ruf als renommierter Bildungs- und Gesundheitsstandort ausbauen. Zugleich soll die Einrichtung dem eklatanten Mangel an Pflegekräften entgegenwirken und das Stadtzentrum beleben. Das Vorhaben wird von der Kommune in Abstimmung mit der Bornaer Sana-Klinik geplant, die ihr Interesse formal bereits bekundet hat. Die Schule entsteht in den Räumen des ehemaligen Amtsgerichts, das seit dem Umzug ins einstige Pestalozzi-Gymnasium leer steht. In einem ersten Schritt sind 90 Ausbildungsplätze für Pflegeberufe geplant, die schrittweise auf bis zu 435 erhöht werden sollen. Auch ausländische Pfleger sollen in Borna ihr Rüstzeug erhalten. Für Pädagogen und weitere Mitarbeiter entstehen 50 neue Jobs. Der Umbau des denkmalgeschützten Gerichtsgebäudes soll mit dem Bau eines Betriebskindergartens einher gehen. Dieser entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft, wo sich jetzt noch das Polizeirevier befindet. Die Einrichtung soll über 110 Plätze im Krippen- und Kitabereich verfügen und vor allem dem Betreuungsbedarf der Klinikbeschäftigten Rechnung tragen. Dokumentationszentrum in Borna: Ebenfalls in Borna – der einstigen Hauptstadt des Bergbaus im Leipziger Südraum – soll ein Archiv-Campus entstehen. Träger des 9,5-Millonen-Euro-Projektes ist der Landkreis Leipzig. Am Standort in der Jahnstraße sollen Kreisarchiv, Sächsisches Wirtschaftsarchiv (SWA) und der Verein Dokmitt zu einem Dokumentationszentrum zur Regional- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens zusammengefasst werden. „Mit dem Vorhaben sollen die letzten 160 Jahre der Braunkohlegeschichte im Mitteldeutschen Revier gebündelt und bewahrt werden“, heißt es in der Konzeption der drei Partner. Das Projekt soll 18 Arbeitsplätze sowie einen Ausbildungsplatz sichern. Borna soll sich mit dem Archiv-Campus zum Mekka für Wissenschaftler, Heimatforscher, Archivare, Museologen, aber auch Schülergruppen entwickeln, die sich für die Geschichte der Montanindustrie interessieren. Allein das Sächsische Wirtschaftsarchiv (SWA) bringt fast vier Kilometer laufende Akten zur Industrie- und Handwerksgeschichte Sachsens mit ein, darunter den kompletten Vorwende-Bestand des Bergbauunternehmens Mibrag. Der Förderverein zum Aufbau des Dokumentationszentrums Industriekulturlandschaft Mitteldeutschland, kurz Dokmitt, hat sich vor allem der Aufgabe verschrieben, die Erlebnisse der Kohlekumpel nach der Wende systematisch aufzuarbeiten. Inklusionscampingplatz am Störmthaler See: Die Gemeinde Großpösna verfolgt seit Jahren Pläne für einen Inklusionscampingplatz am Störmthaler See – mit 22 Millionen Euro Gesamtkosten die umfangreichste Maßnahme, die den Begleitausschuss passierte. Das Vorhaben ist laut Projektskizze auf zehn Hektar Fläche östlich der Grunaer Bucht – vis-à-vis des Ferienressorts Lagovida geplant. 200 bis 300 Standplätze für Camper sollen entstehen, darüber hinaus 15 Bungalows und zehn Hütten. Das Angebot richte sich an behinderte und nichtbehinderte Besucher, heißt es. Etwa die Hälfte der 30 bis 40 Arbeitsplätze ist für Menschen mit Handicap gedacht. „Das Projekt“, zeigte sich Henry Graichen überzeugt, „wird Menschen Beschäftigung geben, die es schwer haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ Nachdem sich das DRK Leipzig-Land als Partner zurückgezogen hatte, ist der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) der Stadt Leipzig seit diesem Jahr Projektträger. Der SEB will auch Menschen mit schweren Erkrankungen oder Behinderungen Urlaubsangebote in der einstigen Tagebaulandschaft unterbreiten. Geplant ist auch ein öffentliches Restaurant im Strandbereich des Störmthaler Sees. Der Vorsitzende des Begleitausschusses sieht darin auch einen Baustein für die weitere touristische Entwicklung im Leipziger Neuseenland. Revitalisierung der Sachsenpelz-Brache in Naunhof: Sie gilt als eine der verseuchtesten Flächen im Freistaat – die Sachsenpelz-Brache in Naunhof . Zu DDR-Zeiten wurden in der Alten Beuchaer Straße Felle gegerbt, geschnitten und gefärbt. Die Wende brachte für die Pelzfabrik das Aus. Zurück blieben gefährliche Altlasten im Boden. Für rund sechs Millionen Euro soll die kontaminierten Gebäude abgerissen und der verseuchte Untergrund saniert werden. Die Stadt Naunhof als Projektträger setzt auf eine gewerbliche Nachnutzung und hofft auf zahlreiche Unternehmensansiedlungen. Die Rede ist von 150 neuen Arbeitsplätzen, die auf der Sachsenpelz-Brache entstehen könnten. Mehrsprachige Kita in Zwenkau: Überzeugen konnte auch das Konzept einer inklusiven und mehrsprachigen Kita in Z wenkau. Die Kindereinrichtung soll im neuen Wohngebiet Harthweide am Zwenkauer See errichtet werden. Kostenpunkt: 7,7 Millionen Euro. 138 neue Betreuungsplätze sollen geschaffen werden, darunter 45 für Krippen- und 93 für Kita-Kinder. Der Bedarf an dem Neubau sei riesig, argumentiert die Stadt. Bereits jetzt gebe es Ansiedlungsabsichten für rund 500 neue gewerbliche Jobs in der Kommune. Ohne die nötigen Betreuungskapazitäten für den Nachwuchs würden sich auch diese Pläne schwer umsetzen lassen. Hostel in Oschatz: Im nordsächsischen Oschatz sollen preisgünstige Übernachtungsmöglichkeiten gefördert werden. Knapp eine Million Euro sind für ein Hostel auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände veranschlagt. Das bereits bestehende Europäische Jugendcamp, das bislang nur im Sommer genutzt werden kann, soll dadurch ergänzt werden. Das Hostel ist laut Projektträger Oschatzer Freizeitstätten GmbH mit 33 Betten in neun Zimmern geplant. Vor allem Familien, Wellnessurlauber des Oschatzer Platsch-Bades, aber auch andere Aktivurlauber oder Gruppenreisende sollen hier ihr Haupt betten. Die Kommune erhofft sich eine Förderung des Tourismus und mehr Umsätze in Gastronomie und Einzelhandel. Von Simone Prenzel
Wohin fließen die nächsten Kohlegelder aus dem Strukturwandel-Topf? Antworten darauf gab es am Mittwoch in Torgau. Auf Schloss Hartenfels tagte der Regionale Begleitausschuss fürs Mitteldeutsche Revier, um einen Haken an sechs weitere Projekte im Umfang von insgesamt 52 Millionen Euro zu machen. Unter Vorsitz von Landrat Henry Graichen (CDU) gab das Gremium folgende Förderungen frei. Pflegefachschule in Borna: In Borna wird der Aufbau einer Pflegefachschule ermöglicht. Kostenpunkt: 11,5 Millionen Euro. Die Wyhrastadt will damit ihren Ruf als renommierter Bildungs- und Gesundheitsstandort ausbauen. Zugleich soll die Einrichtung dem eklatanten Mangel an Pflegekräften entgegenwirken und das Stadtzentrum beleben. Das Vorhaben wird von der Kommune in Abstimmung mit der Bornaer Sana-Klinik geplant, die ihr Interesse formal bereits bekundet hat. Die Schule entsteht in den Räumen des ehemaligen Amtsgerichts, das seit dem Umzug ins einstige Pestalozzi-Gymnasium leer steht. In einem ersten Schritt sind 90 Ausbildungsplätze für Pflegeberufe geplant, die schrittweise auf bis zu 435 erhöht werden sollen. Auch ausländische Pfleger sollen in Borna ihr Rüstzeug erhalten. Für Pädagogen und weitere Mitarbeiter entstehen 50 neue Jobs. Der Umbau des denkmalgeschützten Gerichtsgebäudes soll mit dem Bau eines Betriebskindergartens einher gehen. Dieser entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft, wo sich jetzt noch das Polizeirevier befindet. Die Einrichtung soll über 110 Plätze im Krippen- und Kitabereich verfügen und vor allem dem Betreuungsbedarf der Klinikbeschäftigten Rechnung tragen. Dokumentationszentrum in Borna: Ebenfalls in Borna – der einstigen Hauptstadt des Bergbaus im Leipziger Südraum – soll ein Archiv-Campus entstehen. Träger des 9,5-Millonen-Euro-Projektes ist der Landkreis Leipzig. Am Standort in der Jahnstraße sollen Kreisarchiv, Sächsisches Wirtschaftsarchiv (SWA) und der Verein Dokmitt zu einem Dokumentationszentrum zur Regional- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens zusammengefasst werden. „Mit dem Vorhaben sollen die letzten 160 Jahre der Braunkohlegeschichte im Mitteldeutschen Revier gebündelt und bewahrt werden“, heißt es in der Konzeption der drei Partner. Das Projekt soll 18 Arbeitsplätze sowie einen Ausbildungsplatz sichern. Borna soll sich mit dem Archiv-Campus zum Mekka für Wissenschaftler, Heimatforscher, Archivare, Museologen, aber auch Schülergruppen entwickeln, die sich für die Geschichte der Montanindustrie interessieren. Allein das Sächsische Wirtschaftsarchiv (SWA) bringt fast vier Kilometer laufende Akten zur Industrie- und Handwerksgeschichte Sachsens mit ein, darunter den kompletten Vorwende-Bestand des Bergbauunternehmens Mibrag. Der Förderverein zum Aufbau des Dokumentationszentrums Industriekulturlandschaft Mitteldeutschland, kurz Dokmitt, hat sich vor allem der Aufgabe verschrieben, die Erlebnisse der Kohlekumpel nach der Wende systematisch aufzuarbeiten. Inklusionscampingplatz am Störmthaler See: Die Gemeinde Großpösna verfolgt seit Jahren Pläne für einen Inklusionscampingplatz am Störmthaler See – mit 22 Millionen Euro Gesamtkosten die umfangreichste Maßnahme, die den Begleitausschuss passierte. Das Vorhaben ist laut Projektskizze auf zehn Hektar Fläche östlich der Grunaer Bucht – vis-à-vis des Ferienressorts Lagovida geplant. 200 bis 300 Standplätze für Camper sollen entstehen, darüber hinaus 15 Bungalows und zehn Hütten. Das Angebot richte sich an behinderte und nichtbehinderte Besucher, heißt es. Etwa die Hälfte der 30 bis 40 Arbeitsplätze ist für Menschen mit Handicap gedacht. „Das Projekt“, zeigte sich Henry Graichen überzeugt, „wird Menschen Beschäftigung geben, die es schwer haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ Nachdem sich das DRK Leipzig-Land als Partner zurückgezogen hatte, ist der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) der Stadt Leipzig seit diesem Jahr Projektträger. Der SEB will auch Menschen mit schweren Erkrankungen oder Behinderungen Urlaubsangebote in der einstigen Tagebaulandschaft unterbreiten. Geplant ist auch ein öffentliches Restaurant im Strandbereich des Störmthaler Sees. Der Vorsitzende des Begleitausschusses sieht darin auch einen Baustein für die weitere touristische Entwicklung im Leipziger Neuseenland. Revitalisierung der Sachsenpelz-Brache in Naunhof: Sie gilt als eine der verseuchtesten Flächen im Freistaat – die Sachsenpelz-Brache in Naunhof . Zu DDR-Zeiten wurden in der Alten Beuchaer Straße Felle gegerbt, geschnitten und gefärbt. Die Wende brachte für die Pelzfabrik das Aus. Zurück blieben gefährliche Altlasten im Boden. Für rund sechs Millionen Euro soll die kontaminierten Gebäude abgerissen und der verseuchte Untergrund saniert werden. Die Stadt Naunhof als Projektträger setzt auf eine gewerbliche Nachnutzung und hofft auf zahlreiche Unternehmensansiedlungen. Die Rede ist von 150 neuen Arbeitsplätzen, die auf der Sachsenpelz-Brache entstehen könnten. Mehrsprachige Kita in Zwenkau: Überzeugen konnte auch das Konzept einer inklusiven und mehrsprachigen Kita in Z wenkau. Die Kindereinrichtung soll im neuen Wohngebiet Harthweide am Zwenkauer See errichtet werden. Kostenpunkt: 7,7 Millionen Euro. 138 neue Betreuungsplätze sollen geschaffen werden, darunter 45 für Krippen- und 93 für Kita-Kinder. Der Bedarf an dem Neubau sei riesig, argumentiert die Stadt. Bereits jetzt gebe es Ansiedlungsabsichten für rund 500 neue gewerbliche Jobs in der Kommune. Ohne die nötigen Betreuungskapazitäten für den Nachwuchs würden sich auch diese Pläne schwer umsetzen lassen. Hostel in Oschatz: Im nordsächsischen Oschatz sollen preisgünstige Übernachtungsmöglichkeiten gefördert werden. Knapp eine Million Euro sind für ein Hostel auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände veranschlagt. Das bereits bestehende Europäische Jugendcamp, das bislang nur im Sommer genutzt werden kann, soll dadurch ergänzt werden. Das Hostel ist laut Projektträger Oschatzer Freizeitstätten GmbH mit 33 Betten in neun Zimmern geplant. Vor allem Familien, Wellnessurlauber des Oschatzer Platsch-Bades, aber auch andere Aktivurlauber oder Gruppenreisende sollen hier ihr Haupt betten. Die Kommune erhofft sich eine Förderung des Tourismus und mehr Umsätze in Gastronomie und Einzelhandel. Von Simone Prenzel
Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.