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US-Diplomat plaudert mit Zwenkauer Gymnasiasten


Der Leipziger US-Generalkonsul Ken Toko ist gern unterwegs. Zuletzt besuchte er Zwenkau. Dort traf er Gymnasiasten, mit denen er über Amerika und Deutschland sprach.
US-Generalkonsul Ken Toko repräsentiert seit Mitte vorigen Jahres die Vereinigten Staaten in Mitteldeutschland. Dieser Tage verließ er Leipzig in Richtung Zwenkau – nicht nur, um kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zu vertiefen und mit Bürgermeister Holger Schulz (CDU) sowie den Stadtratsvertretern Jana Kratz (CDU) und Norman Braunschweig (Freie Wähler) zu sprechen. Am Kap informierte er sich über den Wandel des Braunkohletagebaus zur Seenlandschaft. Eine Herzensangelegenheit war ihm die Diskussion mit Schülerinnen und Schülern des Regenbogen-Gymnasiums. Vorurteile abbauen: Sein Ansinnen: Junge Leute und ihre Ansichten kennenzulernen, sich über Stereotypen und Klischees auszutauschen, um Vorurteile abzubauen. Dass die jungen Leute eher zurückhaltend waren, ist wohl eher dem Respekt vor dem hohen Amt als der Person dahinter geschuldet. Denn Ken Toko plauderte entspannt, verriet Privates, sprach über Werdegang und Familie. Der 47-Jährige hat vier Kinder, die ihn auf all seinen diplomatischen Wegen – unter anderem nach Kiew, Tokio, Shanghai, Taipeh und Washington D.C. – begleiten. Das sei eine Herausforderung. Allein sein 17-jähriger Sohn sei achtmal umgezogen und habe sechs verschiedene Schulen besucht. „Dieses Leben ist mitunter hart. Aber es ist das Leben, das ich mag“, erzählte Toko. Grün und nicht überlaufen: Was ihm an Leipzig besonders gut gefalle, wollte eine Schülerin wissen. Der gebürtige New Yorker brauchte nicht lange, um zu antworten. „It’s very easy to live“ – es sei einfach, in Leipzig und der Region zu leben. Es sei sicher, ruhig, biete viel Grün und sei nicht überlaufen. Die Innenstadt sei wunderschön. Gefährlicher war es 2013 in der Ukraine gewesen – „als im Zuge der Maidan-Revolution in Kiew die Menschen mit Waffen in der Stadt unterwegs waren und russische Panzer auffuhren“, berichtete Toko. Die Station Tokio habe seine Familie 2011 wegen der erhöhten radioaktiven Strahlung nach dem schweren Erbeben in Japan verlassen müssen. Viel gefährlicher aber sei der Alltag in so manch diplomatischer Vertretung im Mittleren Osten. Ein Schmunzeln entlockte dem jungen Publikum die Antwort auf die Frage nach der Motivation für seinen Job. 20 Jahre lang habe er Arzt werden wollen, gestand der Diplomat, bevor er in der High School entdeckte, dass er die Naturwissenschaften hasst, dafür Geschichte, Sprachen und Politik liebt. Ein Schreibtischjob in New York mit Blick auf das Gebäude der Vereinten Nationen und auf die vielen Fahnen davor war ein weiterer Kick auf dem Weg zur Diplomatie. „Deutschland kann auf vieles stolz sein“: Auch Klischees und Vorurteile sprach Toko an. Dass Amerikaner sehr patriotisch sind, gern ihre Landesfahne hissen und Fast Food lieben, sei bekannt. Ebenso, dass ihre Neigung zu überdimensionierten Kühlschränken in Zeiten der Klimakrise eher kontraproduktiv sei. Dass überbordender Patriotismus hierzulande aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit ein sensibles Thema sei, kommentierte Toko wie folgt: „Dabei hat Deutschland so viel, auf das es stolz sein kann.“ Und was denken die Amerikaner über die Deutschen? Die seien alle „crazy“ – verrückt – nach Fußball, antwortete der Generalkonsul. Alle außer diejenigen, die in der Aula des Zwenkauer Gymnasiums zusammengekommen waren, musste Toko sodann verblüfft feststellen. Gerade mal eine Schülerin outete sich als RB-Fan. Mit dem vermeintlichen Wissen, dass Deutsche sich von Bier, Würstchen und viel Fleisch ernähren, war er nach Leipzig gekommen – um über die Vielzahl veganer und vegetarischer Restaurants zu staunen. „Guter Freund, starker Partner“: Ganz unterschiedlich sei die Begeisterung für den jeweils anderen Staat, bemerkte der Diplomat. Während sie in den USA über die Jahre hinweg mit rund 70 Prozent gleichbleibend positiv ist, schwankt sie in Deutschland – je nach gewähltem Präsidenten. Dabei sei das Land so vielschichtig und der Blick nicht auf eine Person zu reduzieren, so Toko. Sein Fazit: „Deutschland ist ein guter Freund und starker Partner.“ Probleme wie Diskriminierung und Rassismus oder die Schwierigkeiten bei der Suche nach Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien seien ähnlich. Man müsse im Gespräch bleiben, um voneinander zu lernen. Und man dürfe nicht alle Errungenschaften als selbstverständlich ansehen. „Wir müssen unsere demokratischen Werte verteidigen“, appellierte Toko. Von Gislinde Redepenning

Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.