Pereser See: Fassungsvermögen wird gigantisch
Wo heute noch Braunkohle gefördert wird, entstehen im Bereich des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain weitere neue Gewässer. Kohleförderer Mibrag gab einen Ausblick auf die künftige Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft im Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Von oben sehen sie wie Spielzeug aus – riesige Schaufelradbagger, die sich ins Erdreich fressen. Vom Aussichtspunkt am Tagebau Vereinigtes Schleenhain hatten die Teilnehmer der Info-Tour den besten Blick in die Grube. „Jährlich werden hier rund zehn Millionen Tonnen Braunkohle für das Kraftwerk Lippendorf gefördert“, erläuterte Armin Eichholz, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag). Aktiver Tagebau bedeute zugleich, den Grundstein für die spätere Rekultivierung zu legen, betonte er.
Groitzscher Dreieck wird nicht in Anspruch genommen
Der Kohle-Ausstieg wirbelt naturgemäß auch die Planungen für die Förderstätte im Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durcheinander. Bastian Zimmer, Direktor Planung beim Kohleförderer Mibrag, vermittelte den Zuhörern einen Eindruck von den nunmehr anstehenden zeitlichen Änderungen. Noch bis 2035 werde im Tagebau Vereinigtes Schleenhain Kohle gefördert. „Aus dem Abbaufeld Schleenhain wollen wir bis zum Jahr 2026 noch Kohle gewinnen, im Abbaufeld Peres bis 2035.“ Das dritte Gebiet Groitzscher Dreieck wird nicht mehr in Anspruch genommen. Auch Pödelwitz kommt ungeschoren davon.
Pereser See erreicht gigantische Ausdehnung von zwölf Quadratkilometern
Wie bereits bei anderen Restlöchern auch werden nach der Kohle Seen entstehen. Der mit Abstand Größte im Bereich des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain wird der Pereser See. Dessen Ausmaße werden stattlich sein und selbst den Zwenkauer See mit zehn Quadratkilometern als bisher größtes Gewässer in der Region übertreffen. Laut Zimmer wird sich der Pereser See auf einer Fläche von zwölf Quadratkilometern erstrecken. „Das wird ein richtig großer See – mit einem Volumen von 430 Millionen Kubikmetern und einer Wassertiefe von bis zu 80 Metern“, nannte der Planungsdirektor Zahlen. Nach derzeitigem Stand sei vorgesehen, das Tagebaugelände zwischen Neukieritzsch und Groitzsch ab 2038/2039 für zwölf Jahre zu fluten. Fließen soll das kostbare Nass aus Mulde oder Weißer Elster, heißt es in der bisherigen Revierplanung. „Ab 2060 streben wir dann einen selbstregulierten See an.“
Noch früheres Kohle-Aus würde sich auf Bergbaufolgelandschaft auswirken
Landrat Henry Graichen, zugleich Vorsitzender des einladenden Regionalen Planungsverbandes, machte deutlich, dass dem Bergbaubetrieb angesichts der bevorstehenden Rekultivierungserfordernisse die Möglichkeit gegeben werden müsse, Rückstellungen zu bilden. Auch aus diesem Grund sei es mit Blick auf eine möglichst nachsorgefreie Bergbaufolgelandschaft nicht angezeigt, noch früher als geplant aus der Kohle auszusteigen.
Ein Gedanke, den auch Regionalplaner Andreas Berkner unterstrich. „Was unter dem Aspekt des CO2-Ausstoßes wünschenswert wäre – eine frühere Beendigung der Kohleverstromung und damit auch des Tagebaus - würde eine andere Bergbaufolgelandschaft bedeuten.“ Die Region, appellierte Berkner, brauche deshalb einen verlässlichen Ausstiegspfad. „Es darf nicht wie in den 1990er Jahren passieren, wo Tagebaue über Nacht dicht machen mussten und die letzte Kohle noch auf den Förderbändern liegen blieb. Diese Erfahrung steckt dem Revier heute noch in den Knochen.“
Auf Zukunftsperspektiven angesprochen, äußerte sich Mibrag-Chef Eichholz kurz zu neuen Geschäftsfeldern. „Aktuell sind in unserem Unternehmen drei Windparks in der Planung mit einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Euro.“ Man sei intensiv dabei, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Von Simone Prenzel
Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.