6800 Haushalte, Firmen und Schulen in Zwenkau haben jetzt schnelles Internet - doch auf den letzten Metern hakt es
Mit bis zu 1000 Megabit pro Sekunde Daten aus dem Internet herunterladen: Für rund 6800 Haushalte in Zwenkau und den Ortsteilen ist das jetzt Wirklichkeit. Mit Einschränkungen: In einigen Häusern ist das schnelle Internet noch nicht dort, wo es sein soll.
In Zwenkau und allen Ortsteilen können mehr als 6800 private Haushalte und Gewerbetreibende jetzt schnelles Internet mit Bandbreiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde nutzen. Der Telekommunikationsdienstleister Envia Tel hat das Netz jetzt mit Vertretern der Stadt Zwenkau und dem Breitbandkoordinator des Landkreises, Jörg Martin, symbolisch in Betrieb genommen.
Alle Ortsteile sind angeschlossen
Rund 80 Kilometer Glasfaserleitungen wurden in der Kernstadt, in Großdalzig, Kleindalzig, Löbschütz, Rüssen-Kleinstorkwitz, Tellschütz und Zitzschen verlegt. Rund 17 Millionen Euro hat Envia Tel investiert. Voraussetzung für den im Sommer 2022 erfolgten Baustart war, dass sich in der sogenannten Vorvermarktungsphase mindestens 35 Prozent aller Haushalte zu einem Vertragsabschluss verpflichten. Mit 40 Prozent wurde die Quote leicht übererfüllt.
Als Envia-Geschäftsführer Haiko Rennert vor rund vier Jahren im Büro von Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz (CDU) auftauchte, um ihm das Ausbau-Angebot schmackhaft zu machen, rannte er offene Türen ein. „Seit Beginn meiner ersten Amtsperiode 2008 gab es die verschiedensten Förderideen, Gutachten und Konzepte. Die meisten waren das Papier nicht wert, auf dem sie standen“, blickt Schulz zurück. Die Digitalisierung sollte seiner Meinung nach längst eine vom Bund unterstützte kommunale Pflichtaufgabe sein. Er sei froh, dass Envia Tel nicht nur das lukrative Ortszentrum mit kurzen Wegen, sondern auch die abgelegenen Ortsteile eigenwirtschaftlich erschlossen und vom „digitalen Trampelpfad auf die Überholspur“ gebracht habe. Mithilfe der Breitband GmbH als Tochter des Landkreises Leipzig wäre das nicht gelungen, gestand Jörg Martin als Breitbandkoordinator im Landratsamt ein.
An den Hausanschlüssen wird mit Hochdruck gearbeitet
Ein Großteil der Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern surft dank Glasfaser schon in Lichtgeschwindigkeit. Doch sind die Nacharbeiten längst nicht abgeschlossen. An der sogenannten Inhouseverkabelung, also dem Weg des Glasfaser-Kabels vom Hausanschluss bis zum Router, werde noch gearbeitet, informiert Envia. Von rund 1600 Erschließungsaufträgen befänden sich noch um die 100 in der Fertigstellung. Das habe unterschiedliche Gründe, erklärt Projektleiterin Nicole Freyer. „Etwa die Hälfte davon hat sich erst später angemeldet, bei den restlichen gibt es technische oder organisatorische Probleme, die wir natürlich so schnell wie möglich beheben werden“, verspricht Freyer.
Eine Panne hatte es auch bei der Erschließung der Lebenswelt-Grundschule im Zwenkauer Ortsteil Rüssen-Kleinstorkwitz gegeben. „Im Juni 2022 wurde in der Straße das Kabel verlegt, da lag es dann ewig“, hatte Alexander Wagner als Geschäftsführer des Schulträgervereins damals moniert. Als er im August 2023 von der vollständigen Erschließung seines Ortsteils im Amtsblatt las, schrieb er einen Brief an die Envia-Geschäftsführung. Das Resultat der Fehlersuche: Die Schule war aufgrund der Vereins-Trägerschaft als Privatkunde erfasst worden, es sei aber ein Geschäftskundenauftrag nötig gewesen. Der Irrtum wurde behoben. „Seitdem läuft alles ohne Ausfälle problemlos“, freut sich Wagner. Die Schülerschar recherchiere im Rahmen verschiedener Projekte im Internet, die Lehrerschaft sei im digitalen Lehr-Lern-Portal der evangelischen Schulen angeschlossen und könne endlich die Angebote des Netzwerks uneingeschränkt nutzen.
Und noch ein weiteres Ärgernis auf dem Weg zum flächendeckenden Netzausbau musste behoben werden: Die mit dem Ausbau beauftragte Firma Soli Infratechnik GmbH aus Isernhagen bei Hannover rutschte im Mai in die Pleite. Lieferkettenprobleme sowie gestiegene Material- und Lohnkosten sollen das Unternehmen laut Insolvenzverwalter in die Krise gestürzt haben. Der Betrieb war auch Partner anderer Netzanbieter, wie Telekom und Deutsche Glasfaser, und brachte deren Projekte ins Stocken. Zwei Bautrupps des Dienstleisters Fischer Haustechnik sprangen inzwischen in die Bresche und sind nun in Zwenkau unterwegs. Unter anderem kümmern sie sich um die noch laufende Inhouseverkabelung in den Mehrfamilienhäusern, derzeit im Pulvermühlenweg, berichtet Envia.
Glasfaser liegt auch schon in künftigen Baugebieten
In Zwenkau sei man mit dem „Ausbau in Rekordzeit“ rundum zufrieden, lobte der Bürgermeister. Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern hielten sich in Grenzen. Bezüglich künftiger neuer Wohngebiete könne er gelassen in die Zukunft blicken. Aus den beim Baustart 2022 avisierten 60 Kilometern neuer Leitungen für insgesamt 4227 Haushalte sind 80 Kilometer für 6800 Haushalte geworden. „Das ist eine Besonderheit in Zwenkau. Die Stadt hat noch viele Ausbauflächen, für diese haben wir den möglichen Bedarf bis 2030 berücksichtigt“, erklärt Nicole Freyer.
Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.