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Wie sicher ist Sachsen vor dem nächsten Hochwasser?


Die schweren Unwetter mit Toten und Vermissten in NRW und Rheinland-Pfalz erinnern an die dramatischen Bilder von 2002 und 2013, als Sachsen in den Fluten versank. Wie sicher sind die Städte und Dörfer an Elbe, Mulde und Weißer Elster heute? Was wurde für den Hochwasserschutz getan? Ein Überblick.
Was ist in den vergangenen Jahren an Elbe, Mulde, Weißer Elster und Pleiße für den Hochwasserschutz passiert? Allein im ehemaligen Regierungsbezirk Leipzig wurden seit 2002 rund 1,5 Milliarden Euro in den Flutschutz gesteckt. Zum großen Teil Bundes- und EU-Geld. Doch auch die Landespolitik habe klare Prioritäten gesetzt und umfassende Eigenmittel bereit gestellt, sagt Axel Bobbe. Der Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung in Rötha gibt einen Überblick zu den zentralen Investitionen in Leipzig, den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen sowie im Altkreis Döbeln. Sicher vor der Flut? – Das LVZ-Themenspecial Die Jahrtausendflut – eine LVZ-Multimedia-Reportage über Sachsens dramatische Tage im Jahr 2002 Chronologie: Das Jahrhunderthochwasser vom August 2002 in Sachsen Das Hochwasser 2002 in Grimma Das Hochwasser 2002 in Döbeln Elbe „Die Deiche waren 2002 in verheerendem Zustand“, sagt Bobbe. In den vergangenen 20 Jahren wurden 100 Kilometer Deich erneuert (ein Kilometer kostet zwei Millionen Euro); an einigen Stellen wird noch gebaut. Nur auf insgesamt vier Kilometern müsste im Notfall zusätzlich gesichert werden. Aktuell und demnächst entstehen noch Flutpolder, zum Beispiel südlich von Torgau. „Selbst bei einem Jahrhunderthochwasser sind jetzt von Riesa bis Sachsen-Anhalt keine größeren Überschwemmungen zu erwarten“, so Bobbe. Mulde In Klosterbuch bei Leisnig wurde ein Ringdeich erstellt. Mehrere Dörfer flussabwärts haben keinen verbesserten Schutz: Weil dieser teurer wäre als ein Hochwasserschaden, gibt es keine Fördermittel. In Döbeln wird im September die Flutmulde fertig; die Wassermenge, die ohne Schäden durch die Stadt fließen kann, erhöht sich um 50 Prozent. Entlang der Freiberger Mulde sollen in den nächsten fünf bis sechs Jahren noch etliche Schutzmauern entstehen; die Genehmigung liegt vor, die Eigenmittel des Freistaats sind eingeplant, nur das Fördergeld der EU ist noch nicht freigegeben. Döbeln wäre dann vor einem 50-jährigen Hochwasser geschützt. Für eine Jahrhundertflut bräuchte es zwei neue Rückhaltebecken in Mulda/Erzgebirge und Oberbobritzsch/Freiberg; es gibt aber Widerstand von Naturschützern, die Genehmigung steht noch aus. „Grimma ist seit zwei Jahren safe“, sagt Bobbe mit Blick auf mögliche Jahrhunderthochwasser. Die Stadt ist seitdem mit einer aufwendigen Flutmauer geschützt. Flussabwärts bis Wurzen gibt es noch einige Häuser ohne ausreichenden Schutz. In Wurzen selbst wurden bis 2013 Deiche erneuert und erhöht. Eilenburg hat auf 13 Kilometern Mauern und Deiche erhalten. Beide Städte sind vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt. Genauso wie Bad Düben. Einige Dörfer ringsherum würden einer 25- bis 50-jährigen Flut standhalten. In Schladitz wird bis nächstes Jahr ein acht Kilometer langer Ringdeich gebaut – als Bestandteil des Polders Löbnitz, der in den nächsten drei Jahren entsteht. Damit sind dann mehrere Dörfer gesichert. Bis zur Landesgrenze wurden auf 20 Kilometern Stahlwände in die Deiche gezogen; das bringt auch mehr Schutz für Orte in Sachsen-Anhalt. Pleiße In das Talsperrensystem aus den 70er-Jahren wurden seit den 90ern mehrere Millionen Euro investiert; seit 2012 ist alles fertig. Die Bewährungsprobe 2013 gilt als bestanden. Damals führte die Pleiße nicht wie gewohnt einen Kubikmeter pro Sekunde, sondern 350. Doch nur 50 Kubikmeter landeten in Leipzig. Im Bereich der Wyhra, einem Pleiße-Zufluss, ist bei Terpitz im Kohrener Land noch ein großes Rückhaltebecken vorgesehen. Die Planung ist weit fortgeschritten. Nach wie vor gefährdet ist Geithain an der Eula; das Gewässer fließt über die Wyhra in die Pleiße. „Wegen der engen Stadtbebauung lässt sich der Schutz dort nicht wesentlich verbessern“, sagt Axel Bobbe. Weiße Elster In Teilen des Leipziger Südraums gab es in früheren Jahren immer wieder Probleme. Die Gemeinde Elstertrebnitz ist inzwischen mit einem großen Wehr vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt. In Pegau gibt es noch eine Lücke: 2013 schoss das Wasser auf 400 Metern über die Bundesstraße 2 und floss in die Innenstadt. Vorerst sollen in dem Bereich über einen Alarmplan Sandsäcke und Schläuche für Entspannung sorgen. Der große Wurf könnte mit größeren Schutzmaßnahmen im Zuge der geplanten Ortsumgehung gelingen. Einige Zwenkauer Ortschaften wie Wiederau galten früher als hochwassergefährdet. Inzwischen sind die Deiche in gutem Zustand und zu 90 Prozent mit Spundwänden gesichert. Leipzig ist aus Sicht von Axel Bobbe gut gegen große Hochwasser geschützt. In Teilen der Stadt gebe es zwar Probleme bei Starkregen – die haben aber nichts mit den Flüssen zu tun. Einen wichtigen Schutz für die Stadt bildet der Zwenkauer See, der 18 Millionen Kubikmeter aufnehmen kann. Von Björn Meine

Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.