Wegen Corona: Fahrgastschiff Santa Barbara fährt Verluste ein


2021 war kein gutes Jahr für die Santa Barbara: Die Saison auf dem Zwenkauer See war kurz, es durften nur wenige Passagiere mit. Und so dümpelte das Fahrgastschiff viele Monate im Hafen vor sich hin.
Einfach war das Geschäft mit dem Fahrgastschiff Santa Barbara für die Reederei in der Sächsischen Seebad Zwenkau GmbH (SSZ) noch nie. Dichtes Gedränge herrschte am Zwenkauer See im Jahr 2008 bei der Taufe des 1957 in Oberkassel erbauten Schiffes. In den Jahren danach führten vom damals noch unbefestigten Ufer aus Stege an Bord, 2013 verhinderten Regenrekorde und eine Jahrhundertflut den Saisonstart. Spektakulär: 2018 wurden die ausgeliehene Schiffsglocke und das Steuerrad auf einem Messestand der „Beach & Boat“ in Leipzig geklaut – und inzwischen ersetzt. Nach wenigen erfolgreichen Anfangsjahren kam 2020 – Corona.
Der Fels in der Brandung

Auf eins aber war und ist Verlass: Kapitän Swidbert Scholz ist der Fels in der Brandung. Der ehemalige Kampfschwimmer, der früher über die Weltmeere schipperte, fühlt sich auf dem Zwenkauer See pudelwohl. Der „harte Kerl“ schmückt sein Schiff im Dezember traditionell weihnachtlich. Auch 2021, obwohl alle Adventsausfahrten ausfallen mussten. „Davon haben wir uns die Stimmung doch nicht verderben lassen“, erzählte Scholz schmunzelnd, als er kurz vor Silvester den Weihnachtsbaum wieder abbaute und den Weihnachtsmann verstaute. Beides hat – in der Nacht beleuchtet – in der Zeit rund ums Fest die Hafenspaziergänger erfreut.
20 000 Fahrgäste im Spitzenjahr

Nach dem Spitzenjahr 2019 mit mehr als 20 000 Fahrgästen, die sich eine frische Brise um die Nase wehen und sich in der Kombüse kulinarische Leckereien schmecken ließen, sorgten die coronabedingten Einschnitte nach 2020 auch 2021 für herbe Verluste. Wirtschaftlich sei der Fahrbetrieb nicht tragfähig gewesen, resümierte SSZ-Geschäftsführer Benedikt Kahlstadt. Statt 120 Menschen durften wegen der Pandemie nur 30 Personen mitfahren. Diese durften sich mit Abstand an Deck tummeln und im Falle von schlechtem Wetter auch unter Deck verkriechen.
Reisegruppen fehlen

„Das Jahr 2021 war ein Zuschussgeschäft, aber unsere Erwartungen waren ja sogar noch düsterer“, sagte Kahlstadt. Immerhin 5500 Passagiere hätten nach dem verspäteten Saisonbeginn Mitte Juni die Chance zu einer Rundfahrt genutzt. In der Bilanz fehlten die Charterfahrten und die Busreisegruppen, ansonsten ein wichtiger Faktor. Den Betrieb ganz einzustellen, das sei keine Option gewesen. „Der Imageverlust wäre viel zu hoch, außerdem wollten wir den Menschen in der schweren Zeit etwas anbieten“, betonte der Geschäftsführer. Fürs nächste Jahr hofft er auf eine längere Saison, um zumindest wieder die 10 000er-Marke zu knacken – und um eine „tragfähige wirtschaftliche Basis“ zu erreichen.

Von Gislinde Redepenning