Vor-Ort-Besuch: So kommt der Bau der A72 südlich von Leipzig voran
Acht Kilometer lang, zehn Brückenbauwerke: Das sind die Eckdaten für den letzten Abschnitt der Autobahn 72, der derzeit zwischen Espenhain und Anschlussstelle A 38 entsteht. Und was diesen „Lückenschluss“ betrifft, gibt es gute Nachrichten.
Rötha. Knapp acht Kilometer sind es noch, dann ist die Autobahn 72, die von Chemnitz nach Leipzig führt, fertig. Zwar haben es eben diese acht Kilometer in sich, was den Baugrund und die Bauarbeiten unter fließendem Verkehr betrifft, dennoch geht es wohl schneller voran als ursprünglich geplant. Zumindest, wenn es um den Lückenschluss zwischen Espenhain und der Anschlussstelle an der A 38 geht. Denn der soll nicht erst 2026 erfolgen, sondern drei Jahre früher. Sprich: im Sommer nächsten Jahres. Für die Autofahrer heißt das: Bis Mitte Juli 2023 soll die durchgehende Autobahn bis zur A 38 fertiggestellt werden. Mit der Einschränkung, dass zunächst nur eine Richtungsfahrbahn in beide Richtungen genutzt werden kann und viele Bauarbeiten dennoch bis 2026 andauern.
Für die Besucher, die am Mittwoch bei einer Baustellenführung zwischen Rötha und Espenhain dabei waren, war die Aussage vom frühzeitigen Lückenschluss wohl die größte Überraschung. „Das ist sicherlich eine gute Nachricht für alle, die das Ende des Autobahnbaus herbeisehnen“, sagte Eric Winter, bei der Autobahn GmbH, Leiter des Neubauprojektes A 72.
A-72-Abschnitt durch das Röthaer Holz schon ab Herbst frei
Zwei von den acht Kilometern des sogenannten Bauabschnitts 5.2 werden sogar noch früher fertig. Und zwar im Herbst. Laut Winter solle der Abschnitt zwischen Espenhain und Rötha – der parallel zur Bundesstraße 95 durch das Röthaer Holz führt und dann auf Höhe der Abfahrt nach Rötha wieder auf die B 95 mündet – im November für den Verkehr freigegeben werden. „Das gilt erst einmal für die Richtungsfahrbahn nach Leipzig, aber der Verkehr kann in beiden Richtungen rollen“, erklärte er. Einher gehe der Bau der Fahrbahnen mit dem Bau von drei Brücken in diesem Abschnitt. Sind diese fertiggestellt und an das Straßennetz angebunden, könne auch die zweite Richtungsfahrbahn – die nach Chemnitz – in diesem Abschnitt freigegeben werden. Winter rechnet damit, dass das im Frühjahr 2023 der Fall ist.
Gut voran geht es derzeit auch im Abschnitt entlang der Gösellache. Hier wird unmittelbar neben der B 95 (in Richtung Chemnitz gesehen) die entsprechende Richtungsfahrbahn Chemnitz gebaut. Der Untergrund – durch den früheren Tagebau locker aufgeschüttetes Erdreich – bringt jedoch umfangreiche Maßnahmen mit sich, um den Boden so zu verdichten, dass er künftig die Last des Verkehrs tragen kann. "Hier kommt unter anderem das Rüttelstopfverfahren zum Einsatz", erklärte Winter während der Baustellenführung. Das bedeutet, dass Säulen aus grobkörnigen Böden tief in den Boden eingebracht werden, die dann – nach einem bestimmten Raster angelegt – den Baugrund stark verdichten würden.
Vormontierte Brücke wird in Herbstferien an richtige Position geschoben
Eine Herausforderung für den Bauherrn, die Autobahn GmbH, ist auf dem letzten zu bauenden Streckenabschnitt der A 72 die Tatsache, dass insgesamt zehn Brücken entstehen müssen. Das teuerste Exemplar – das sich auf fast 200 Metern Länge von der B 2 aus Richtung Zwenkau zur B 95 erstreckt und damit die Pleiße, die Bahnlinie und die Staatsstraße 72 überspannt – trägt die simple Bezeichnung "Bauwerk 69". Kostenpunkt: rund 17 Millionen Euro.
Einen echten Höhepunkt während des Baus des letzten Autobahnabschnitts wird es laut Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, in den kommenden Herbstferien geben, was mit einem anderen Brückenbauwerk zusammenhängt. Das trägt die Nummer 70 und entsteht bereits neben der Bundesstraße. „Die Brücke wird schon vormontiert und dann in den Herbstferien um 90 Grad gedreht“, erklärte Winter. Sie schaffe künftig die Verbindung zwischen dem Böhlener Stadtteil Großdeuben und der Deponie Cröbern. Zaungäste, die sich das Spektakel ansehen wollten, könnten an den drei Tagen – und in der Nacht – Position beziehen und fotografieren, was der Speicherplatz hergebe. Drei Tage lang wird die B 2 auf Höhe von Großdeuben deshalb voll gesperrt.
Anschlussstelle Zwenkau soll Ende 2024 in Betrieb gehen
Ein anderer Höhepunkt ist die Inbetriebnahme der Anschlussstelle Zwenkau am Knotenpunkt von B 95, B 2 und A 72. Doch bis dahin brauchen Autofahrer noch etwas mehr Geduld – und zwar bis zum vierten Quartal 2024.
Wenn auch der Lückenschluss der A 72 zwischen Espenhain und A 38 in greifbare Nähe rückt, so soll die neue Autobahn dennoch erst 2026 fix und fertig sein. „Und auch danach wird es noch einige Zeit dauern, bis wirklich alles so umgesetzt ist, wie es die Pläne vorsehen“, machte Winter deutlich.
In Espenhain geht Rückbau der B 95 weiter
Während an einer Stelle eine neue Verkehrsverbindung entsteht, wird an anderer Stelle eine gekappt. Oder vielmehr teilweise zurückgebaut. So verschwindet derzeit im Röthaer Ortsteil Espenhain ein weiteres Stück der B 95 zugunsten eines durchgängigen Radwegs zwischen Borna und Rötha.
Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.