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Autobahn 72 im Süden von Leipzig: So geht der Bau nach der Winterpause weiter


Auf der Baustelle der Autobahn 72 herrscht aktuell Winterruhe: Während die Baumaschinen bei Großdeuben stillstehen, beginnen bei Borna die Vorbereitungen für den Bau einer neuen Radwegbrücke. Der letzte Abschnitt der A72 ist der komplizierteste.

Der Schnee hat eine weiße Decke über die Baustelle gelegt: Im letzten Abschnitt der Autobahn 72 im Süden von Leipzig dreht sich aktuell kein Rad mehr.

Der Himmel grau in grau, die Baufahrzeuge haben in Reih und Glied in Höhe Großdeuben Aufstellung genommen.
Baustelle der A72 im Winterschlaf

Bereits seit Ende Dezember ist die Baustelle im Winterschlaf. Der Bauherr spricht von einem normalen Prozedere: „Zum derzeitigen Zeitpunkt befindet sich die Baustelle in der planmäßigen Winterpause“, erklärt Julia Grotjahn, Sprecherin der Autobahn GmbH, Niederlassung Ost. „Sofern die Witterung mit ausreichender Sicherheit Erdarbeiten zulässt, werden die Arbeiten planmäßig fortgesetzt.“

Beim letzten Abschnitt der A72 handelt es sich um den kompliziertesten. Auf den acht Kilometern zwischen Rötha und dem Kreuz Leipzig-Süd der A38 wird die neue Trasse auf früherem Tagebaugelände errichtet. Noch dazu unter laufendem Verkehr.
Winterruhe auf der Baustelle der Autobahn 72 in Höhe Großdeuben.

Ein Grund für die aktuelle Ruhe auf der Baustelle ist auch die nach wie vor laufende Verdichtung des lockeren Untergrundes. In Höhe Großdeuben verläuft die ehemalige Kante des früheren Braunkohlentagebaus Espenhain. Hier wechseln sich also gewachsener Boden und unkontrolliert aufgeschüttetes Erdreich binnen weniger Meter ab.

Um nach Fertigstellung der Autobahn keine Setzungen des Erdbodens zu riskieren, wird der Untergrund tonnenweise mit Erdmassen komprimiert.

„Ein Großteil der Erddämme befindet sich derzeit noch in der Liegezeit“, so Grotjahn. „Erst wenn die Setzungen abgeklungen sind, können die Arbeiten in den Bereichen fortgesetzt werden.“

Als nächste Zwischenetappe soll die Richtungsfahrbahn Chemnitz der A72 zwischen der A38 und der Anschlussstelle Zwenkau in Angriff genommen werden.

Hohe Lärmschutzwände und eine -mauer wurden bereits errichtet. Um weitere Lärmminderungen zu erreichen, wird in diesem Bereich offenporiger Asphalt eingebaut.

„Auch hier sind wir auf verlässliche Plusgrade angewiesen“, macht die Sprecherin der Autobahn GmbH deutlich. „Asphalt darf unter fünf Grad minus prinzipiell nicht eingebaut werden.“
Mitte 2025 soll es bis zur Anschlussstelle Zwenkau auf beiden Seiten rollen

Am Zeitplan hält der Bauherr derweil fest. Mitte 2025 soll die Richtungsfahrbahn Chemnitz bis zur Anschlussstelle Zwenkau freigegeben werden und der Verkehr damit auf dem nördlichsten Bauabschnitt der A72 endlich auf beiden Seiten rollen.

Im weiteren Verlauf bis Rötha werden als nächstes Brückenbauwerke errichtet. „Hierfür findet zuvor zwischen Rötha und der Anschlussstelle Zwenkau der Abbruch der Bauwerke der alten B95 statt.“

Sichtbar vorangehen soll es auch in Richtung Deponie Cröbern. Der Entsorgungsstandort erhält im Zuge des Autobahnbaus eine komplett neue Anbindung.

Viele werden sich noch an das Spektakel im Oktober 2022 erinnern. Damals zog es Hunderte Schaulustige nach Großdeuben, um das Eindrehen einer 80 Meter langen und 1650 Tonnen schweren Brücke mit eigenen Augen zu verfolgen.

Das Bauwerk mit der simplen Bezeichnung „70Ü1“ war zuvor neben der Fahrbahn vormontiert und dann um 90 Grad gedreht worden. Seitdem steht die blaue Konstruktion ohne Anbindung in der Landschaft.

„Erst nach dem Abriss der alten B2-Brücke sind wir jetzt in der Lage, die Anbindung an die Deponie zu realisieren“, heißt es bei der Autobahn GmbH. „Die Arbeiten am zugehörigen Knotenpunkt (K7934) können im ersten Quartal 2025 beginnen und werden voraussichtlich bis Mitte 2025 abgeschlossen sein“, so Julia Grotjahn. „Die Deponie wird dann über die Abfahrt Zwenkau, die K7934, das neue Bauwerk 70Ü1 und die Straße am Westufer erreichbar sein.“
Alte Straßenbrücke bei Gestewitz wird abgerissen

An einer Stelle Neubau, an einer anderen Rückbau: Obwohl der Autobahnbau in Höhe Borna schon lange abgeschlossen ist, hat eine Baumaßnahme bei Gestewitz noch mit der A72 zu tun. „Hier wird bald eine alte marode Straßenbrücke abgerissen und durch eine neue Geh- und Radwegbrücke ersetzt“, so die Sprecherin.

Das Vorhaben bildet die letzte Bauphase zum Rückbau der B95. Schon seit Inbetriebnahme der A72 in diesem Bereich wurde die alte Bundesstraße sukzessive abgespeckt. Von einstmals vier blieben nur noch zwei Fahrspuren für Autofahrer übrig. Der Rest wurde über mehrere Kilometer zum Grünstreifen mit Radweg.

In Gestewitz wird nun der Schlussakkord gesetzt. Hier wird die Brücke der ehemaligen B95 über den Bergweg in Richtung Leipzig abgerissen. Mit der Einrichtung der Baustelle wurde vor wenigen Tagen begonnen. Ab März soll die Brücke fallen.

Ursprünglich sollte der hier verlaufende Radweg als Geländeeinschnitt parallel zur früheren B95 geführt werden und den Bergweg kreuzen. Doch inzwischen fiel die Entscheidung, eine gänzlich neue Geh- und Radwegbrücke über den Bergweg zu bauen. Sobald die alte Überführung verschwunden ist, soll der Neubau starten. Die Fertigstellung ist bis 30. November 2025 vorgesehen.

Auch der Bergweg selbst, der ab 1. März voll gesperrt wird, soll erneuert werden. Die Brücke in der Gegenrichtung war bereits 2012 mit Blick auf das Gesamtvorhaben A72 erneuert worden.

Andreas vom Zwenkauer See hat dies geteilt.