Warum sinkende Pegelstände im Leipziger Neuseenland zum Problem werden
Die Seen in der Region verzeichnen einen Trend hin zu niedrigeren Wasserständen. Verantwortlich sind vor allem zwei Phänomene. Cospudener und Zwenkauer See haben im Vergleich zu anderen Binnengewässern zwar einen entscheidenden Vorteil – der sich aber gerade auflöst.
Leipzig. Waldbrände, Hitzewellen und trockene Böden: Der Hitzesommer 2022 belastet Mensch und Umwelt zunehmend – und macht an Leipzigs Seen nicht mehr halt. Denn auch die ruhenden Gewässer in der Region verlieren mehr und mehr Wasser. Ein Problem, das sich durch den Klimawandel aller Voraussicht nach weiter verschärfen wird. Der Bergbausanierer, die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), dessen Aufgabe die Sanierung der ehemaligen Tagebaue ist, rechnet damit, dass sich auch in Zukunft fallende Wasserstände bei entsprechendem Wetter nicht vermeiden lassen.
Es ist eine Entwicklung, die Folgen in vielerlei Hinsicht hat: Das Wasser hat nicht nur eine stabilisierende Wirkung auf die Bergbaunachfolgelandschaften – auch ganze Tourismus-Sparten sind abhängig von den Seen. Denn, wo es zu wenig Wasser gibt, kann schlecht Wassersport betrieben werden, sterben Fische und vermehren sich Blaualgen, wie jüngst Axel Bobbe von der Landestalsperrenverwaltung, im LVZ-Interview erklärte.
Verdunstung entzieht den Seen Wasser
So weit ist es in Leipzigs Seen freilich noch nicht. Fest steht aber: „Auch bei den von Menschenhand hergestellten Bergbaufolgeseen der LMBV im Südraum Leipzig sind momentan rückläufige Pegelstände aufgrund fehlender Niederschläge und der hohen Verdunstung zu verzeichnen“, stellt das Bundesunternehmen fest. Wie die jüngste LMBV-Messung Mitte Juli gezeigt hat, lag der Pegel im Cospudener See mit 110 Metern Normalhöhennull (NHN) genau auf dem mittleren Wasserstand. Auch beim Markkleeberger See war das der Fall, der „Zwenkauer“ hingegen lag gut einen Meter unter dem mittleren Wasserstand.
Einfluss auf die Pegelstände haben vor allem zwei Phänomene: Zum einen regnet es zu wenig – längst ist von einer "Jahrhundertdürre" die Rede. Zum anderen verdunstet das Wasser in den Seen der Region meist schneller, als es durch den Regen zurückkommt. Weil Klimamodelle von einer Häufung von länger anhaltenden Hitzeperioden ausgehen, wird in Zukunft wohl noch mehr Wasser verschwinden. In heißen Sommermonaten könnte der Seewasserspiegel aufgrund der enormen Verdunstung circa bis zu 0,7 Millimeter pro Tag sinken, rechnet LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber vor. Stellenweise könne die negative Wasserbilanz durch den Grundwasserzustrom zum See kompensiert werden.
Die Einleitung aus der Weißen Elster muss bereits reduziert werden
Der Cospudener und der Zwenkauer See sind es auch, die eine Sonderstellung unter den hiesigen Seen haben, wie die LMBV betont. Sie sind über das Einlaufbauwerk Zitzschen bereits an das Fließwassersystem der Weißen Elster angebunden – und hat dieses ausreichend Wasser, können die Wasserstände in den beiden Seen entsprechend kontrolliert werden. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Wasser kann bei einem zu niedrigen Stand entweder zugeleitet, oder bei einem zu hohen Wasserstand abgeleitet werden.
Diese Abhängigkeit hat aber Folgen. Denn die Weiße Elster leidet unter Wasserarmut, nach LMBV-Angaben musste im Falle des „Cossis“ die Einleitung aus dem Zwenkauer See schon reduziert werden. Bleibe die Situation in der Weißen Elster auch weiterhin angespannt, heißt es nun, müsse vor allem die Einleitung in den Cospudener See weiter verringert werden.
Welche Folgen sinkende Wasserstände haben
Die Auswirkungen der sinkenden Pegel seien „gleich in mehreren Hinsichten als problematisch einzustufen“, heißt es bei der LMBV. Durch seine Gewichtskraft verursacht das Wasser einen sogenannten hydrostatischen Druck auf die Böschungskanten, was diese wiederum stabilisiert. Dass die Zielwasserstände gehalten werden, ist den Experten der LMBV zufolge „unmittelbar erforderlich, um die geotechnische Stabilität zu gewährleisten.“ Großzügige Schwankungsbereiche seien aber einkalkuliert, auch bei fallendem Wasserstand sei die Standsicherheit gewährleistet.
Und was die touristische Nutzung angeht, blicken Kapitäne, Profisportler und Freizeitsegler der angespannten Pegelsituation noch entspannt entgegen: So schnell gebe es für sie keine Auswirkungen, versichern die Wassersport-Experten vom Pier 1 am Cospudener See. Ein Trostpflaster, das vielleicht manchen Badegast freuen dürfte: Sinken die Wasserstände, bleibt mehr Platz am Strand – zumindest etwas.
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