Immer mehr Seen in Sachsen – aber Rettungsschwimmer werden eingespart
Wegen klammer Kassen verzichten viele Gemeinden auf die Wasserwacht / DRK kritisiert gängige Praxis
VON ANDREAS DUNTE
Leipzig. In Sachsen entstehen immer mehr Tagebauseen, aber für die Sicherheit der Badenden wird nichts getan. „Die meisten Baggerseen sind nicht bewacht, weil sich die Anliegergemeinden die Ausgaben für Rettungsschwimmer und Wasserwacht sparen", kritisiert die Zwickauer Bundestagsabgeordnete der Linken, Sabine Zimmermann.
Die DRK-Wasserwacht, mit rund 5500 Ehrenamtlichen der stärkste Wasserrettungsdienst in Sachsen, hat gerade einmal 44 Rettungsstationen im Land. Bei rund 600 Seen und Teichen im Freistaat seien das viel zu wenige, sagt Joachim Weiß, Fachreferent Wasserwacht beim DRK. Statt mehr werden es sogar immer weniger.
Eine Badestelle bewachen zu lassen, ist nicht kostenlos zu haben. Verantwortlich dafür sind die Kommunen. „Die müssten eine Gefahrenanalyse vornehmen lassen und uns oder andere Retter beauftragen." Doch wegen leerer Kassen stellen sie lieber Badeverbotsschilder auf. „Was auf den ersten Blick billiger erscheint, kann am Ende wesentlich mehr kosten", sagt Weiß. Nämlich Menschenleben.
Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) 18 Badetote inSachsen zu beklagen. 2014 waren es 15. Sachsen-Anhalt verzeichnete einen Anstieg von 15 auf 23 Badetote. Einzig in Thüringen gibt es einen Rückgang von sieben auf drei Ertrunkene. Die Zahlen könnten noch höher liegen. Die Wasserwacht in Sachsen rettete im vergangenen Jahr bei 1327 Einsätzen 24 Menschen-leben. Besonders viele Tagebauseen sind in der Lausitz entstanden. Bereits vor Jahren hat deshalb das DRK ein Rettungskonzept erarbeitet. Das Thema habe aber bei vielen Kommunen nicht den nötigen Stellenwert, so Weiß. Am beliebten Badegewässer Bärwalder See blieb in diesem Jahr die Wasserrettungsstelle unbesetzt, weil der Kommune das nötige Geld fehlt. Sieben Jahre lange hatten sich der Landkreis Görlitz und die Kommune Boxberg die rund 12 000 Euro geteilt. Da der Energieriese Vattenfall Steuern zurückfordert, fehlt jetzt für die Retter das Geld. Auch am Berzdorfer See in der Lausitz, der tückische Wasserverhältnisse aufweist, fehlt es am Geld: Hier ist nur noch eine Badestelle bewacht, drei wären angeraten. Am Quitzdorfer Stausee ist der Wasserwacht für das kommende Jahr wegen Geldnot gekündigt worden.
Die Situation im Leipziger Neuseenland ist ähnlich. Wer am Störmthaler, Zwenkauer oder Markkleeberger See ins Wasser geht, handelt auf eigene Gefahr. Überall fehlen Retter. Am Cospudener See war die Wasserwacht bis 2012 im Einsatz, danach sparte sich die Gemeinde das Geld.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist die Bezahlung der Wasserwacht in Sachsen nicht klar geregelt, kritisiert die Linken-Politikerin Zimmermann. Zwar könnten die Krankenkassen für Einsätze bei Bedarf zur Kasse gebeten werden, „aber wer lässt sich schon bei Bedarf in die Tasche greifen". Nötig sei eine Änderung des sächsischen Rettungsdienstgesetzes. Die Rettung im und am Wasser könnte mit einem Notfall auf dem Land gleichgestellt werden. Dann kann die Wasserwacht problemlos bei den Sozialversicherungsträgern oder Krankenkassen abgerechnet werden. Bis es so weit ist, heißt es weiter: Baden auf eigene Gefahr.
LVZ v.26.08.2016
Andreas vom Zwenkauer See
Als Antwort auf Forum Zwenkau • •Die A72 sollte auch 2012 fertig sein; wenn wir Glück haben ist sie 2022 fertig.